Wotersen. Guldenburgs Bei den TV-Dreharbeiten diente der Gasthof als Umkleide und Speisesaal
Am 29. Januar 1987 waren die Straßen in Deutschland wie leergefegt. Damals flimmerte die erste Folge der ZDF-Erfolgsserie „Das Erbe der Guldenburgs“ über die Fernsehbildschirme – es war Deutschlands letzter großer Straßenfeger. 18 Millionen Zuschauer sahen die deutsche Antwort auf „Dallas“ und „Denver“ in absoluter Starbesetzung. Und die Großen des deutschen Fernsehens gingen bei Anne und Werner Westedt in der Wotersener Gaststätte Hans Heitmann ein und aus.
Grund: Die Außenaufnahmen für die TV-Serie wurden ab 1986 auf Schloss Wotersen gedreht. Zunächst kamen nur die Komparsen zu den We-stedts, um sich in der Gaststätte umzuziehen oder dort auch zu essen. Für die Stars der Serie gab es eigene Wohnwagen auf dem Schlossgelände. Dort wurden sie auch von einem Caterer versorgt. Allerdings sprach sich die gute Hausmannskost von Anne Westedt schnell auf dem Filmset rum. Immer öfter schauten Regisseur Gero Erhardt sowie Schauspielstars wie Brigitte Horney, Alexander Wussow oder Iris Berben bei den We-stedts vorbei.
Zum Ende der ersten Staffel richtete Anne Westedt das Abschlussessen aus. „Es gab Schweinebraten“, erzählt die Rentnerin. Brigitte Horney schaute in der Küche vorbei und die Gastwirtin fragte, ob es geschmeckt habe. „Wir haben gegessen wie die Säue“, lobte die Schauspielerin das deftige Mahl.
Immer dabei war auch Anne Westedts Vater Hans Heitmann, wenn eine neue Folge von den Guldenburgs ausgestrahlt wurde. Er radelte im Vorspann über den Schlosshof. Auch die jetzige Chefin Anke Asmus spielte bei den Guldenburgs mit. Alle Kinder des Dorfes durften als Statisten Martin Graf von Guldenburg (Karl-Heinz Vosgerau) für eine Szene zum Geburtstag gratulieren. Aus irgendeinem Grund hat das Team Anke Asmus vergessen. Die damals Zehnjährige war so traurig, dass sie eine andere Rolle als Statistin bekam, bei der sie ein Pony namens „Grizzly“ über den Hof des Schlosses führen sollte. Diese Szene ist letztlich erschienen, die Geburtstagsfeier fiel bei der Regie durch und wurde herausgeschnitten.
Gespart wurde allerdings schon damals bei den Öffentlich-Rechtlichen. Sowohl die Guldenburgs als auch die konkurrierende Filmbrauerei Balbeck mussten sich einen Lastwagen teilen. „Auf der einen Seite stand Guldenburg auf der Plane, auf der anderen Seite Balbeck. Je nachdem, um welche Brauerei es ging, stand die Kamera auf der entsprechenden Seite“, erzählt Werner Westedt schmunzelnd. Er half seiner Frau damals in Schankstube und Laden, arbeitete aber hauptberuflich bei der Telekom.
Allerdings hat der Lkw die Dreharbeiten nur knapp überstanden. Bei einer Szene ging es um ein Feuer in der Brauerei. „Das Filmteam hatte das Schild an einer Fassade befestigt und mit Brennpaste eingestrichen. Es sollte brennend herabfallen. Doch irgendwie fiel es auf den Lkw und die Plane fing sofort Feuer“, erzählt Werner Westedt. Die Freiwillige Feuerwehr Roseburg war schnell vor Ort und konnte den Laster retten.
Noch heute blättern die Westedts und Tochter Anke Asmus nur allzu gern im gleichnamigen Buch zur TV-Serie. Denn alle Stars haben es persönlich signiert.