Schwarzenbek. Schwarzenbek. 15 Jahre hatte der Bundesgrenzschutz sein Domizil an der Möllner Straße. Erinnerung an diese Zeit.

Wo heute Geschäfte und Wohnhäuser im Lupuspark stehen, hatten 15 Jahre lang die Bundesgrenzschützer ihr Domizil. Mehrere Jahre dabei waren Thomas Hoppe, der heute in Winsen Luhe wohnt und Pensionär ist, und Frank Reichow, der mittlerweile seinen Dienst in der Verkehrsleitzentrale der Hamburger Polizei versieht.

Chronik gegen das Vergessen

Die beiden Ex-BGSler haben sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: Auf einer Internetseite mit Texten, Chroniken und Fotos wollen sie die Geschichte des Bundesgrenzschutzes, der heute als Bundespolizei ganz andere Aufgaben wahrnimmt, wachhalten. „Die Geschichte des BGS und seiner Mitarbeiter ist untrennbar mit der Teilung Deutschlands verbunden – und damit letztlich mit der Wiedervereinigung. Wir wollen dafür sorgen, dass der BGS und damit wir nicht gänzlich in Vergessenheit geraten“, erläutert der 57-Jährige seine Motivation.

Kameradschaft war sehr groß

In Schwarzenbek war Hoppe als Fernmelder mit Unterbrechungen zwischen 1978 und 1984 stationiert, sein Mitstreiter Frank Reichow kam später. „Wir haben uns im Dienst nicht kennengelernt. Ich bin erst über das Internetprojekt auf Thomas Hoppe aufmerksam geworden. Jetzt arbeiten wir zusammen und schwelgen gerne in Erinnerungen an eine Zeit, die von großer Kameradschaft geprägt war“, erzählt der Polizist.

Relikte der alten Kaserne stehen noch

Viel übrig geblieben ist nicht von der alten BGS-Kaserne, die der damalige Bundesinnenminister Hans-Dietrich Genscher (FDP) 1972 einweihte. Die Bundesregierung hatte schon frühzeitig mit dem grenznahen und durch die Bahnanbindung gut zu erreichenden Standort Schwarzenbek für eine BGS-Kaserne geliebäugelt. Erste Pläne gab es 1957. Die planungsrechtlichen Grundlagen für den Bau schuf die Stadt 1960. Dann dauerte es aber noch einmal zwölf Jahre bis zur Einweihung der Kaserne. 32 Millionen Mark hatte der Bund in den Bau der 17 Hektar großen Anlage an der Möllner Straße investiert.

1997 gingen die Lichter aus

1997 – acht Jahre nach dem Mauerfall – gingen dann auch in der Kaserne die Lichter aus. Heute sind an der Zufahrt zum Lupuspark noch zwei Wohnblocks mit Mehrfamilienhäusern zu sehen. „Früher wohnten dort der Spieß und einige andere Angehörige des BGS“, erinnert sich Reichow. Auch die Räume, in denen bis 2012 die Centa-Wulf-Schule untergebracht war, gab es zu BGS-Zeiten schon. Sie dienten als Schulungsgebäude. Wo heute Frank Günther seinen Elektrobetrieb hat, war früher die Turnhalle der Grenzschützer. Hoppe, der nach seiner Dienstzeit beim BGS ebenso wie Reichow zur Polizei wechselte, war nur noch einmal in Schwarzenbek. „Ich habe den Lupuspark gesehen, bin aber nicht reingefahren. Die Wehmut war zu groß“, erzählt er.

Wache bei Kanzler Schmidt am Brahmsee

Die knapp 500 Grenzschützer hatten nicht nur den Abschnitt von Lauenburg bis Gudow zu sichern. „Schon gleich nach meiner Ausbildung gab es die Entführung von Arbeitgeberpräsident Hanns-Martin Schleyer. Wir waren auf Abruf und sollten gegebenenfalls mit dem Hubschrauber zur Terror-Bekämpfung eingeflogen werden. Dazu kam es dann aber doch nicht“, berichtet Hoppe. Häufig fiel Anfang der 1980er-Jahre auch der Wochenendurlaub aus, wenn plötzlich am Freitag die Schranke im Eingangsbereich geschlossen wurde, weil die Grenzschützer zu den Demonstrationen gegen das Kernkraftwerk Brokdorf ausrücken mussten. „Regelmäßig waren wir auch am Brahmsee, um das Wochenendhaus von Hannelore und Helmut Schmidt zu bewachen“, erzählt der Pensionär. Für Reichow, der erst Mitte der 1980er-Jahre nach Schwarzenbek kam, standen die Einsätze an den besetzten Häusern in der Hamburger Hafenstraße im Mittelpunkt.

Gefahr durch Wildschweinrotte

An der Grenze selbst war es vergleichsweise ruhig. „Wir grüßten die DDR-Soldaten anfangs. Sie grüßten nicht zurück. Wir waren schließlich der Klassenfeind“, erzählt Reichow. Wirklich gefährlichen Situationen waren die beiden nie ausgesetzt. Gelegentlich ging eine Selbstschussanlage auf DDR-Gebiet los, wenn ein Tier oder ein herabfallender Ast diese auslöste. „Einmal haben wir nachts eine Rotte Wildschweine aufgeschreckt. Da mussten wir ganz schön laufen“, erinnert sich Reichow.

Weitere Infos und Kontaktmöglichkeiten gibt es unter: www.bundesgrenzschutz-online.de