Schwarzenbek . Schwarzenbek. Seit 2012 finden junge Mütter in Not ein neues Zuhause auf Zeit im Mutter-Kind-Haus. Jetzt entsteht ein Neubau.

Oft sind die Bewohnerinnen des Mutter-Kind-Hauses der freien evangelischen Gemeinde an der Hamburger Straße 9 selbst noch Kinder. Die jüngste Mutter, die es allein ohne fremde Hilfe nicht schafft, ist gerade 16 Jahre jung, die älteste 36. Aktuell leben fünf Mütter und sechs Kinder in dem Gebäude. Die Gründe für ihre Notlage sind vielfältig. Oft spielt eine Trennung eine Rolle. Die Bewohnerinnen werden rund um die Uhr von Leiterin Britta Manzke und ihrem Team betreut. Mitunter müssen die Mitarbeiter auch einschreiten, wenn alkoholisierte oder unter Drogeneinfluss stehende Ex-Partner der Bewohnerinnen vor der Tür stehen.

Mütter in Not schätzen familiäre Atmosphäre

Der Bedarf für Mutter-Kind-Häuser ist offensichtlich groß doch im Kreis Herzogtum Lauenburg gibt es lediglich dieses eine in Schwarzenbek. Aktuell gibt es eine Warteliste mit Müttern aus Parchim, Hamburg, Rotenburg/ Wümme und aus dem Kreisgebiet. Aber zur Zeit sind keine Zimmer frei. „Es gibt auch in anderen Teilen Norddeutschlands solche Häuser. Aber die sind wesentlich größer. Die Mütter schätzen die familiäre Atmosphäre bei uns“, berichtet Britta Manzke.

Bewohnerinnen holen Schulabschluss nach

Allerdings gibt es einen deutlichen Unterschied zu klassischen Frauenhäusern, in denen Gewaltopfer Zuflucht finden – auch wenn es Schnittmengen in der Zielgruppe gibt. „Bei uns nehmen wir ausschließlich Mütter auf. sie bleiben auch länger“, erläutert Britta Manzke. Die Verweildauer der Frauen in dem 2012 eröffneten Haus liegt zwischen drei Monaten und zwei Jahren. Die Kinder werden in umliegenden Kitas und Krippen betreut. Die Mütter teilen sich die Versorgung des Nachwuchses und nutzen die Zeit, um ihr Leben in den Griff zu bekommen, holen etwa einen Schulabschluss nach oder beenden eine Ausbildung.

Es fehlt ein teilstationäres Angebot

Allerdings ist seit geraumer Zeit klar, dass das erfolgreiche Angebot nachgebessert werden muss. „Wir haben schnell herausgefunden, dass wir zusätzlich zur vollstationären Betreuung auch ein teilstationäres Angebot benötigen, um den Müttern den Übergang in die Selbstständigkeit zu erleichtern“, sagt Pastor Jörg Hartung, der für Schwarzenbek zuständige Seelsorger der freien evangelischen Gemeinde.

2018 soll Neubau fertig sein

Schon seit längerer Zeit hatten Hartung und Manzke auf das seit Jahren leer stehende Haus mit Praxis von Zahnarzt Dr. Hellmann mitsamt dem dazugehörigen 800 Quadratmeter großen Grundstück spekuliert. Es liegt direkt hinter dem Gebäude der Freikirche. Das scheiterte bislang jedoch am Preis. Nun sind sich die Vertragsparteien jedoch einig geworden. „Wir werden das alte Zahnarzthaus abreißen und ein neues Mutter-Kind-Haus errichten. Unsere bisherige Immobilie nutzen wir dann als Verselbstständigungshaus für Mütter, die noch nicht so weit sind, dass sie ganz ohne unsere Hilfe leben können“, sagt Manzke. 2018 soll der Neubau fertig sein. Die Freikirche investiert etwa eine Million Euro Spendengeld in das Projekt.