Schwarzenbek. Schwarzenbek. Die Fenster aus der St. Franziskus-Kirche drohten herauszufallen. Dank einer großen Spendenaktion konnten sie gerettet werden.

An einem alten Haus gibt es immer etwas zu tun. Diese Weisheit hat sich bei der gut 120 Jahre alten St. Franziskus-Kirche erneut bewahrheitet: Nachdem bereits 2006 die Zifferblätter der Turmuhr und vor sieben Jahren die Risse in den beiden Kirchenglocken mit Spendengeldern saniert worden sind, waren jetzt die 70 Jahre alten Kirchenfenster dran. Auch hier haben unter der Federführung von Pastorin Christiane Klinge zahlreiche Spender für den Erhalt der bleiverglasten Fenster gesorgt.

Es zieht nicht mehr im Kirchenschiff

„Die Fenster sind fertig saniert. Man kann es deutlich sehen: sie glänzen wie neu. Man kann es aber auch spüren, weil es in der Kirche nicht mehr zieht“, sagt die Pastorin. Exakt 61 185,46 Euro sind als Eigenanteil der evangelischen Kirchengemeinde Schwarzenbek zusammen gekommen. Es gab Konzerte, Feste und Aktionen wie das spezielle Fensterbrot der Gebrüder Eggers, um das Geld für das Projekt einzuwerben.

Fenster mit Blei vom Schrottplatz eingefasst

Dabei handelt es sich jedoch nicht um die ursprüngliche Verglasung der 1895 errichteten und unter Denkmalschutz stehenden Kirche. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs hatte Glasermeister Hans Behrendt neue Fenster eingebaut und dafür Blei auf Schrottplätzen in Hamburg gesammelt. „Beim Ausbauen haben wir in der Fensterlaibung verputzte Stellen gefunden. Die ursprünglichen Fenster müssen also eine andere Aufteilung gehabt haben“, sagt Jürgen Perau. Der Diplom-Ingenieur aus Börnsen war 30 Jahre in der Bauverwaltung des Kirchenkreises Alt-Hamburg tätig und hatte die Sanierung als Experte begleitet.

Stützsegel waren durchgerostet

Die Bleifassungen waren brüchig, die Stützsegel durchgerostet und einige Scheiben gesprungen. Die Schäden waren so groß, dass einzelne Segmente herauszufallen drohten. Nur die davor montierte Vandalismusverglasung verhinderte, dass die Fenster bei starkem Wind brachen. Für Perau macht die Farbigkeit den Charme der Fenster aus: Tatsächlich gibt es in der Kirche kein weißes Glas: Die Scheiben schimmern in zarten Blau-, Gelb-, Rosa- und Grüntönen. Bei der Sanierung haben die Restauratoren deshalb darauf geachtet, neue Scheiben in exakt den gleichen Pastelltönen einzusetzen.

Sanierung hat 120.000 Euro gekostet

Insgesamt hat die Sanierung der Kirchenfenster 120 000 Euro gekostet. 30 000 Euro steuerte der Kirchenkreis bei, die gleiche Summe warb Christiane Klinge aus Drittmitteln (Fördergeldern) ein. 20 000 Euro konnte die Schwarzenbeker Kirchengemeinde aus ihren eigenen Rücklagen beisteuern, den größten Einzelanteil machten die Spenden in Höhe von 41 185,46 Euro aus. Für dieses Engagement wurde die Aktion „Unsere Fenster brauchen Hilfe“ von Klinge & Co. im Februar 2015 auch von der Nordkirche als bestes Fundraising-Konzept der evangelischen Landeskirche ausgezeichnet. Dieser Preis war mit immerhin 1500 Euro dotiert, die ebenfalls in die Sanierung der Fenster flossen.

Empfang für die Spender

Den Spendern will Pastorin Christiane Klinge am Sonntag mit einem musikalisch gestalteten Gottesdienst danken. Er beginnt um 9.30 Uhr. Im Anschluss gibt es einen Empfang für die Spender im Franziskus-Haus.

Neugotisches Gotteshaus

Die 1895 im neugotischen Stil erbaute St.-Franziskus-Kirche ist das dritte Gotteshaus an dieser Stelle an der Compe­straße. Um 1250 errichtete der Ritter Wulf to Swartenbeke seine Burg und wohl auch irgendwann eine Kapelle. Diese wird aber erst 1335 erstmals urkundlich erwähnt. 1605 wurde dann die erste St.-Franziskus-Kirche errichtet, aus der auch noch zwei Glocken im heutigen Bau stammen.

Pastor Carl Nievert, der 1883 nach Schwarzenbek kam, setzte sich vehement für einen Neubau ein – mit Erfolg. 1894 musste die alte Kirche aufgrund einer unzureichenden Statik abgerissen werden. Sie galt als einsturzgefährdet. Nach einem Jahr Bauzeit wurde am 20. Oktober 1895 der Kirchenneubau an gleicher Stelle eingeweiht. Dass sich mittlerweile wieder Risse im Kirchenschiff gebildet haben, ist kein Wunder: Der Sakralbau steht wie sein Vorgänger auf einer Torflinse.