Schwarzenbek. Schwarzenbek. Der alteingesessenen Bäckerei Gräper droht die Zwangsversteigerung. Inhaber Matthias Gräper will mit Partnern neu durchstarten.

Im Jahr 1959 übernahm Herbert Gräper die bereits alteingesessene Bäckerei von Heinrich Maas an der Lauenburger Straße 6. Der traditionsreiche Betrieb ist mittlerweile über 100 Jahre alt und steckt in einer schweren Krise. Am Mittwoch, 17. Februar, ist vor dem Amtsgericht Schwarzenbek ein Termin für eine Zwangsversteigerung angesetzt.

Inhaber strebt Einigung mit Bank an

„Dazu wird es nicht kommen. Ich strebe eine Einigung mit der Bank an“, sagt Matthias Gräper (54) kämpferisch. Der Konditormeister und gelernte Bäckergeselle führt das Geschäft in zweiter Generation. Er übernahm den Laden 1993 von seinem Vater. Er ist spezialisiert auf Brötchen, die 75 Prozent seines Umsatzes ausmachen, und bietet auch hochwertige Torten an.

Betrüger ist Schuld an Finanzproblemen

Allerdings ist er vor einigen Jahren Opfer eines Betrügers geworden. Dieser ließ sich eine große Menge Backwaren liefern, zahlte nicht, setzte sich ins Ausland ab. Der Betrieb geriet in eine finanzielle Schieflage, die Banken zahlten keine Kredite mehr. Es folgten Verhandlungen, rechtliche Aus­einandersetzungen bis schließlich die Zwangsversteigerung anstand. Jetzt will Gräper seine Schulden begleichen und mit einem neuen Konzept weitermachen.

Neues Konzept für Neustart

Als Partner hat er Dagmar Koops, die in seinem Haus seit zehn Jahren das Café Ella betreibt, und den Produktentwickler Michael Bender mit an seiner Seite. Bender hat in dem Haus seine Werkstatt. Gemeinsam stellen sie unter anderem den „Lesekeks“ mit sinnreichen Sprüchen und den „Wies’n Keks“ für den Münchner Viktualienmarkt her. Die drei wollen, sobald die Versteigerung abgewendet ist, noch enger zusammenarbeiten. „Uns schwebt ein Schwerpunkt mit hochwertigen Torten, Veranstaltungen und einer Art gläserner Produktion vor, bei der die Handwerkskunst der Konditorei im Mittelpunkt steht“, sagt Bender. Details will er erst nennen, sobald die Bäckerei Gräper sich wieder in ruhigerem Fahrwasser befindet.

Gräper will weitermachen

Matthias Gräper will in jedem Fall weitermachen. Aktuell beschäftigt er sechs Mitarbeiter in der Backstube und gut zehn Mitarbeiter im Verkauf. Er hat Filialen in Müssen und im Penny-Markt an der Möllner Straße.

Früher war es ein großes Café

Die Bäckerei entstand 1896. Früher war ein großes Café mit 60 Sitzplätzen angegliedert. Das ließ sich nicht mehr finanzieren. Deshalb vermietete Gräper einen Teil der 996 Quadratmeter Fläche an Dagmar Koops und an einen Telefonshop. Dieser musste zwischenzeitlich wieder aufgeben. Der Verkehrswert für das Haus liegt bei 389 000 Euro.

Das passierte noch im Jahr 1959 in Schwarzenbek

27. Januar - Die Firma Wilhelm Fette (heute: LMT Group) gründet ein Werksorchester.

31. Januar - In Schröders Hotel wird eine Radfahrer-Maskerade unter dem Motto „Vom Nordpol bis zum Kongo“ gefeiert.

21. März - Die erste Turnhalle der Stadt wird neben der Compeschule an der Breslauer Straße eröffnet.

7. April - Die Stadtverordnetenversammlung beschließt die Umwandlung der Aufbau- zur Mittelschule, aus der später die Realschule hervorgeht.

8. April - Gute Nachrichten vom Arbeitsamt: Gegenüber dem Vorjahr ist die Arbeitslosigkeit im gesamten Bezirk um 60 Prozent zurückgegangen.

30. Juni - Die ersten Wohnungen im heutigen Stadtteil Mühlenkamp werden an der Fritz-Reuter-Straße bezogen.

25. Juli - Die Bismarck’sche Verwaltung baut einen neuen Schweinestall auf dem Vorwerk, dem heutigen Ritter-Wulf-Platz.

16. August - Die Trennung der Mittelschule von der Volksschule tritt in Kraft. Erster Rektor der neuen Schule ist Ernst Brandt (1905-1974).

7. Oktober - Der letzte Mieter zieht in das „Hochhaus“ an der Stettiner Straße ein. Der zehnstöckige Bau der Neuen Lübecker war ein Jahr zuvor fertiggestellt worden – als einer der ersten Hochbauten im Kreis.

25. Oktober - Bei der Kommunalwahl erhält die SPD 8 Sitze, die CDU 7. Jeweils 2 gehen an die FDP und den „Bund Heimatvertriebene und Entrechtete/Großdeutscher Block“.

13. November - Johann Thumser (SPD) wird zum Bürgervorsteher gewählt und bleibt es bis zum Jahr 1966.

Quelle: „Eine Chronik von Schwarzenbek 1950-2004“ von Dr. William Boehart