Schwarzenbek (cus). Ganztagsgruppen gab es noch nicht, als Jutta Borchardt (54) vor 30 Jahren ihre Arbeit an der Kita St. Elisabeth begann.
Schwarzenbek (cus). Ganztagsgruppen gab es noch nicht, als Jutta Borchardt (54) vor 30 Jahren ihre Arbeit an der Kita St. Elisabeth begann:
"Damals gab es drei Vormittags- und drei Nachmittagsgruppen." Auch Wiebke Rohland (44) konnte sich 1995 noch nicht vorstellen, einmal eine Waldkindergartengruppe zu leiten. "Als ich dann gefragt wurde, habe ich gesagt, dass ich das spannend fände und habe erst einmal andere Waldgruppen besucht", erinnert sich Rohland: "Ich musste mir vor Dienstbeginn zunächst einmal Regenhose und Wanderstiefel kaufen. Diese Utensilien sind in einer Waldkita unverzichtbar". Seit dem Jahr 2000 leitet sie gemeinsam mit Sandra Ozols die Waldgruppe "Eichhörnchen" der Kita St. Elisabeth. Der Container der Gruppe steht am Sachsenwaldring.
Zusammen können Borchardt und Rohland auf 50 Jahre Erfahrung im Bereich kindlicher Bildung zurückblicken. "Es war immer unser Anliegen, Kinder fit für die Zukunft zu machen und sie optimal in ihrer Entwicklung zu unterstützen - ob 1985 oder 2015", sagt Borchardt. Eine Einschätzung die auch Rohland teilt: Auch wenn infolge des "Pisa-Schocks" aus dem Jahr 2001 der Bildungsauftrag für Kitas durch die Kultusminister der Länder im Jahr 2004 neu formuliert wurde, habe Bildung auch davor eine große Rolle gespielt. Die Kita-Zeit sei für Kinder viel prägender als die Schulzeit, so Rohland: "Kinder sind aber nur drei bis fünf Jahre in der Kita, dagegen neun bis zwölf in der Schule. Möglicherweise fehlt den Kitas deshalb eine Lobby."
Das gelte auch bei der Entlohnung: Zwar sind die Gehälter seit 2009 um rund 30 Prozent gestiegen (der Durchschnittslohn liegt laut Hans-Böckler-Stiftung in Westdeutschland bei 2519 Euro brutto), doch Jutta Borchardt und Wiebke Rohland können ihre streikwilligen Kollegen - Ver.di droht für Oktober weitere Arbeitsniederlegungen an - aus den kommunalen Kitas gut verstehen. "Die Ausbildung ist heute mit einem Studium vergleichbar", sagt Borchardt. Sie dauert rund fünf Jahre und wird an Fachschulen durchgeführt. Eine Vergütung gibt es erst im letzten Jahr.
"Es ist ein Beruf, der viel mit Berufung zu tun hat", sagt Rohland. Aber angesichts der langen Ausbildungsdauer schauten Bewerber zunehmend auf das künftige Gehalt - und entschieden sich für einen anderen Beruf. Rohland: "Es ist mittlerweile überall zu spüren, dass Erzieher fehlen."