Kreis: Norbert Brackmann übernimmt vorerst Kreisspitze - Nachfolger im Juni - Fünf Kandidaten
Seit Monaten ist Landrat Gerd Krämer krank. Viel wird über seinen Gesundheitszustand spekuliert. Seit gestern herrscht in einem Punkt Klarheit: Der Chef der Ratzeburger Kreisverwaltung wird sein Amt nicht mehr ausüben. "Ich habe in den vergangenen Tagen mehrfach mit Gerd Krämer telefoniert und dabei den Eindruck gewonnen, dass er nicht mehr in der Lage sein wird, bis zu seinem Ausscheiden am 31. Mai die Amtsgeschäfte zu führen", sagt der Innenausschussvorsitzende Norbert Brackmann, der Krämer als 1. Kreisrat bis Ende Mai vertritt.
Zuletzt arbeitete der Landrat am 18. September - meldete sich dann nicht zum ersten Mal krank. Spätestens nachdem sich in seinem Büro im März vergangenen Jahres ein Mann erschossen hatte, häuften sich die Ausfälle. Im Frühjahr erklärte der 63-Jährige deshalb, bereits Ende Mai 2015 aus dem höchsten Verwaltungsamt des Kreises Herzogtum Lauenburg ausscheiden zu wollen, obwohl seine Amtszeit erst Ende 2017 endet. Doch selbst den vorgezogenen Termin wird der Verwaltungschef jetzt nicht mehr erfüllen können.
Was die gesundheitlichen Gründe sind, dazu will sich Brackmann nicht äußern. "Ich weiß sie auch gar nicht", betont der CDU-Politiker, der einen Spagat zwischen der Vertretung im Kreishaus und seinem Bundestagsmandat meistern muss. "Zum Glück ist der Haushalt in Berlin fast fertig, sodass die Arbeit dort etwas weniger wird", sagt Brackmann. Bis am 22. Januar durch den Kreistag ein neuer Landrat gewählt wird, kann er als Vertreter aber kaum auf Unterstützung hoffen. "Da sich der zweite Kreisrat Jens Meyer aus Reihen der SPD-Fraktion selbst als neuer Landrat zur Wahl stellt, kann er die Amtsgeschäfte aus Gründen des Wettbewerbs nicht übernehmen", sagt Brackmann. In seiner eigenen Kreistags-Fraktion kann Brackmann aber auch nicht kürzer treten - weil sein Stellvertreter Christoph Mager sich wiederum als CDU-Kandidat zum Landrat wählen lassen will - und sich dann als Fraktionsvorsitzender entsprechend profilieren könnte.
Eine Abwahl oder das sofortige Ausscheiden des Landrats wegen Dienstunfähigkeit seien für den Innenausschuss keine Optionen gewesen, betont Brackmann auf Nachfrage - beides hätte wegen der komplizierten Fristen den Wechsel an der Spitze nur um wenige Wochen beschleunigt. Allerdings seien die Amtsgeschäfte sichergestellt.
Neben dem Lauenburger Rechtsanwalt Meyer und dem Ratzeburger Richter Mager hat auch der Wentorfer Bürgermeister Matthias Heidelberg sein Interesse an einer Kandidatur bekundet. Zudem soll es nach Informationen aus dem Kreistag eine Kandidatin aus dem Harz und einen Interessenten aus Geesthacht geben. Der Landrat wird nicht mehr von den Bürgern, sondern vom Kreistag gewählt. Wer zur Wahl zugelassen werden will, ist auf den Vorschlag eines Kreistagsmitglieds angewiesen. Gewählt wird der neue Spitzenbeamte für acht Jahre.