Schwarzenbek. Seit 30 Jahren gastiert der Kinderliedermacher Volker Rosin, jeweils im Mai und Dezember, in der Europastadt. Sein Konzert am Freitagabend war zugleich Auftakt der diesjährigen Weihnachtstournee durch die Republik. Dabei begann die Freundschaft mit Schwarzenbek eher angespannt.

Bei Liedern wie „Tanzalarm am Tannenbaum“ oder „Der Nikolaus will tanzen“ sprang der Funke zwischen dem 55-Jährigen auf der Bühne im Forum des Gymnasiums und seinen 500 Gästen im Kindergartenalter, deren Eltern und Großeltern schnell über. Das war nicht immer so: Vor 30 Jahren kam Kinderliedermacher Volker Rosin das erste Mal nach Schwarzenbek. Damals soll die Stimmung irgendwie merkwürdig bis angespannt gewesen sein.

Der Kindergarten St. Franziskus hatte den gelernten Erzieher und Musiker Rosin für das Rahmenprogramm seines Kinderfaschings eingeladen. „Doch er kam ohne Kostüm“, erinnerte sich die Leiterin Iris Thiede. Schlechte Laune lag in der Luft, denn sämtliche Kinder und Erzieherinnen hatten sich aufwendig verkleidet und Rosin, der als witziger Rheinländer aus einer Karnevalshochburg angekündigt war, kam in Hemd und Hose. Dass es nicht gut lief, merkte auch Rosin. Zu seiner Show gehörte jedoch, das Kostüm erst in der Show vor den Kindern anzuziehen. „Dann holte er mitten im Programm aus einem winzig kleinen Koffer ein buntes Clownskostüm heraus und zog es an“, erinnert sich Thiede. Damit besserte sich auch die Stimmung etwas. Aber Rosin soll nach dem Auftritt gesagt haben, dass er nie wieder nach Schwarzenbek kommen werde.

An seine Aussage von damals kann sich Rosin heute nicht mehr erinnern und gehalten hat er sich daran eh nicht: „Das war der Beginn einer wunderbaren Freundschaft.“ Seitdem kommt er zweimal im Jahr in die Stadt, immer im Dezember und Mai. Der Förderverein „Schwarzenbeker Zwerge“ der Kita organisiert seitdem jedes Mal den Auftritt.

Das Konzert am Freitagabend war gar der Auftakt für seine diesjährige Weihnachtstournee, die ihn bis zum 22. Dezember durch ganz Deutschland führt. Mehr als 20 Konzerte gestaltet er dabei.

In Schwarzenbek hat Rosin auch mehrmals Fortbildungen für Erzieherinnen und Erzieher durchgeführt. „Singen und sich bewegen gehört einfach in der Kindheit dazu. Das ist wichtig für die Kinder“, sagt Rosin. Die Kita St. Franziskus, die 186 Kinder besuchen, ist da ganz weit vorn. Denn dort gibt es seit einigen Jahren den „Musik-Garten“, ein Angebot, in dem die Kinder viel singen und musizieren. „Kinder, die singen, können sich besser konzentrieren, ihre Merkfähigkeit verbessert sich, denn sie prägen sich auch die Texte ein. Die Texte lernen sie besser, wenn sie sich beim Tanzen auch bewegen“, sagt Iris Thiede. Der Vorteil macht sich auch der Schule bemerkbar, denn Kinder die sich viel bewegen, um die eigene Achse drehen oder rückwärts laufen können, haben weniger Schwierigkeiten beim Schreibenlernen, weil sie eine bessere Koordination haben und sich gut konzentrieren können.

„Das finde ich super, dass in dieser Kita so viel Musik gemacht wird“, sagt Rosin nach dem Konzert bei Kaffee und einem Stück von der Torte, die die Kita-Leiterin für ihn gebacken hatte. Doch die Kita setzte noch einen drauf. Am Freitag war auch die erste CD fertig, die die Gruppen der Kita zusammen mit den „Minimusikern“ aus Köln aufgenommen hatten (wir berichteten). Freudig überreichte Thiede die Silberscheibe an Volker Rosin als Weihnachtsgeschenk – eine echte Überraschung für den 55-Jährigen, der selbst schon mehr als 30 CDs produzierte, vier Millionen CDs und 600.000 Bücher mit seinen Liedern verkaufte und nach dem eine Schule in Düsseldorf benannt ist. Bei so viel Harmonie ist auch das nächste Rosin-Konzert schon gebucht: Am 4. Mai 2012 tritt der Kinderliedermacher wieder in der Europastadt auf.

Drei Fragen an Volker Rosin

Sie haben hunderte Lieder geschrieben und fast alle Tiere durch: Gorillas, Kängurus, Kamele, Nilpferde, Elefanten, Mäuse… Fällt Ihnen überhaupt noch was ein?

Rosin: Das stimmt, ich habe alle Tiere durch (lacht). Nur das Erdmännchen noch nicht. Deshalb habe ich vor kurzem das Lied über das Erdmännchen Eduard gemacht. Übrigens fallen Hund und Katze aus, denn Kinder wollen lieber was über exotische Tiere hören und singen.

Sie singen seit fast 40 Jahren für Kinder und mit Kindern. Sind die Kinder heute anders?

Rosin: Sie können sich nicht mehr so gut konzentrieren. Kinder konsumieren heute viel mehr aus dem Fernsehen, am Computer und im Internet.

Was sind für Sie die schönsten Momente bei den Konzerten?

Rosin: Wenn ich zum Abschluss das Lied über die Freundschaft singe und die Kinder bitte, ihre Freunde, Mama oder Papa an die Hand zu nehmen. Dann sehe ich, wie sie sich umarmen und gemeinsam leise singen. Das macht mich froh.