Schwarzenbek. Das Hallenbad blieb ein Traum, seit gestern ist mit seinem Wohnhaus auch die letzte Spur von Aquabek-Geschäftsführer Rainer Hartmann in der Europastadt getilgt. Im Rahmen einer Zwangsversteigerung haben sich Jan Haberkamm und Natalie Kemmling im Bieterstreit durchgesetzt.

Bei 376 000 Euro erteilte Rechtspflegerin Stefanie Krüger dem Paar gestern um 11.43 Uhr im Saal 2 des Schwarzenbeker Amtsgerichts den Zuschlag.

Im Jahr 2005 hatte Hartmann das knapp 250 Quadratmeter große Haus gebaut, dessen Verkehrswert laut Gutachter bei 507 000 Euro liegt. Kleines Problem: Carport und die Dachterrasse auf einem Geräteschuppen wurden ohne Baugenehmigung errichtet und müssen teilweise abgerissen werden. Das stört das junge Paar aus Bramfeld, das in Hamburg arbeitet, nicht: "Wir kommen vom Land und wollten dahin auch wieder zurück", erklärt Kemmling. In einem Immobilienportal im Internet waren sie auf das Haus gestoßen. "Ein Bekannter, der jetzt in Büchen lebt, hatte uns auf die günstigen Verkehrsverbindungen hingewiesen", sagt Haberkamm: Zuvor hatte das Paar nur im Süden Hamburgs nach Immobilien gesucht. Noch im Gerichtssaal beglückwünschten viele Anwohner, die ebenfalls zur Zwangsversteigerung gekommen waren, ihre neuen Nachbarn, die sich gegen drei Mitbieter durchgesetzt hatten.

Hochfliegende Pläne

Das große Interesse, mehr als 20 Besucher waren in den Saal des Amtsgerichts gekommen, erklärt sich mit der schillernden Vergangenheit des ehemaligen Hausbesitzers: Ende 2007 hatte die SPD-Vorsitzende Josefin Francke einen Kontakt zwischen ihrem ehemaligen Nachbarn sowie Verwaltung und Politik hergestellt. Am 14. Februar 2008 stellte Rainer Hartmann dann seine Schwimmbad-Pläne öffentlich im Festsaal des Rathauses vor: Das Hallenbad sollte zunächst ein 38 Meter hohes, mit Solarzellen bestücktes Pultdach erhalten, um die als reines Sportbad konzipierte Anlage kostengünstig zu beheizen. Weil das baurechtlich nicht möglich war, speckte Hartmann ab: Jetzt sollte das Pultdach nur noch 17,50 Meter hoch werden. Später verlegte sich er sich auf Geothermie: Nun sollte in 1220 Meter Tiefe angeblich vorhandene 70 Grad heiße Sole das 150 Meter lange Gebäude mit drei Becken, Restaurant und Trainingsräumen beheizen.

Im Kommunalwahlkampf wagte keine Partei, Zweifel an dem Projekt zu äußern. Nach der Wahl am 25. Mai 2008 stellten die Stadtverordneten dann auch in Rekordzeit einen Bebauungsplan für das Grundstück zwischen Grover Weg und Möllner Straße auf, den sie am 2. September 2008 verabschiedeten. Neben dem Hallenbadgebäude sollten dort Parkplätze sowie 17 Einfamilienhäuser errichtet werden. Als Hartmann dann jedoch noch eine Bürgschaft in Höhe von 1,8 Millionen Euro von der Stadt verlangte, um den Kaufpreis für das bisher als Ackerfläche genutzte Grundstück zu bezahlen, sagten die Politiker Nein.

Zum Glück: Im selben Jahr hatte ein Hamburger Papiergroßhändler, bei dem Hartmann fünf Jahre tätig war, Anzeige gegen seinen ehemaligen Buchhalter erstattet. Um mehr als eine Million Euro habe Hartmann das Unternehmen geschädigt, erklärte der Unternehmenschef, der neben der ING-Diba-Bank, bei der Hartmann mit knapp 700 000 Euro in der Kreide stehen soll, als zweiter Gläubiger bei der gestrigen Zwangsversteigerung des Wohnhauses dabei war. "Wir hätten das Haus selber gerne zu einem günstigeren Gebot ersteigert und es später auf dem freien Markt verkauft, um den Schaden zumindest etwas zu minimieren", erklärte der Firmenchef, der anonym bleiben will.

Haft statt Hallenbad

Im Januar 2011 wurde Hartmann zu einer Haftstrafe von sechs Jahren verurteilt, die Revision wurde im Juni vom Bundesgerichtshof (BGH) verworfen. Seit August 2011 sitzt Hartmann laut Firmenchef seine Haftstraße in der Justizvollzugsanstalt Hamburg-Fuhlsbüttel ab. Auch Hartmanns Firma, die Aquabek GmbH, befindet sich mittlerweile in der Liquidation, die Internetseite ist schon seit langem gelöscht.

Für die Ackerfläche an der Möllner Straße gibt es derweil einen neuen Interessenten. Nach Informationen unserer Zeitung hat der Investor die Fläche bereits erworben, jedoch unter dem Vorbehalt, sein Projekt auch umsetzen zu können. Dafür müsste jedoch der vor drei Jahren aufgestellte Bebauungsplan geändert werden. Im nichtöffentlichen Teil des Haupt- und Planungsausschusses hat der unbekannte Investor sein Projekt auch schon vorgestellt, ist dort offenbar noch nicht auf breite Zustimmung gestoßen.