Schwarzenbek. “Musik von den Beatles kommt mir hier nicht rein“ - darauf bestand der Schwarzenbeker Gerhard Kolbe, als er vor 50 Jahren die Idee für die erste “Diskothek“ hatte. Damals eröffnete der gelernte Tischler, Architekt, Grafiker und Inhaber eines Bierverlages sein Gasthaus an der Lindenstraße 10, die Uhlen-Deel.
Eine schicke selbstgebaute Bar, rustikale, gemütliche Ausstattung mit viel Holz und altem Messinghausrat an den Wänden, gediegene deutsche Küche - jetzt fehlen nur noch Musik und Tanz, dachte sich der rührige Geschäftsmann, besorgte sich eine Musikbox mit ein paar Singles und war der erste "DJ" in Schwarzenbek. "Musik, zu der die Leute sich in den Arm nehmen können, kam ins Haus", erzählt Kolbe. Damals prophezeite ihm jeder: "Kein Mensch tanzt zu Schallplatten!" Aber der Schwarzenbeker behielt Recht. "Und wie sie getanzt haben", sagt er.
Am Wochenende war hier die Bude voll. Zum "Tanz am Kamin" und "Tanz in den Mai" kamen 80 Leute in die Rülau, mehr passten nicht hinein. Zuerst wurde zwischen den Tischen getanzt und dann richtete ich einen Saal im ehemaligen Bierlager ein", schwärmt der 85-Jährige. Der war zwar nur knapp vier Meter breit, aber Kolbe ließ ihn größer erscheinen. Dafür entwarf er eine riesige Fotomontage mit einen Panoramabild von Hamburg. Da sah der Raum gleich noch mal so groß aus.
Längst ist Kolbe ins Altenteil neben der Gaststätte gezogen, die seit 1989 von griechischen Gastwirten betrieben wird. Aber von zur Ruhe setzen kann keine Rede sein. Sein ganzes Haus ist beredtes Zeugnis seiner Kreativität. Er sammelt und restauriert alte Möbel, fertigt Schmuck aus Rinderknochen und Edelsteinen, schmückt die Wände mit seinen Aquarellen, Zeichnungen und Entwürfen für Reklamen, die er als Grafiker gestaltete.
Auf Regalen und Anrichten stehen seine Skulpturen. Till Eulenspiegel und sein Sternzeichen, der Widder, sind die Lieblingsmotive. Aus einem alten Soldatenspind baute er sich vor Jahrzehnten einen "Junggesellenschrank". Heute ist er zum praktischen Küchenschrank umfunktioniert. Trennen kann er sich weder von den alten, selbstgebauten Holzfässern, die einst als Sitzgelegenheit in seiner Disco-Bar dienten noch von dem alten Schreibtisch, den er als junger Tischler selbst baute. Dort arbeitet er gerade an neuen Grafiken.
Lediglich vier feine Filzstifte, der Pinsel, den er sich als Student aus Marderhaar anfertigte, ein Kasten mit Aquarellfarben aus der Studienzeit, alte Radierknete, etwas Tinte und ein Zeichenblock sind seine einzigen Hilfsmittel.