Lauenburg. Auf dem Gelände der Grundschule leben jetzt sechs Hennen und ein Hahn. Dabei geht es beim Schulprojekt mehr als um frische Eier.
Bereits vor zehn Jahren hatte Schulsozialarbeiter Christian Knaack von der Weingartenschule eine Brutmaschine gekauft, die seitdem in seinem Arbeitszimmer steht. Mit einer Speziallampe zeigt er den Grundschülern, was während der Brutzeit im Ei vor sich geht. Bis vor Kurzem hat der begeisterte Hühnerzüchter die Küken nach einiger Zeit dann zu Hause aufgezogen. Das ist jetzt anders: Die Weingartenschule hat nun einen eigenen Hühnerstall – und damit ein neues Schulprojekt. Aus Mitteln des Landesprogramms „Ganztagsförderung“ hat die Schule einen 30 Quadratmeter großen Stall errichten lassen. Drum herum ist Platz genug zum Laufen und Scharren.
Schulprojekt auch für die Kindergartenkinder sehenswert
„Wir versuchen den Schlüpftermin der Küken so zu beeinflussen, dass auch die Kindergartenkinder bei ihrem Besuch in unserer Schule das Schlüpfen miterleben können“, erzählt Knaack. Nicht nur für die künftigen Weingartenschüler ist das ein prägendes Erlebnis.
Auch die meisten Grundschüler sind begeistert, wenn sie beobachten, wie sich die Küken im Ei entwickeln und wie sie sich dann aus ihrer Eihülle befreien, um mit lautem Piepen ins Leben zu hüpfen. Durch die Beteiligung an der Aufzucht von Anfang an, übernehmen die Schüler auch gern Pflegedienste, wie etwa das Wenden der Eier in der Brutmaschine.
Eiersammeln und Stallausmisten
Der Stall ist so gelegen, dass er vom Pausenhof aus von allen Schülern eingesehen werden kann. So können sie die Tiere beim Gackern und Scharren beobachten. Sechs Hennen und ein Hahn, die in der Schule geschlüpft sind, sind jetzt dort eingezogen.
„Die Kinder stehen während der Pausen in Zweierreihen vor dem Stall und schauen sich die Hühner an“, erzählt Christian Knaack. Die Arbeitsgemeinschaften Weingärtner und Schulhühner haben die Pflege der Tiere übernommen. Dazu gehören Fütterung, Ausmisten, Pflege der Tiere und das Einsammeln der Eier.
Kreislauf zwischen Garten und Hühnerzucht
Belohnt werden die Kinder durch die Zutraulichkeit der Tiere. „Sie sind vom ersten Tag an die Schüler gewöhnt und halten still, wenn sie vorsichtig gestreichelt werden. Das ist besonders für Kinder, die kein Haustier haben, ein besonderes Erlebnis“, weiß der Schulsozialarbeiter. So ganz nebenbei lernen die Schüler den Kreislauf zwischen Garten und Hühnerzucht kennen: Was an pflanzlichen Abfällen aus dem Schulgarten abfällt, können zum Teil die Hühner fressen. Der Rest landet auf dem Komposthaufen, auf dem auch der Hühnermist aus dem Stall gebracht wird. Der Kompost findet dann später Verwendung, um Gemüsepflanzen in den zwei Hochbeeten des Gartens besser wachsen zu lassen.
Respektvollen Umgang mit Tieren und Lebensmitteln fördern
Christian Knaak knüpft an das Projekt noch eine andere Hoffnung: „Die Kinder erleben das Heranwachsen der Hühner und machen sich vielleicht Gedanken, wenn sie das nächste Mal Chicken McNuggets essen“, sagt er. Dabei ginge es ihm aber ausdrücklich nicht darum, den Kindern ein schlechtes Gewissen einzureden, sondern um einen respektvollen Umgang mit Tieren und Nahrungsmitteln.
Der Umgang mit den Hühnern hat für die Kinder noch einen anderen Effekt: Sie entwickeln ein Verantwortungsgefühl für die Tiere. „Dadurch wird Stress reduziert. Die Kinder werden ruhiger“, hat der Sozialarbeiter beobachtet.