Lauenburg. Wohin, wenn die Blase drückt und weit und breit keine öffentliche Toilette in Sicht ist? So könnte die Lösung in Lauenburg aussehen.

Die Idee ist 20 Jahre alt und jeder, der in einer fremden Stadt schon mal auf der Suche nach einem stillen Örtchen war, wird sie zu schätzen wissen: einfach in einem Restaurant auf Toilette gehen, auch wenn man weder Zeit noch Lust hat, dort etwas zu verzehren. Den Namen „Nette Toilette“ erfand eine Werbeagentur im Jahre 2002 für die Stadt Aalen. Das Konzept: Gastronomen öffnen ihre Toiletten. Für den erhöhten Reinigungsaufwand erhalten sie von der Stadt eine pauschale Summe. Einige Städte haben mit dieser Aktion sogar Kosten gespart, weil die öffentlichen Toiletten geschlossen werden konnten.

Mittlerweile haben sich mehr als 200 größere und kleinere Städte dieser Aktion angeschlossen. Wenn es nach der Lauenburger Wählergemeinschaft (LWG) ginge, würden die roten Aufkleber mit dem Slogan „Nette Toilette“ auch bald an den Türen von Gastronomiebetrieben in der Schifferstadt kleben. „Jeder kennt das doch: Die Blase drückt, aber es gibt weit und breit keine öffentliche Toilette. Mit dieser Aktion könnte die Stadt Lauenburg Gastfreundschaft zeigen“, meint Stadtvertreterin Heide Harris.

Lauenburg: Antrag der LWG wird in der Ausschusssitzung vorgebracht

Die LWG hat für die nächste Sitzung des Ausschusses für Wirtschaft, Rettungswesen, Tourismus und Kultur einen entsprechenden Antrag formuliert. „ Die Verwaltung wird beauftragt zu prüfen, ob und wie sich eine Beteiligung der Stadt Lauenburg an der Aktion „Nette Toilette“, die bereits in über 200 Städten existiert, realisieren ließe“, heißt es darin.

Nach den Vorstellungen der LWG sollten Betriebe, die sich an dieser Aktion beteiligen, auch in Lauenburg einen finanziellen Ausgleich für den erhöhten Wasserverbrauch und den Pflegeaufwand erhalten. Im Gegenzug könnten Kosten für die Einrichtung und den Betrieb eigener öffentlicher Toiletten teilweise eingespart werden.

Öffentliche Toiletten in Lauenburg seit Jahren ein Problem

In der Vergangenheit gab es immer wieder Beschwerden über den Zustand der öffentlichen Toiletten in Lauenburg. Am ZOB ekelten sich die Busfahrer bis vor ein paar Monaten, das stille Örtchen aufzusuchen. Dann haben die Stadt und VHH die Notbremse gezogen. Seitdem ist die ehemalige Damentoilette abgeschlossen und ausschließlich Busfahrern vorbehalten.

Eigentlich gibt es in Lauenburg sechs öffentliche Toiletten, doch die sind nicht immer zugänglich. Das öffentliche WC am Lösch- und Ladeplatz ist nur zugänglich, wenn der dortige Kiosk geöffnet ist, nicht jedoch im Winter. In diesen Monaten steht in der Altstadt nur die Toilette im Elbschifffahrtsmuseum zur Verfügung.

In der Lauenburger Oberstadt gibt es eine öffentliche Toilette im Schloss, sie ist mittwochs und freitags aber nur von 8 bis 12 und am Wochenende gar nicht geöffnet. Die Anlage an der Alten Wache wird im Winter nur an Markttagen geöffnet, zudem gibt es – etwas innenstadtfern – eine öffentliche Toilette an der Aral-Tankstelle an der Hamburger Straße. „Immer wieder wird von vielen Bürgern bemängelt, dass öffentliche Toiletten nicht in erforderlicher Zahl und Sauberkeit zur Verfügung stehen“, weiß Heide Harris.

Für Aktion „Nette Toilette“ langer Atem erforderlich

Ganz einfach einzuführen ist die „Nette Toilette“ aber offenbar nicht. Kurz nachdem die Aktion gestartet war, übernahm Lübeck als erste Stadt in Schleswig-Holstein das Konzept. Anfangs waren von 60 angesprochenen Betrieben nur zwölf bereit mitzumachen. Doch mittlerweile kleben in Lübeck die roten Aufkleber an vielen Restaurants.

Die Sitzung des Ausschusses für Wirtschaft, Rettungswesen, Tourismus und Kultur am Mittwoch, 14. September, beginnt um 19 Uhr im Haus der Begegnung, Fürstengarten 29.