Ratzeburg/Lauenburg. Die Kreissparkasse Herzogtum Lauenburg verzichtet auf Verwahrentgelte. Welchen Rat sie für Geldanlagen hat.

Mit der Entscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB), die Leitzinsen zu erhöhen, schaffen viele Geldinstitute Strafzinsen auf hohe Geldsummen ab. Dazu zählt auch die Kreissparkasse Herzogtum Lauenburg. Wer sich jetzt zurücklehnt und sein Erspartes auf Sparbüchern oder Festgeldkonten belässt, riskiert jedoch, ungleich mehr Geld zu verlieren als bislang durch Verwahrentgelte.

Dass die Leitzinserhöhung die Inflation schnell eindämmt, bezweifeln Experten. Zu massiv treiben Verteuerung von Energie und Nahrungsmitteln sowie die anhaltende Störung weltweiter Lieferketten die Preise: Die Inflation von acht auf die von der EZB angepeilten zwei Prozent zu drücken, braucht Zeit.

Tipps für Geldanlagen sind derzeit nicht leicht zu geben

Die Geldentwertung erreicht seit Jahrzehnten nicht mehr gekannte Werte. Doch deutschen Banken fällt es schwer, Kunden für neue Anlage-Strategien zu begeistern. Die Börse seit Monaten im Sinkflug, der Euro gegenüber dem Dollar abgestürzt, Zinsen für Baukredite sprunghaft gestiegen, dazu die Angst, die Immobilienblase platzt. Kunden reagieren mit einer Mischung aus Verunsicherung und Zurückhaltung. Wer eine Anschlussfinanzierung für einen Baukredit benötigt, fürchtet, die Belastung könne sich von einem auf den nächsten Monat verdoppeln, der Traum vom eigenen Haus in die Pleite führen.

Die Kreissparkasse Herzogtum Lauenburg streicht alle Verwahrentgelte zum 27. Juli. Das bedeutet nicht, dass sich Sparer zurücklehnen können. Die Inflation übersteigt den Zins deutlich. „Die Realzinsen sind negativ und historisch tief“, sagt Vorstandschef Dr. Stephan Kram. Die Empfehlung laute „Investition in Sachwerte“.

Investition in Aktien und Fonds – Immoblilien bereiten Sorgen

Banker meinen nicht nur Immobilien oder Produktionsmittel in Betrieben, sondern auch Aktien und Fonds, stellt Sparkassen-Sprecherin Anne Wohlfahrt klar. Wobei Immobilien Sorgen bereiten. „Viele Menschen fragen, können wir uns Immobilien noch leisten?“ Dabei mache es einen Unterschied, ob es um Geldanlage oder selbst genutzte Immobilien gehe. Im Anlagegeschäft beschreite die Kreissparkasse neue Wege. „Wir bieten nicht nur Produkte der Sparkassen-Finanzgruppe“, so Wohlfahrt. „Die Wertpapiere müssen zu den Kunden passen, nicht zum Geldinstitut.“

Die Hamburger Sparkasse offeriert Kunden Wertpapiersparpläne für kleines Geld: Ab 25 Euro im Monat können Kunden einsteigen. Die Wahl unter gut 3500 Fonds und 1000 Aktien weltweit dienen der Risikostreuung. Wer solches scheut, dem bietet die größte Sparkasse Deutschlands Festzinssparen. Mit 2500 Euro Mindesteinlage gewährt die Haspa von 0,4 Prozent im ersten Jahr über 1,2 Prozent im fünften bis 1,7 Prozent im zehnten Jahr.

Viele Deutsche horten Milliarden Euro auf Spar- und Festgeldkonten

Die Raiffeisenbank Lauenburg hat, anders als andere, für Privatkunden auf Strafzinsen verzichtet, sagt Selina Franz. „Ein Verwahrentgelt traf nur Firmenkunden mit Einlagen über 100.000 Euro.“ Kunden, die Geld auf Giro- oder Sparkonten horten, wird ein Wechsel zu „CleverInvest“ offeriert. Das Konto bietet auf 15 Monate 2,022 Prozent. Die bessere Verzinsung funktioniert in Verbindung mit einem Vermögenssparplan bei Union Invest der Genossenschaftsbanken.

Viele Deutsche horten Milliarden Euro auf Spar- und Festgeldkonten, wo sie in Windeseile an Wert verlieren. „Die Kunden rennen uns nicht gerade die Türen ein“, bestätigt Raiffeisenbank-Anlageberater Peter Wollenberg. Für manche seien Fonds die richtige Wahl, konservative Kunden setzen gern auf „Betongold“. „Wer in Immobilien investieren will, sollte aber genau rechnen, ob dies angesichts steigender Zinsen und Baupreise noch aufgeht.“

Für viele seien offene Immobilienfonds mit Risiko-Streuung eine Alternative, „wenn gerade welche im Angebot sind“. Die Investition in einzelne Unternehmen berge dagegen höhere Risiken. Wollenberg: „Vielleicht verspricht eine solche Investition höhere Gewinne.“ Eine einzelne Firma gerate jedoch eher in Schieflage als ein Fonds.