Siebeneichen. Die Fähre ist ein Touristenmagnet in der Region. Nach einem Motorschaden im vergangenen Jahr steht der Saison 2022 nichts entgegen.

Wer einen Ausflug in das Dorf Siebeneichen (Herzogtum Lauenburg) am Elbe-Lübeck-Kanal unternimmt, hat meist auch eine Überfahrt mit der historischen Seilfähre nach Fitzen auf dem Programm. Doch im vergangenen Jahr wurden viele Touristen enttäuscht, ein Motorschaden legte die Fähre bis Saisonende lahm. Nun ist der Schaden behoben, das traditionelle Fährfest am Sonntag, 3. April, kann von 11 bis 17 Uhr am Anleger gefeiert werden.

Herzogtum Lauenburg: Fähre in Siebeneichen fährt wieder über Elbe-Lübeck-Kanal

Auch wenn die Fähre im vergangenen Jahr keine Gäste an Bord nehmen konnte, war die Saison für den Förderverein keineswegs verloren. Bei der Generalüberholung auf der Lauenburger Hitzler-Werft wurde die Antriebstechnik erneuert und wurden Hohlräume versiegelt. Außerdem erhielt die Fähre einen frischen, gelben Farbanstrich. Doch beim Wiedereinbau des Motors passierte es dann: Die Dieseleinspritzpumpe verabschiedete sich. Das Ersatzteil musste in England bestellt werden. An eine Fährsaison 2021 war nicht mehr zu denken.

Zwangspause für Arbeiten an den Anlegern genutzt

Doch der Förderverein nutzte die Zeit. Am Fitzener Anleger wurde eine neue Schranke montiert und auf Siebeneichener Seite der Anfahrblock neu verankert. Auf den neuen Fährglockenständer sind die Mitglieder besonders stolz. Mehr als 120 Jahre lang war der Ständer der alten Glocke in Betrieb, die seit jeher die Überfahrt der Fähre einläutete. Die Anlage ist mittlerweile rekonstruiert, soweit alte Einzelteile noch brauchbar waren, wurden sie in den neuen Fahrglockenständer wieder eingebaut.

Das komplette Gegenstück zu den historischen Details der Fähre ist ein modernes AIS-System (automatisches Schiffsidentifizierungssystem), mit dem die Fährleute gewissermaßen um die Kanalkurven gucken und andere Schiffe erkennen oder selbst erkannt werden.

An solche Neuerungen wäre vor sieben Jahren nicht zu denken gewesen. Damals hatte der Kreis den Vertrag mit dem Amt Büchen zum Betrieb der Fähre gekündigt. Grund: Es fehlte ein Konzept für die Finanzierung mit zwei hauptamtlichen Fährmännern. Der Kreis musste damals jährlich rund 30.000 Euro zuschießen.

Förderverein rettete vor sieben Jahren die Fähre vor dem Aus

Ein Vertragskonstrukt zwischen Kreis, der Gemeinde Siebeneichen und dem eigens gegründeten Förderverein verhinderte das Aus für die historische Seilfähre.

Eigentlich war der Verein gegründet worden, um Spenden zu sammeln, doch mittlerweile betreibt er die Fähre. Acht ehrenamtliche Fährleute sorgen dafür, dass Fußgänger, Radler, Motorradfahrer und Autos auf die andere Kanalseite kommen. In der Saison 2017 konnte der Verein schon ein Plus von 8000 Euro verbuchen, obwohl die Überfahrt keinen Cent kostet. Doch die meisten Fahrgäste spenden.

Die Fähre Siebeneichen verkehrt sonnabends, sonntags und an den Feiertagen jeweils zwischen 10 und 18 Uhr. Sie Saison endet am 3. Oktober 2022.

Die Geschichte der Fähre in Siebeneichen

Die Fährverbindung über den Elbe-Lübeck-Kanal existiert seit dessen Einweihung im Jahre 1900 und verbindet die Gemeinden Siebeneichen und Fitzen.

Bis 1960 war die Fähre eine handbetriebene Seilzugfähre, deren eines Seil die Richtung hält während das andere für die Vorwärtsbewegung zuständig war.

Erst nach 1960 erhielt die in Rendsburg-Saatsee auf der Staatswerft erbaute Fähre einen Dieselantrieb. Das heißt, sie fährt an einem Führungsseil und hat zusätzlich ein Zugseil, an dem sie sich mittels Motor vorwärts zieht.

Heute ist die Seilzugfähre eine touristische Attraktion. Sie transportiert Fahrzeuge und Personengruppen über den Kanal. Als historische Sehenswürdigkeit steht sie unter Denkmalschutz.

Während des Fährvorgangs hat die Fähre Vorrang vor allen anderen Wasserfahrzeugen, selbst vor großen Binnenschiffen.