Geesthacht/Lauenburg/Büchen. Der Kreis sieht sich nur bedingt aufnahmefähig. Lauenburg, Geesthacht und Büchen wollen aber einspringen. Aber wie genau?
In Europa sind Hunderttausende Menschen auf der Flucht vor Krieg und Gewalt, vor Panzern, Raketen und Bomben. Allein nach Polen, in dem viele Ukrainer leben und arbeiten, sind bereits mehr als 400.000 Menschen geflohen. Wie viele nach Deutschland kommen, ist unklar. Die Vorbereitungen zur Aufnahme von Kriegsflüchtlingen sind im Herzogtum Lauenburg bereits Freitag gestartet, am ersten Tag nach dem russischen Überfall auf das ukrainische „Brudervolk“.
Ukraine Krieg News: Aufnahmekapazitäten für Flüchtlinge sind im Herzogtum knapp
Der Landrat hatte früh Kontakt aufgenommen zu Kommunen im Kreisgebiet. Ein Feuer vor rund einem Jahr hatte die kreiseigene Notunterkunft in Gudow schwer getroffen, die Aufnahmekapazität des Kreises ist stark beschnitten. „Wir rechnen damit, etwa 20 Flüchtlinge unterbringen zu können, wenn sie in Familienverbänden eintreffen. Bei Einzelflüchtlingen wären es weniger“, sagt Kreissprecher Tobias Frohnert.
Unterbringungskapazitäten für gut doppelt so viele Flüchtlinge könnte schon allein die Stadt Lauenburg bieten – nicht in zentralen Unterkünften, sondern Wohnhäusern. Zu fünf verfügbaren einzelnen Wohnungen könnten zwölf weitere genutzt werden, erläutert Thomas Burmester, Leiter des Lauenburger Bürgeramtes. „Für die Erweiterung der Grundschule hatten wir ein Mietshaus erworben, es steht jetzt leer, könnte genutzt werden.“
Bürger aus Lauenburg hatten bereits am Freitag Unterkunftsmöglichkeiten angeboten
Damit wollen es die Verantwortlichen nicht bewenden lassen. Bereits Freitag hatten Bürger der Stadt Unterkunftsmöglichkeiten angeboten. „Wir appellieren jetzt auf unserer Internetseite an die Lauenburger, weitere Kapazitäten zu melden, auch Ferienwohnungen und -häuser“. Dank der großen Hilfsbereitschaft stehe die Stadt bereit, „der Kreis ist in seinen Handlungsmöglichkeiten ja stark eingeschränkt“.
Aufnahmekapazitäten bietet auch die größte Stadt des Kreises. Geesthacht verfügt neben freien Plätzen in der Gemeinschaftsunterkunft Mercatorstraße auch über angemietete Wohnungen. Wo, wenn nötig, weiterer Wohnraum für Geflüchtete entstehen kann, wird aktuell diskutiert. In Kriegen gebe es nur Verlierer, sagt Bürgermeister Olaf Schulze. Geesthacht übe Solidarität, „indem wir Flüchtende aufnehmen und Frieden fordern“. Ein Dach über dem Kopf reiche nicht, ist Christoph Wieck, Leiter des Fachbereichs Bildung und Soziales, überzeugt. Es gehe auch darum, Betreuung und soziale Kontakte für die Geflüchteten zu organisieren.
Büchener sammeln Sachspenden für Ukrainer
Auch in Gemeinde und Amt Büchen denken die Verantwortlichen über die Unterbringung hinaus. Außer um Wohnraum bitten sie um Sachspenden – von Geschirr und Töpfen über Handtücher bis Bettwäsche. Der „skrupellose Überfall auf den souveränen ukrainischen Staat ist durch nichts und niemanden zu rechtfertigen“, so Bürgermeister Uwe Möller und Amtsvorsteher Martin Voß. Wer Wohnraum bieten kann, wählt Telefon 04155/ 80 09-251, für Sachspenden 04155/ 80 09-252. „Wir gehen davon aus, dass wir die Menschen aus der Ukraine über längeren Zeitraum versorgen und betreuen werden.“