Ratzeburg. Mit einer Inzidenz von 265,6 Infizierten hat der Kreis einen neuen Höchstwert erreicht. Landrat mahnt zur Eigenverantwortung.
Der Kreis Herzogtum Lauenburg schlägt Alarm. Montag gab es einen ersten Omikron-Infizierten, Dienstagnachmittag waren es bereits sechs bestätigte Infektionen – plus acht weitere Verdachtsfälle. Die neuen Infektionen stünden nicht im Zusammenhang mit der von Montag, teilt der Kreis mit: Sie „wurden durch Stichproben in den Laboren identifiziert“.
Corona: Die neue Mutation ist deutlich ansteckender als der Vorgänger
Wie hoch die Zahl tatsächlich ist, lässt sich nur erahnen. „Wie am Beginn der Infektionen mit der Delta-Variante testen die Labore jetzt einen gewissen Prozentsatz der Befunde auf Omikron“, sagt Kreissprecher Tobias Frohnert. Für die nächsten Wochen rechnen Experten mit einem drastischen Anstieg der Omikron-Infektionen, in kurzer Zeit würden sie die derzeit vorherrschende Delta-Variante verdrängen.
Als gesichert gilt bislang, dass die neueste Mutation noch deutlich ansteckender als ihr Vorgänger ist. Der Impfschutz gegen Omikron ist schlechter, erst mit der dritten Impfung entstehe ein zufriedenstellender Schutz gegen eine schwere Infektion mit dieser Corona-Variante, heißt es etwa aus dem Robert-Koch-Institut. Die gute Nachricht: Bis gestern Abend musste im Kreisgebiet noch kein an Omikron Erkrankter ins Krankenhaus.
Schärfere Quarantäne-Regeln für Infizierte und Verdachtsfälle
Für die Quarantäne-Anordnungen macht es keinen Unterschied, ob die Omikron-Variante nachgewiesen ist oder es sich um einen Verdachtsfall handelt. Für beide gilt: 14 Tage statt 10 Tage Quarantäne, zum Ende müssen sich Betroffenen nun per PCR-Test „freitesten“, bevor sie die Quarantäne wieder verlassen dürfen, erläutert Frohnert.
Weiterer Unterschied zu den bisherigen Regelungen bis einschließlich der Delta-Variante: Genesene und vollständig geimpfte Menschen sind im Falle von Omikron nicht mehr von der Quarantäne befreit. Alle positiven Corona-Befunde auf Omikron zu testen, ergibt aus Sicht der Verantwortlichen keinen Sinn.
Landrat mahnt zu mehr Eigenverantwortung
Nicht nur, weil der Aufwand immens wäre. „Eine solche Sequenzierung kann bis zum Vorliegen der Ergebnisse fast so lang brauchen, wie die Quarantäne in der Regel dauert“, erläutert Frohnert. Mit Blick auf die aktuelle Entwicklung mahnt Landrat Christoph Mager zu mehr Eigenverantwortung: „Viele Menschen in unserem Kreis werden das bevorstehende Weihnachtsfest in Quarantäne, oder noch schlimmer im Krankenhaus, verbringen müssen.“
Die Ausbreitung des Coronavirus im Kreis habe eine nie dagewesene Dynamik erreicht. „Über alle Altersgruppen unter 60 Jahren hinweg verzeichnet das Gesundheitsamt derzeit einen massiven Anstieg an Infektionen, überwiegend betrifft dies nicht geimpfte Personen, aber auch Menschen mit Immunisierung stecken sich häufiger an. Die Impfung, vor allem auch die Booster-Impfung, schützt in der weit überwiegenden Zahl der Fälle vor schweren Verläufen und Tod durch die Infektion.“
Potenzielle Kontaktpersonen sollen zehn Tage in häusliche Quarantäne
Der Kreis setzt darauf, dass potenzielle Kontaktpersonen durch die Infizierten selbst oder per Warn-App über die Gefahr informiert werden. Sie sollen dann selbstständig für zehn Tage in häusliche Quarantäne gehen. Treten Symptome auf, dürfen die Betroffenen die eigenen vier Wände verlassen, um einen PCR-Test zu machen.
Manche Regeln zur Coronabekämpfung sind mittlerweile aufgehoben, umso wichtiger die Empfehlung, Kontakte möglichst zu reduzieren, Abstand zu halten und wenn dies nicht möglich ist, eine OP- oder FFP2-Maske zu tragen, mahnt Mager: „Da es nicht mehr möglich ist, alle Kontakte zu ermitteln, arbeitet das Gesundheitsamt jetzt vorrangig daran, vulnerable Personengruppen zu schützen.“
Menschen, die keiner Risikogruppe angehören, sollten daher mehr Eigenverantwortung übernehmen. „Vielleicht können sie vor dem Fest auf die eine oder andere Veranstaltung oder Begegnung verzichten, um Weihnachten für die eigene Familie sicherer zu machen.“
Quarantäne-Anordnungen für Infizierte kommen per SMS ins Haus
Wird das zuständige Kreisgesundheitsamt von einem Testlabor über einen positiven Befund informiert, erfolgt keine telefonische Kontaktaufnahme mehr. Die Information des Infizierten zu Quarantäne-Auflagen und weiteres soll in der Regel per SMS erfolgen, damit der Aufwand für die Kreisbediensteten reduziert wird.
Zunächst erhält der Infizierte per SMS die Aufforderung, ein Online-Formular auszufüllen. Nach Auswertung erhalte er eine zweite SMS, wie lang er in häuslicher Quarantäne bleiben soll.
Mit einer Inzidenz von 265,6 Infizierten auf 100.000 Einwohner binnen der vergangenen sieben Tage hat der Kreis am Dienstag einen neuen Höchstwert erreicht. Die Zahl der Corona-Erkrankten im Kreisgebiet ist seit Montag um weitere 137 Menschen gestiegen – ebenfalls ein neuer Rekord.