Büchen. Viele Baufirmen im Herzogtum Lauenburg bereiten explodierende Materialkosten und Fachkräftemangel Sorgen.

Markus Räth (57) ist alter und neuer Obermeister der Baugewerbe-Innung im Kreis Herzogtum Lauenburg. In der vergangenen Woche wurde der Zimmerermeister und Firmeninhaber aus Büchen auf der Innungsversammlung im Möllner Hotel Quellenhof erneut für fünf Jahre an die Spitze der Innung gewählt.

Der Vorstand besteht aus insgesamt neun Personen: Neuer Stellvertreter des Obermeisters ist René Panten aus Büchen. Der bisherige Vize, Dirk Scharnweber, war nicht mehr angetreten, gehört aber weiterhin dem Vorstand an, ebenso wie Kassenführer Nico Luttermann, Schriftführer Marcus Steuer, Lehrlingswart Daniel Schilloks, Knut Smidt und Björn Beuck.

Baugewerbe im Herzogtum Lauenburg: Die Auftragsbücher sind voll

Eine besondere Ehre wurde Ehrenobermeister Uwe Riewesell zuteil. Zur Feier des 50. Jahrestages seiner Meisterprüfung erhielt er den goldenen Meisterbrief der Handwerkskammer Lübeck aus den Händen von Markus Räth. Zusätzlich gingen zwei silberne Meisterbriefe der Handwerkskammer zum 25. Jahrestag der bestandenen Meisterprüfung an Fliesen-, Platten- und Mosaiklegermeister Nico Luttermann und Zimmerermeister Frank Tiedemann.

Zum Abschluss wurde der Obermeister selbst überrascht: Aus Anlasse seines 30-jährigen Betriebsjubiläums erhielt auch er eine Urkunde der Handwerkskammer.

Das Baugewerbe im Kreis Herzogtum Lauenburg sieht Markus Räth gut aufgestellt: „Die Auftragsbücher sind für die nächsten Monate gefüllt.“ Räths größte Sorge gilt derzeit der Preisentwicklung. Damit meint der Unternehmer nicht den Tarifabschluss, der nach fünf Verhandlungs- und zwei Schlichtungsrunden Mitte Oktober unterzeichnet wurde.

Unternehmer begrüßen Lohnerhöhungen im Bauhauptgewerbe

Markus Räth, Obermeister der Baugewerbe-Innung,  fordert von der Bundesregierung verlässliche Rahmenbedingungen.
Markus Räth, Obermeister der Baugewerbe-Innung, fordert von der Bundesregierung verlässliche Rahmenbedingungen. © BGZ / Stefan Huhndorf | Stefan Huhndorf

Er sieht für die rund 890.000 Beschäftigten im Bauhauptgewerbe bereits zum 1. November 2021 Einkommenssteigerungen um zwei Prozent im Westen und drei Prozent im Osten vor. Weitere Lohnerhöhungen soll es 2022 und 2023 geben – im Westen insgesamt rund sechs Prozent, im Osten knapp neun Prozent. Ziel ist, ab 2026 in Ost und West gleiche Tariflöhne zu zahlen. Darüber hinaus gibt es Einmalzahlungen und Corona-Prämien sowie eine stufenweise Erhöhung der Ausbildungsvergütungen.

„Wir Unternehmer im Kreis Herzogtum Lauenburg haben diese Erhöhungen als moderat und machbar angesehen“, sagt Markus Räth und ergänzt: „Das haben unsere Bauarbeiter auch verdient.“

Preissprünge bei allen energieintensiven Produkten

Problematisch ist die Preisentwicklung bei allen energieintensiven Produkten wie Zement, Stahl, Dachziegeln oder Verblender. „Hier haben wir nahezu täglich Preissprüngen von bis zu 30 Prozent“, berichtet der Unternehmer und nennt ein Beispiel: Will etwa ein Kunde eine Dachfläche mit Trapezblechen gedeckt haben, erfragt Räth einen Preis für das Material und erhält dann ein Angebot mit einer 14-tätigen Bindungsfrist.

„Das gebe ich auch so an den Kunden weiter. Wenn der aber weitere Angebot einholt, was sein gutes Recht ist, ist diese Bindungsfrist meist schon verstrichen“, so der Unternehmer. Die Konsequenz: Der Zimmerermeister kann die Leistung nicht mehr zum alten Preis anbieten, muss erneut die Materialkosten erfragen.

Zuwanderung hilft, Fachkräftemangel zu lindern

Zweites großes Problem ist der Fachkräftemangel: „Wir haben in diesem Jahr 55 neue Azubis im ersten Lehrjahr, im vergangenen Jahr waren es sogar 65 – ein Spitzenwert auch im landesweiten Vergleich“, so Markus Räth. Dennoch seien auch in diesem Jahr Ausbildungsplätze unbesetzt geblieben, weil Handwerk zwar „goldenen Boden“ habe, aber bei Jugendlichen nicht unbedingt ein positives Image.

Dass dennoch so viele Stellen besetzt wurden, liegt an den Zuwanderern. „Ich staune, auf welchem Niveau viele der jungen Männer bei ihrer Gesellenprüfung sind, die 2015 und 2016 zu uns gekommen sind. Wenn wir die nicht hätten, wäre unsere Ausbildungssituation nicht so stabil, wie sie derzeit ist“, sagt Räth und stellt fest: „Deutschland kommt nicht ohne Zuwanderung aus.“

Von der neuen Bundesregierung erwartet der Unternehmer, dass sie sich schnell konstituiert und für verlässliche Rahmenbedingungen sorgt: „Die Klima- und Energiewende wird für einen Investitionsschub im Handwerk sorgen. Ob Fotovoltaik, Wärmedämmung, Hochwasserschutz oder E-Mobilität – für uns wird es viel Arbeit geben“, ist Markus Räth sicher.