Lauenburg. Die einzige Grundschule der Stadt wird umgebaut. Die Container sollen den Platzmangel überbrücken. Was die Schüler erwartet.
Wer kennt „Das fliegende Klassenzimmer“ nicht, das vielfach verfilmte Kinderbuch von Erich Kästner? In Lauenburg schwebten jetzt gleich mehrere Klassen am Kranhaken durch die Luft. Die Schulcontainer für die Weingartenschule stehen nun an ihrem dafür vorgesehenen Platz an der Fischerkoppel. Wenn sie doppelstöckig montiert sind, können sieben Klassen dort gleichzeitig lernen. Dazu gibt es Sanitär- und Nebenräume.
Weingartenschule: Stadt investiert rund eine Million Euro in das neue Gebäude
Den Begriff „Container“ hört Bauamtsleiter Reinhard Nieberg in diesem Zusammenhang nicht gern. „Das ist ein Schulgebäude in Modulbauweise, geeignet für modernen Unterricht“, sagt er.
Mehr als eine Million Euro lässt sich die Stadt das neue Nebengebäude der Weingartenschule kosten. In der fehlt es nämlich seit Langem an Platz. Zwar ist, wie mehrfach berichtet, eine Modernisierung der Schule und auch ein Neubautrakt geplant. Aber vor 2023 kann der Umbau, der schätzungsweise rund 13 Millionen Euro kostet, nicht beginnen.
Insgesamt soll sich die Weingartenschule, die rund 500 Kinder besuchen, von jetzt rund 3000 Quadratmeter Nutzfläche auf fast 5000 Quadratmeter vergrößern. Von dieser Flächenerweiterung war auch die Raumbedarfsanalyse aus 2017 ausgegangen. Damals war allerdings noch nicht absehbar, dass durch neue Wohnbaugebiete auch immer mehr junge Familien aus dem Umland nach Lauenburg ziehen. Deshalb soll das Nebengebäude nicht nur als Ausweichort während der Bauarbeiten dienen, sondern schon vorher den akuten Platzmangel an der Schule entschärfen.
Lieferprobleme haben die Aufstellung der Container um Monate verzögert
Auch wenn die Montage der einzelnen Module zu einem doppelstöckigen Gebäude binnen weniger Tage erledigt ist, ist es damit noch nicht getan. „Danach erfolgen die Anschlüsse an Wasser und Strom. Die Möbel kommen in den nächsten Tage und werden zunächst eingelagert“, sagt Reinhard Nieberg. Er rechnet damit, dass das Gebäude mit Beginn des zweiten Schulhalbjahrs bezugsfertig ist. Dann werden einzelne Klassen aller Jahrgänge dorthin ausweichen.
Die große Pause werden die Grundschüler aber auf dem Schulhof am Weingarten verbringen, der etwa zwei Minuten zu Fuß entfernt liegt. Eigentlich sollten die Container schon längst geliefert und aufgestellt sein. „Obwohl es sich um fertige Module handelt, mussten wir noch Statikprobleme lösen“, so der Bauamtsleiter. Außerdem gab es – wie derzeit bei fast allen Bauprojekten – Lieferprobleme bei einzelnen Elementen.
Die flexiblen Schulgebäude sind in vielen Städten Standard
Interessiert verfolgte Christian Stockfisch die Anlieferung der Container. Der CDU-Stadtvertreter ist Vorsitzender des Bau- und Planungsausschusses. Das Gremium hatte sich in den vergangenen Jahren mehrfach mit der Situation an der Weingartenschule beschäftigt. Im Oktober 2018 beschloss die Politik deshalb einen Masterplan für die Grundschule. Zehn Jahre zuvor war ein solcher Plan für die Albinus-Gemeinschaftsschule verabschiedet worden. „Wenn es um die beiden Schulen geht, ziehen Lauenburgs Politiker an einem Strang“, sagt Stockfisch.
In einer Lauenburger Facebookgruppe wird die Ankunft der Schulcontainer lebhaft diskutiert. Während die einen begrüßen, dass es nun endlich losginge, reagieren einige Eltern skeptisch. „Hoffentlich muss da mein Kind nicht rein“, kommentierte eine Mutter.
Doch mittlerweile sind die flexiblen Schulgebäude in vielen Städten Standard – und das nicht nur als Übergangslösung. „Schnelles Internet, moderne Präsentationstechnik, hygienische Sanitärräume und viel Licht durch große Fenster. Die Container stehen Schulbauten aus Stein in nichts nach“, verspricht ein Hersteller.