Lauenburg. Anno 1627 trafen sich die Feldherren Tilly und Wallenstein in Lauenburg. Eine Stadtführung erinnert an den Dreißigjährigen Krieg.

Wer vom Schlossplatz über die Fährtreppe in die Altstadt in Lauenburg läuft, dem ist vielleicht schon mal die etwas unscheinbare Gedenktafel oberhalb der Treppe aufgefallen. Im Jahre 1904 hatten Lauenburger Bürger darauf vermerkt, dass nicht nur Bismarck und Kaiser Wilhelm I. der Stadt die Ehre gaben. Auch die mächtigen Feldherren Wallenstein und Tilly trafen sich während des Dreißigjährigen Krieges hier.

Stadtführung in Lauenburg: Zeitreise in das Lauenburg vor fast 400 Jahren

Wer sich für die Geschichte der beiden berühmten Feldherren interessiert, sollte sich unbedingt kommenden Sonnabend, 16. Oktober, vormerken: An diesem Tag können Interessierte nämlich auf eine Zeitreise in das Lauenburg vor fast 400 Jahren gehen. Es gibt eine Stadtführung.

General Tilly hatte während des Dreißigjährigen Krieges in Lauenburg sein Hauptquartier aufgeschlagen. Hier traf er Wallenstein und schmiedete einen Schlachtplan.
General Tilly hatte während des Dreißigjährigen Krieges in Lauenburg sein Hauptquartier aufgeschlagen. Hier traf er Wallenstein und schmiedete einen Schlachtplan. © Heimatbund und Geschichtsverein | Heimatbund und Geschichtsverein

Nun ist es ja nicht so, dass sich Tilly und Wallenstein 1627 in Lauenburg trafen, um der Zerstreuung am Ufer der Elbe zu frönen. Im Gegenteil: Sie schmiedeten einen Plan gegen den dänischen König. Dieser hatte mit Holstein Besitz im Norden Deutschlands, den er nun in Gefahr sah. Er hoffte zudem auf weiteren Landgewinn bei einem Sieg.

In Lauenburg schmiedeten die beiden Feldherren einen folgenreichen Plan

Bereits am 7. August war das Wallensteinische Heer nach Norden aufgebrochen. Etwa 14.000 Mann befehligte Wallenstein selbst, zehn Regimente Reiterei wurden von Feldmarschall Graf Schlick kommandiert. Am 1. September traf Wallenstein in Tillys Hauptquartier in Lauenburg mit diesem zusammen. Gleich am nächsten Tag unterbreiteten die beiden kaiserlichen Feldherren dem dänischen König Christian IV ein „Friedensangebot“, das dieser wegen der unannehmbaren Bedingungen, so wie geplant, ablehnte.

Das war das Signal zum Angriff. Nun ist in den Überlieferungen meist die Rede von den „Heldentaten“ der Feldherren. Was dem gemeinen Fußsoldaten abverlangt wurde, findet in den Annalen kaum Beachtung. So sollen die Heerscharen ein mörderisches Tempo angeschlagen haben, welches bereits da zu hohen Verlusten führte. Nachdem die übrigen protestantischen Fürsten Norddeutschlands ihre weitere Unterstützung verweigert hatten, gab sich Christian schließlich geschlagen. Er schloss im Jahre 1629 den „Lübecker Frieden“ und schied endgültig aus dem Krieg aus.

Der Plan der Feldherren des Kaisers, Wallenstein und Tilly, war wieder einmal aufgegangen. Doch mehrere Tausend Soldaten auf beiden Seiten hatten in den Schlachten um Macht, Ruhm und Ehre ihr Leben verloren.

Lauenburg war das erstrebenswerte Ziel der Matadore

Zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges zählte Lauenburg rund 1500 Einwohner. Die Elbestadt selber war nicht Kriegsschauplatz, aber Feldherren wie Tilly und Wallenstein nutzten den Ort, um dort ihre Lager aufzuschlagen. Die Lauenburger Bevölkerung hatte darunter zu leiden. Wie hoch die Verluste waren, ist nicht genau bekannt, aber die Bevölkerungszahl in Lauenburg ging durch Pest, Mord und Auswanderung merklich zurück.

Für die durch den jahrelangen Krieg verrohten Soldaten war Lauenburg das gelobte Land. Hier nahmen sie sich, was sie wollten. Überliefert ist ein Lied aus jener Zeit, in dem es unter anderem heißt: „Jetzt wollen wir uns wenden, ins Lauenburger Land. Als Matadeurebrüder sind wir gar wohl bekannt. Und hinter uns liegt Schrecken, schwelt dunkler Rauch und Brand. Doch vor uns lacht gar lieblich, das Lauenburger Land.“

Eine treue Männerfreundschaft war es übrigens nicht, die die beiden kaiserlichen Feldherren verband: Nachdem Wallenstein 1630 vom Kaiser für abgesetzt erklärt wurde, nutzte Tilly die Chance und ließ sich zum Generalleutnant der kaiserlichen Truppen ernennen.

Florian Baier schlüpft bei der Stadtführung in eine fiktive Rolle

Zweifellos waren sowohl Wallenstein als auch Tilly aus heutiger Sicht Kriegstreiber. Und doch lohnt es, sich gedanklich auf eine Zeitreise in das Lauenburg dieser Zeit zu begeben.

Am Sonnabend 16. Oktober, beginnt um 16 Uhr am Schlossturm ein besonderer Stadtrundgang. Es geht auf eine Zeitreise ins Lauenburg vor fast 400 Jahren. Stadtführer Florian Baier schlüpft in die fiktive Rolle des Leibdieners von Tilly. Dabei plaudert er ordentlich aus dem Nähkästchen. Die Teilnehmer erfahren unter anderem, was eine Hellebarde ist und warum modernes Sportfechten fast nichts mit dem historischen Original gemein hat. Außerdem wird die Frage geklärt, warum das Lauenburger Schloss eigentlich den Namen nicht verdient. „Das alles ist nichts für allzu zart besaitete Gemüter“, warnt der Leibwächter. Doch keine Angst: Seine Anekdoten sind mehr zum Schmunzeln als zum Fürchten.

Die Führung dauert etwa eineinhalb Stunden. Die Teilnahme kostet 7,50 Euro. Wer dabei sein möchte, sollte sich möglichst noch heute bei der Touristinformation anmelden. Möglich ist das telefonisch unter der Nummer 04153/5 90 92 20 oder per E-Mail an touristik@lauenburg-elbe.de.