Geesthacht. Künftig spielen Impfquote und Krankenhausbelegung die entscheidende Rolle. Wie viele Intensivbetten sind im Herzogtum belegt?

In Lauenburg schnellt die Corona-Inzidenz in die Höhe. Noch im Frühjahr hätte ein Wert wie am heutigen Mittwoch (343,3) für Aufruhr gesorgt. Heute passiert nichts. Schließlich sind in Deutschland 61,4 Prozent der Bevölkerung vollständig geimpft, und die Sieben-Tage-Inzidenz soll künftig nicht mehr die entscheidende Rolle spielen. Stattdessen rückt die Belegung der Intensivstationen mit Covid-Patienten stärker in den Blick. Das kündigte Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther nach einer Kabinettssitzung am Dienstag an. Er sprach auch vom baldigen Ende der Maskenpflicht überall da, wo die 3G-Regel greift -- etwa in Sportstadien, aber nicht in Bussen und Bahnen.

Corona: Zahl der Intensivbetten wird künftig entscheidend sein

Im nördlichsten Bundesland sind laut Divi-Intensivregister derzeit 2,3 Prozent der Intensivbetten mit Corona-Patienten belegt (17 von 732). Ab wann Konsequenzen ergriffen werden, ist nicht geklärt. Am Montag lag Inzidenz der Corona-Neuinfektionen im Land bei 50,8.

Im Kreis Herzogtum Lauenburg trägt die Verwaltung den geänderten Gegebenheiten Rechnung. So wird bei den Neu-Infektionen der Impfstatus erfasst. Von den 543 Fällen, die es vom 2. August, dem Ende der Sommerferien, bis Montag, 6. September gegeben hat, hatten 78 Personen (14,36 Prozent) vollen Impfschutz. Die Wahrscheinlichkeit als Ungeimpfter zu erkranken, ist also um ein Vielfaches höher.

Wie häufig Impfdurchbrüche sind, sei nicht valide anzugeben

Die Inzidenz-Werte im Kreis getrennt nach Geimpften und Ungeimpften auszuweisen, sei laut Sprecher Tobias Frohnert nicht möglich. Bürger konnten sich auch in Impfzentren außerhalb des Kreises impfen lassen und umgekehrt. „Wir wissen, wie viele Menschen in unseren Zentren geimpft wurden, aber nicht woher sie kommen“, sagt Frohnert.

Die wichtigsten Varianten des Coronavirus im Überblick

Nach Anregung der Weltgesundheitsorganisation WHO werden die Varianten des Coronavirus seit Mai 2021 nicht mehr nach den Staaten benannt, in denen sie zuerst nachgewiesen wurden, sondern nach den Buchstaben des griechischen Alphabets. So soll eine Stigmatisierung beispielsweise von Ländern verhindert werden, in denen besonders ansteckende Virusmutationen zuerst nachgewiesen wurden.

Derzeit gelten fünf Formen des Coronavirus als besorgniserregend ("Variants of Concern"):

  • Alpha: Die im September 2020 zuerst in Großbritannien nachgewiesene Variante B.1.1.7, die das ursprüngliche Coronavirus fast vollständig verdrängt hatte, bevor sie ihrerseits von der Delta-Variante verdrängt wurde
  • Beta: Eine Form des Coronavirus, die im Mai 2020 in Südafrika entdeckt wurde, wissenschaftliche Bezeichung: B.1.351, B.1.351.2, B.1.351.3
  • Gamma: Die zunächst in Brasilien im November 2020 nachgewiesene Mutation P.1 und ihre Subformen P.1.1 und P.1.2
  • Delta: Die Corona-Variante B.1.617.2 (und ihre Subformen AY.1, AY.2, AY.3), zuerst im Oktober 2020 in Indien gefunden
  • Omikron: Die Corona-Variante B.1.1.529 wurde im November 2021 in mehreren afrikanischen Ländern nachgewiesen und verbreitet sich

Außerdem beobachtet die WHO weitere vier Mutationen als bedeutsame "Variants of Interest" :

  • Lambda: C.37, im Dezember 2020 in Peru entdeckt
  • Mu: B.1.621, im Januar 2021 erstmals in Kolumbien nachgewiesen

Wie häufig Impfdurchbrüche sind, sei nicht valide anzugeben. „Dafür muss es erst eine Definition geben, wie viele Antikörper im Körper sein müssen, um einen ausreichenden Impfschutz zu haben“, betont Frohnert. Ob ihr Körper genug Antikörper gebildet hat, kann der Hausarzt feststellen. Die freiwillige Leistung kostet knapp 20 Euro.

Viele Menschen unter 60 Jahren an Corona erkrankt

Im Geesthachter Johanniter-Krankenhaus liegt ein vollständig geimpfter Patient, der beatmet werden muss. Es ist der einzige Intensivpatient im Kreis. Von den drei Corona-Patienten auf der Normalstation haben zwei den vollen Impfschutz. Am Dienstag (Stand 16 Uhr) sind 31 Corona-Fälle im Kreis dazu gekommen. Die Inzidenz liegt bei 68,7. Auf einen dreistelligen Wert kommt bei den größeren Städten und Gemeinden einzig Lauenburg. Einen Hotspot gebe es auf Nachfrage beim Kreis nicht. Schwerpunkt sind Menschen unter 60 Jahren und viele Familien. „Wir können uns die hohe Inzidenz nicht erklären“, sagt Bürgermeister Andreas Thiede einen Satz, der auch im Frühjahr häufig zu hören war. Das ist dann aber auch schon die einzige Gemeinsamkeit.