Lauenburg. Der Stapelhub musste ohne Festakt vonstattengehen. Mit dem Schiff will die HPA dem Schlick im Hamburger Hafen Herr werden.

Vorsichtig hebt der Kran den blau-weißen Schiffskörper in sein Element. Normalerweise geht es bei diesem Kraftakt immer festlich zu. Doch coronabedingt musste der Stapelhub des Planierschiffes „Chicago“ auf der Hitzler-Werft in Lauenburg ganz ohne großen Bahnhof vonstattengehen.

Noch ist nicht zu erkennen, dass das Schiff später mit einem der modernsten und umweltfreundlichsten Antriebe ausgestattet sein wird, die derzeit verfügbar sind. Das Schiff kann sowohl mit einem Verbrennungsmotor als auch mit einem Elektromotor mit an Land geladenem Strom angetrieben werden. Über diesen Auftrag sind die beiden Firmenchefs Marek und Kai Klimenko besonders stolz. In solchen Antrieben liege die Zukunft der Schifffahrt, sind sie überzeugt.

Die „Chicago“ soll den Hamburger Hafen von Schlick befreien

Die Hamburg Port Authority (HPA) hat die Lauenburger Traditionswerft mit dem Bau eines neuen Planierschiffes beauftragt, um es im Kampf gegen den Schlick im Hamburger Hafen einzusetzen.

Noch fehlt dem modernen Arbeitsschiff aber die komplette Ausstattung. Das Schiff wird mit einem Pfluggeschirr ausgestattet, das auf den Grund abgesenkt werden kann. Der Pflug zieht den Schlick in Bereiche, aus denen er von Baggerschiffen besser aufgenommen werden kann. Die „Chicago“ soll aber auch Fahrzeuge und Materialtransporte schleppen.

Anfang 2022 soll der Testbetrieb beginnen

Bis Anfang kommenden Jahres sollen die Arbeiten auf dem Schiff abgeschlossen sein. Dann geht es zum Bestimmungsort in den Hamburger Hafen. „Dann folgt der Testbetrieb. Während dieser Phase wird das Personal an Board mit allen Systemen und dem Betrieb vertraut gemacht“, sagt die Sprecherin der HPA, Sinje Pangritz. Läuft alles wie geplant, wird die „Chicago“ in die Flotte Hamburg übernommen und ein kleineres Planierschiff ersetzen.

Für die Hitzler-Werft ist dieses Schiff derzeit der größte Auftrag. Nachdem im vergangenen Jahr mehrere Großreparaturen und Umbauten realisiert worden sind, liegt der Fokus zurzeit ganz auf dem Neubau. Neben dem Planierschiff entsteht auf der Lauenburger Werft auch eine Forschungsplattform für das Helmholtz-Zentrums Geesthacht. Die Forscher erhoffen sich dadurch Erkenntnisse über Menge und Zusammensetzung von Stoffen, die aus der Tideelbe bis nach Tes­perhude gelangen.

Erster Stapelhub 2015 in der Hitzler-Werft, auch im HPA-Auftrag

Ein Stapelhub ist immer ein Kraftakt. In der Hitzler-Werft stand dieser 2015 zum ersten Mal an. Damals wurden die Eisbrecher „Christian Nehls“ und „Johann Reinke“ ins Wasser in einem Becken der Neubauhalle gehoben. Auch diesen Auftrag hatte der Lauenburger Werft im Auftrag der HPA ausgeführt.

Bei einem Stapelhub rauscht ein neues Schiff nicht wie beim Stapellauf rückwärts vom Helgen ins Wasser, sondern wird mit Hilfe eines Krans ins Wasser gehoben.