Lauenburg. Der Baustart für die neue Stadtgalerie verlief planmäßig im April. Aber der Umbau des historischen Gebäudes birgt manche Überraschung.

Ein historisches Gebäude umzubauen und gleichzeitig die Auflagen des Denkmalschutzes zu bedenken ist so einfach nicht, findet Christian Helwing. Der 51 Jahre alte Installationskünstler sieht sich als Schnittstelle zwischen der Kunst und Architektur und ist verantwortlich für den Raumentwurf der neuen Stadtgalerie des Künstlerhauses Lauenburg, die derzeit in der Elbstraße im Werden ist.

„Beim Bau tauchen Probleme auf, mit denen wir nicht gerechnet haben“, sagt er. Durch die Arbeiten wurden alte Rohrleitungen freigelegt, die Handwerker entdeckten überraschend Fachwerk im Mauerwerk und einen Kellerzugang. Nichts davon wird am Ende die Pläne umwerfen, beruhigt Helwing. Aber es könnte zu Verzögerungen führen.

Noch aber sind Christian Helwing und Ulrike Mechau-Krasemann vom Förderverein des Künstlerhauses zufrieden. Die Arbeiten haben planmäßig im April begonnen. Mitte Mai erfolgte der Wanddurchbruch, der die beiden historischen Häuser mit den Nummern 52 und 54 miteinander verbindet und dadurch eine einmalige Einheit von Wohnen, Arbeiten und Ausstellungsmöglichkeiten schafft.

Fassade wird nach historischem Vorbild wiederhergestellt

In Lauenburg soll eine Stadtgalerie entstehen. Dazu soll das Gebäude (rechts) nach altem Vorbild umgebaut werden. 
In Lauenburg soll eine Stadtgalerie entstehen. Dazu soll das Gebäude (rechts) nach altem Vorbild umgebaut werden.  © Privat | Privat

Wie berichtet, entsteht im Nebenhaus des Künstlerhauses Lauenburg die neue Stadtgalerie für zeitgenössische Kunst, die die Galerie im ehemaligen Kaufhaus Hagen­ström an der Elbstraße 28 ersetzen soll. Zurzeit wird der Innenraum renoviert.

Später wird die Außenfassade wieder so hergestellt, wie sie früher war. Dazu gehört insbesondere eine Eingangstür in der abgeflachten Hausecke, mit der sich das einstige Ladenlokal zum alten Markt hin öffnete.

Durch den Eingang gelangt der Besucher in ein Foyer, von dem aus es in die Ausstellungsräume geht. Mit einer geschickten Grundrissgestaltung lenkt Christian Helwing den Blick des Besuchers diagonal durch den Raum in Richtung Durchbruch und damit zum alten Gebäude.

Verbindung der beiden Häuser schafft eine einzigartige Konstellation

Im Modell des Neubaus ist die diagonale Blickachse von der Eingangstür zum Durchbruch gut zu erkennen.
Im Modell des Neubaus ist die diagonale Blickachse von der Eingangstür zum Durchbruch gut zu erkennen. © BGZ | Frauke Maaß (FMG)

Das erzeugt optische Großzügigkeit, gleichzeitig wird die Verbindung der beiden Häuser raffiniert in den Fokus gerückt, die eine einzigartige Konstellation schafft: Das Arbeiten und Wohnen von Stipendiaten im Künstlerhaus mit direkten Präsentationsmöglichkeiten im benachbarten Gebäude.

Mit dem Umbau des Gebäudes erfährt das Gesamtensemble aus Marktplatz, Elbschifffahrtsmuseum und Maria-Magdalenen-Kirche eine Aufwertung nach historischem Vorbild. Ein Aspekt, der auch aus touristischer Sicht für die Stadt interessant ist.

„Über die Kunst wird städtebaulich der Alte Markt wiederhergestellt“, sagt Ulrike Mechau-Krasemann, und in ihrer Stimme klingt sowohl Freude als auch ein wenig Stolz mit. Noch aber herrscht Baustellenatmosphäre.

Die großen Fensterfronten prägen die Raumatmosphäre

Durch die großen Fenster blickt man auf den Alten Markt und die Elbstraße.
Durch die großen Fenster blickt man auf den Alten Markt und die Elbstraße. © Elke Richel

Der Wanddurchbruch erfordert das Einziehen von 400 Kilogramm schweren Stahlträgern, die Wände sind aufgebrochen, aus den nackten Mauern hängen Kabel und lose Leitungen. Dennoch ist bereits zu ahnen, dass hier etwas Besonderes entsteht, eine Räumlichkeit, die durch den Kontrast von der historischen Fassade und dem hellen, puristischen Ausstellungsraum leben wird.

Prägend für die Atmosphäre sind die großen Fensterfronten. Anders als für museale Ausstellungen sei der helle Raum angemessen für zeitgenössische Kunst, erläutert Helwing. Der Lichteinfall biete den jeweiligen Künstlern zahlreiche unterschiedliche Möglichkeiten, ihre Werke je nach gewünschter Wirkung zu platzieren.

Eröffnung ist für Mitte Oktober vorgesehen

Die Eröffnung der Stadtgalerie ist für das Wochenende 23./24. Oktober vorgesehen. Wie die künstlerische Leiterin Isabelle von Schilcher ankündigt, werden zu Beginn Werke der Hamburger Künstlerinnen Ina Arzensek und Sarah-Christina Benthien unter dem Arbeitstitel „Labor für Übergänge und Prozesse“ gezeigt.

Generell angedacht sind drei bis vier wechselnde Ausstellungen pro Jahr, wobei die neuen Räumlich­keiten nicht nur den Stipendiaten des Künstlerhauses als Forum dienen sollen, sondern auch anderen nationalen sowie internationalen Künstlern.