Lauenburg. Wo früher Lauenburger Kleingärtner ihre Beete pflegten, entstehen nun Eigentumswohnungen. Der Baubeginn ist im Frühjahr 2022.

Die alten Obstbäume und das dornige Strauchwerk sind gerodet, das Gelände gleicht einer Berg- und Talbahn. Nur ein paar blühende Fliederbüsche erinnern daran, dass hier mal Kleingärtner ihre grünen Oasen pflegten. Neben dem Walter-Gerling-Haus an der Berliner Straße in Lauenburg sollen 150 Wohnungen entstehen.

Seit 2017 versuchte die Stadt, das Gelände an einen Käufer zu bringen. Doch die Verhandlungen liefen immer wieder ins Leere, die potenziellen Investoren waren alle wieder abgesprungen. Außerdem hatte es um das etwa zwei Hektar große, kommunale Gelände lange politischen Streit gegeben. Knackpunkt war die Frage, ob hier auch öffentlich geförderte Wohnungen gebaut werden sollen. Im Februar 2019 beschloss die Politik schließlich mit knapper Mehrheit den Verkauf des Geländes an die np Projektentwicklung GmbH. Das Kürzel np steht für die Geschäftsführenden Gesellschafter Thorsten Naths und Marcus Plate aus Mölln. Die Investoren machten von Anfang an keinen Hehl daraus, dass sie hier Eigentumswohnungen errichten wollen und sozialer Wohnungsbau aus ihrer Sicht an dieser Stelle nicht wirtschaftlich sei.

Digitale Bürgerbeteiligung am Vorhaben mit 150 Teilnehmern

Das Interesse an diesem Bauvorhaben ist in Lauenburg groß. Während der digitalen Bürgerbeteiligung Anfang März hatten sich zeitweise 150 Interessierte zugeschaltet. Eine frühzeitige Bürgerbeteiligung an Bauvorhaben dieser Größenordnung ist in den meisten Fällen vorgeschrieben. „Ich war angenehm überrascht, dass unser Projekt schon in dieser frühen Phase auf so großes Interesse stößt“, sagt Marcus Pape. Seit 22 Jahren entwickelt er mit verschiedenen Partnern kleinere und größere Wohnbauprojekte in der Region. Der geplante Wohnpark in Lauenburg gehört zu den größeren Projekten unter seiner Leitung.

150 Eigentumswohnungen in neun Gebäuden sollen auf dem ehemaligen Kleingartengelände an der Berliner Straße entstehen.
150 Eigentumswohnungen in neun Gebäuden sollen auf dem ehemaligen Kleingartengelände an der Berliner Straße entstehen. © BGZ / Elke Richel | Elke Richel

Ist es nicht ein wirtschaftliches Risiko, in einer finanzschwachen Stadt wie Lauenburg ein solches Vorhaben in Angriff zu nehmen? Pape schüttelt den Kopf. Er kennt die Stadt wie seine Westentasche, hat hier früher bei Verwandten oft seine Ferien verbracht. Er hält nichts davon, Orte von vornherein als arm abzuklassifizieren: „Man muss einer Stadt wie Lauenburg auch erst mal die Chance geben, sich zu entwickeln.“ Die geplanten Eigentumswohnungen sollen die bestehenden Angebote in der Stadt ergänzen. „Mit dem Baugebiet am westlichen Stadtrand erfüllen sich Wünsche von bauwilligen Familien, das Unternehmen Semmelhaack hat Mietwohnungen in unterschiedlichen Preissegmenten errichtet, und wir erfüllen eben Wünsche nach barrierearmen Eigentumswohnungen“, stellt er klar.

Große Herausforderung für die Planung ist die Topografie des Geländes

Wobei er sich durchaus vorstellen könne, dass jemand in Eigentum investieren möchte und dann die Wohnung vermietet. „Hier wird ein bunter Mix von Bewohnern entstehen“, ist der Investor überzeugt. Eine große Herausforderung für die Planung ist die Topografie des Geländes. Insgesamt ­müssen acht Meter Höhenunterschied überwunden werden. Außerdem muss Platz für die Fahrzeuge der künftigen Bewohner geschaffen werden. Den 150 Wohnungen sollen insgesamt 90 Tiefgaragenstellplätze zugeordnet werden. Weitere Parkplätze sind am Rande des Areals geplant.

Immer wieder gewünscht: ein öffentlicher Spielplatz im Osten der Stadt. Auch dafür soll auf dem Gelände Platz sein. Außerdem soll ein Großteil des prägenden Baumbestandes des ehemaligen Kleingartengeländes erhalten bleiben.

Auch wenn die Planung der Wohnanlage im Groben längst begonnen hat, gibt es noch kein Baurecht für das Projekt. Der Entwurf des Bebauungsplanes liegt noch bis Anfang Juni im Bauamt der Stadt aus. Bis dahin kann jedermann Einwände und Hinweise vorbringen. „Wir gehen davon aus, dass die Politik spätestens im August den Satzungsbeschluss fassen kann“, sagt Bauamtsleiter Reinhard Nieberg.

Im August soll Bauantrag gestellt und Kaufpreis überwiesen werden

Das ist dann auch der Zeitpunkt, an dem die Projektentwickler in die Feinplanung gehen und den Bauantrag stellen. Auch der Kaufpreis für das Grundstück wird dann durch die np Projektentwicklung GmbH überwiesen. „Das ist mit der Stadt so vereinbart, damit wir Sicherheit durch Baurecht haben“, sagt Pape.

Läuft alles wie geplant, sollen im Frühjahr nächsten Jahres auf dem ehemaligen Gartengelände die Baumaschinen anrollen, parallel die Vermarktung der Wohnungen beginnen. „Dann können wir Interessenten detaillierte Pläne vorlegen und konkrete Angebote unterbreiten“, stellt der Investor in Aussicht.