Lauenburg. Viele Lauenburger zeigen Zivilcourage und entfernen regelmäßig Aufkleber. Wer sie unleserlich machen will, muss einiges beachten.
Sie tauchen in Lauenburg immer öfter auf und sind kaum zu übersehen: Aufkleber, die eindeutig aus dem rechtsextremen Milieu stammen. In den sozialen Netzwerken wird darüber nicht nur diskutiert, viele Lauenburger greifen regelmäßig zum Schaber, um die Sticker zu entfernen. Manche von ihnen haben sich schon mehrfach zu „bunten Spaziergängen“ getroffen, um den braunen Parolen zu Leibe zu rücken.
Auch Pastorin Sara Burghoff und der Chef des SPD-Ortsvereins, Immo Braune, wollen die menschenverachtenden Sticker im Stadtgebiet nicht tolerieren. Sie trafen sich, um zu besprechen, wie man auch von offizieller Seite her den Hassbotschaften begegnen kann.
In Lauenburg sind viele Aufkleber mit rechtsextremer Parolen zu finden
„Dass die Aufkleber nicht schön sind, ist nicht das Kernproblem“, sagt Sara Burghoff. „Das Schlimmste sind die Botschaften, die transportiert werden sollen. Es geht um Hetze gegen Menschen mit Migrationshintergrund und um antijüdische Parolen. Das bloße Deutschtum wird dagegen idealisiert“, sagt die Pastorin. Das Problem dabei: Vielfach seien die rechten Botschaften auf den ersten Blick als solche gar nicht zu erkennen. „Früher standen stumpfe Parolen auf den Stickern, die leicht als Nazi-Propaganda erkannt werden konnten. Heutzutage wird versucht, über harmloser wirkende Aussagen Anknüpfungspunkte zu finden“, hat sie festgestellt.
Auch Immo Braune ärgert sich über die Aufkleber, die derzeit vermehrt in Lauenburg auftauchen. „Man muss leider nicht lange suchen, um diese Sticker zu finden. Sie werden in Massen auf Laternenpfählen, Mülleimern und Stromkästen aufgeklebt“, ärgert er sich.
Auch das Überkleben der Sticker ist Sachbeschädigung
Wann immer er solche Sticker sieht, versucht er sie unleserlich zu machen. Dabei müsse man allerdings einiges beachten. „Einfach überkleben darf man die leider nicht, das wäre Sachbeschädigung“, warnt Braune. Dass sich die Sticker meist auch nicht so einfach abziehen lassen, zerkratzt er sie meist mit einer Münze und macht sie so unlesbar. Aber auch da sollte man vorsichtig sein: Im Februar dieses Jahres verletzten sich in Marienfelde mehrere Menschen, weil Rasierklingen hinter den Aufklebern versteckt waren, die genau das bewirken sollten.
Der Lauenburger SPD-Chef will jetzt auch die Stadtverwaltung mit ins Boot nehmen: Politik und Verwaltung sollten geschlossen ein Zeichen gegen die rechten Parolen setzen. „Ich habe angefragt, wie die Verwaltung zu dem Problem steht, aber bisher leider noch keine Antwort bekommen“, bedauert er. Locker lassen will er dennoch nicht. „Unsere Stadt darf dem rechtsextremen Gedankengut keine Bühne bieten. Ich werde auf jeden Fall das Gespräch noch einmal suchen,“ kündigt er an.
Auch wenn die rechten Hassbotschaften derzeit vermehrt auftauchen, ist das kein neues Phänomen. Im März 2014 hatte die SPD-Fraktion zur Stadtvertretersitzung einen Dringlichkeitsantrag eingereicht, dem die Kommunalpolitiker einstimmig folgten.
Hintergrund war Plakataktion der Nationalen Sozialisten Lauenburgs
Ein Bericht des Verfassungsschutzes sollte Auskunft über extremistisch motivierte Straftaten und über unter Beobachtung stehende Organisationen und Personen in Lauenburg und dem Amt Lütau geben. Hintergrund war die Plakataktion der „Nationalen Sozialisten Lauenburgs“ zum Todestag von Horst Wessel. Eine konkrete Antwort erhielten die Politiker damals nicht.