Lauenburg. Zehn E-Autos stehen nun vor dem Askanierhaus, zehn weitere sind in Büchen stationiert. Endlich ist der Kopf wieder frei für neue Ideen.
Berichte aus Pflegeheimen handelten in den vergangenen Monaten meist von den Auswirkungen der Corona-Pandemie. Durch die fast vollständige Impfung der meisten Bewohner kehrt in die Einrichtungen langsam ein Stück Normalität zurück. Phillip Staneck, Geschäftsführer des Lauenburger Askanierhauses, freut sich deshalb umso mehr, Positives berichten zu können: Der gesamte Fuhrpark der Einrichtung ist seit dieser Woche auf E-Mobilität umgestellt.
Zehn Elektroautos des ambulanten Pflegedienstes des Askanierhauses sind in Lauenburg stationiert, zehn weitere in Büchen. Jedes dieser Fahrzeuge fährt im Schnitt 80 Kilometer am Tag. Für Staneck war die Entscheidung, die Flotte auf E-Autos umzurüsten, vor allem eine ökologische Überlegung.
Mitarbeiter haben sich schnell an das neue Fahrgefühl gewöhnt
„Wir verfolgen das Konzept der Nachhaltigkeit unter anderem schon mit unserem Blockheizkraftwerk. Da war es bis zur E-Mobilität nur noch ein kurzer Schritt“, sagt Staneck. Die blauen Kleinwagen sind geleast, in die Ladeinfrastruktur hat der Unternehmer 80.000 Euro investiert. 10.000 Euro gab es als Förderung vom Land Schleswig-Holstein.
Nachts ist jedes der Fahrzeuge angestöpselt – und morgens, wenn es zu den Patienten geht, voll aufgeladen. Die 40 Mitarbeiter des ambulanten Pflegedienstes hätten sich schnell an das neue Fahrgefühl gewöhnt. „Ein Fahrlehrer hat uns alle schnell fit gemacht“, sagt Staneck lachend.
Wieder fast normales Leben im Askanierhaus
Dass sich der Chef des Askanierhauses mittlerweile wieder mit solchen Themen beschäftigen kann, daran war vor ein paar Monaten kaum zu denken. Mehrere Corona-Ausbrüche – teils mit schweren Verläufen und Todesfolgen – hatten Staneck und seinem Team zu schaffen gemacht.
Mittlerweile sind nahezu alle der 110 Bewohner des Pflegeheimes Askanierhaus doppelt geimpft. Auch 90 Prozent der Mitarbeiter hatten die Ärmel für den Piks aufgekrempelt. Unter diesen Voraussetzungen gibt es seit Ende März in Schleswig-Holstein Lockerungen in den Pflegeheimen. Die Begrenzung auf zwei Besucher ist aufgehoben.
Angst um die eigene Gesundheit zerrte an den Nerven
„Die Maskenpflicht und die Abstandsregeln gelten aber nach wie vor“, sagt Staneck. Besucher, die den vollen Impfschutz haben, müssen sich in Schleswig-Holstein auch nicht mehr testen lassen, wenn sie Bewohner in Pflegeheimen besuchen.
Phillip Staneck weiß, wie sehr die vergangenen Monate die meist hochbetagten Bewohner des Askanierhauses belastet haben: Besuchsbeschränkungen, die schwere Erkrankung von Mitbewohnern und Angst um die eigene Gesundheit zerrten an den Nerven.
Eine aktuelle Studie des Zentrums für Qualität in der Pflege belegt die Situation. Für die Analyse waren deutschlandweit knapp 2000 Pflegeexperten aus Pflegeheimen und ambulanten Diensten befragt worden. 84 Prozent davon schätzten, dass sich die Stimmung und Lebensfreude oder geistigen Fähigkeiten der Bewohner während der Pandemie merklich verschlechtert haben.
In Kürze kommt ein mobiler Streichelzoo zum Askanierhaus
„Es ist deutlich zu spüren, dass es den Bewohnern langsam wieder besser geht“, sagt Staneck. Das Zusammensein in den Gemeinschaftsräumen, der Schnack auf dem Flur – das alles trägt zu mehr Lebensfreude bei. „In Kürze haben wir einen mobilen Streichelzoo zu Gast. Darauf freuen sich die Bewohner schon“, erzählt Staneck.
Auch ihm geht es besser, seit er weiß, dass die Bewohner des Heimes weitgehend geschützt sind. Und so kann er sich wieder Zeit nehmen, um Ideen für das Haus umzusetzen: So wie die Flotte der blauen, elektrischen Flitzer, die jetzt vor dem Askanierhaus steht.