Lauenburg. Seit 2018 werden in Lauenburg Flächen für Wildblumen angelegt, um Insekten Schutz und Nahrung zu bieten. Jetzt kommt eine neue dazu.

Seit 2018 werden in Lauenburg auf Initiative der Grünen Blühflächen angelegt. 23 Flächen waren damals im Gespräch, nur fünf sind anfangs realisiert worden. Der Grund: Die Verwaltung wollte erst einmal sehen, wie die Pflanzen gedeihen und wie die Akzeptanz bei den Bürgern ist.

Nach nunmehr drei Jahren sind es noch immer nur fünf Flächen: Das Areal neben der Aral-Waschanlage an der Straße Am Schüsselteich ist wegen Bauarbeiten weg­gefallen – dafür kommt in diesem Jahr eine 300 Quadratmeter große Fläche an der Hermann-Gebauer-Straße im Industriegebiet hinzu, wie Alois Wartenberg, Fachbereichsleiter der Grünpflegeabteilung der Stadt Lauenburg mitteilt.

Es gibt einen Gesetzentwurf zum Schutz von Insekten

Dass Lauenburg überhaupt Blüh­flächen anlegt, ist eine freiwillige Entscheidung der Kommune. Eine Verpflichtung seitens des Bundes dazu gibt es noch nicht. Obwohl Bundesumweltministerin Svenja Schulze kürzlich erneut darauf hingewiesen hat, dass eine Welt ohne Insekten drastische ökologische und ökonomische Folgen habe – und im Grunde noch wichtiger sei als der Klimawandel, wie ­Brika Üffink, Mitglied der Lauenburger Grünen und Vorsitzende des Umweltausschusses betont.

Laut Bundesumweltministerium sind 42 Prozent der Insektenarten bestandsgefährdet oder bereits ausgestorben, bei 45 Prozent der Insektenarten ist der Bestand rückläufig. Um diese dramatische Entwicklung aufzuhalten, hat das Bundeskabinett 2019 ein Gesetz zum Schutz von Insekten auf den Weg gebracht, mit dem zahlreiche Neuregelungen im Bundesnaturschutzgesetz vorgenommen werden.

Der Gesetzentwurf sieht unter anderem vor, dass Biotope wie Streuobstwiesen und artenreiches Grünland für Insekten als Lebensräume erhalten bleiben, bestehende Lebensräume von Insekten geschützt und neue Lebensräume für Insekten wiederhergestellt werden.

Weniger Lichtverschmutzung ist schon umgesetzt worden

„Wir haben in Lauenburg schon viel getan, um Artenvielfalt zu fördern“, sagt Brika Üffink. Dazu gehöre die Umstellung der Straßenbeleuchtung auf LED und Ausschalten großer Werbebeleuchtung nachts, die weniger Lichtverschmutzung bedeuten sowie der Entschluss, keine Biozide auf öffentlichen Flächen zu nutzen, ein nachhaltiger Umgang mit Regenwasser – und Blühflächen.

Aber es könnten noch weitaus mehr Areale angelegt werden, findet Brika Üffink. „Möglichkeiten gibt es“, sagt sie und nennt den unteren Teil des Sandbergs, einen Grasstreifen an der Lütauer Chaussee sowie eine Wiese im Industriegebiet Richtung Lütau. „All das sind Flächen, die aktuell noch regelmäßig gemäht werden, aber umgewandelt werden könnten“, sagt sie.

Die Stadt überlegt, langfristig mehr Flächen anzulegen

Alois Wartenberg teilt mit, dass die Stadt den Plänen positiv gegenüber stehe und durchaus überlege, langfristig mehr Flächen anzulegen. „Aber es gibt auch immer wieder Beschwerden, wenn eine Grünanlage sich selbst überlassen werde“, räumt Wartenberg ein. Besonders im Winterhalbjahr kann eine Wildblumenfläche eben auch mal braun und vertrocknet aussehen – das störe so manchen Bürger. „Das ist auch der Grund, warum wir kaum Flächen im Stadtzentrum haben“, sagt Wartenberg.

Wobei dort auch wenig große Flächen zur Verfügung stünden – und die seien wichtig für Insekten, wie Brika Üffink erläutert. „Je größer die Fläche, desto mehr verschiedene Pflanzen wachsen dort und desto mehr Insektenarten können dort eine Heimat finden“, sagt sie.

Idee: Mehr Blühflächen auch in privaten Gärten

Die Blühflächen werden regelmäßig erst im Februar gemäht, um den Insekten auch im Winter Schutz zu bieten. Wobei der Zeitpunkt, wenn der Mäher kommt, gut gewählt werden muss. „Sobald das erste frische Grün sich durch die Erde schiebt, ist es bereits zu spät, denn wir wollen ja nicht die jungen Pflanzen abmähen“, erläutert Wartenberg. Zurzeit werden von der Verwaltung kleine Grünflächen an Straßen mit mehrjährigen Stauden bepflanzt und mit Bänken zum Verweilen ausgestattet, dafür weicht die in der Vergangenheit bevorzugte saisonale Bepflanzung.

„Diese Bereiche dienen der sozialen Begegnung, der Stadtdekoration und bieten Insekten außerdem Nahrung“, begrüßt Brika Üffink die Aktion. Aber der Beitrag von Blühflächen zur Artenvielfalt sei im Vergleich bedeutsamer, weil dort Pflanzenarten wachsen, die auch dem besonderen Bedarf spezialisierter Insekten nach Nahrungspflanzen und Überwinterungsangebot entsprechen. „Um die Biodiversität nachhaltig zu fördern, muss es unser Ziel sein, so viel Flächen wie möglich ökologisch aufzuwerten“, sagt die Naturschützerin.

Sie regt an, auch in privaten Gärten etwas für den Artenschutz zu tun. Üffink: „Aus vielen kleinen Biotopen können wir gemeinsam einen Biotopverbund entstehen lassen. Das wär doch was.“