Lauenburg. Auf dem Gelände eines ehemaligen Bordells an der Berliner Straße sollen Wohnungen entstehen. Dafür müssen allerdings Bäume weiche.

Die Entscheidung war von der Lauenburger Politik mitten in der Flüchtlingskrise 2015 getroffen worden: Die Stadt kaufte das ehemalige Bordell „Club 57“ an der Berliner Straße, um dort Unterkünfte für bis zu 18 Geflüchtete zu schaffen, für die die Finanzierung der Unterkünfte durch das Land auslief. Doch das Gebäude wurde für diesen Zweck nie benötigt. Auch als Tauschobjekt mit dem Wohnungsunternehmen Vonovia für die Erweiterung der Weingartenschule kam das 2600 Quadratmeter große Grundstück nicht infrage.

Doch die Stadt bleibt auf dem zentrumsnahen Grundstück offenbar nicht sitzen. Zwar ist ein potenzieller Investor bisher nicht an die Öffentlichkeit getreten, mittlerweile gibt es aber einen Bauvorbescheid. Demnach sollen auf dem Gelände Wohnungen entstehen.

In Lauenburg entstehen neue Wohnungen - Baumfällungen

Bereits Mitte September vergangenen Jahres fasste der Bau- und Planungsausschuss den Beschluss, für dieses Grundstück einen sogenannten einfachen Bebauungsplan aufzustellen. Festgelegt wurde darin aber lediglich, dass die Höhe der geplanten Wohngebäude die benachbarten Wohngebäude nicht überschreiten soll.

Lauenburgs Grüne wollen Baumbestand auf Gelände retten

Jetzt legt die Verwaltung vier mögliche Varianten vor, wie die Wohngebäude einschließlich der vorgesehenen Parkflächen auf dem Grundstück platziert werden könnten. Was allen Varianten gemeinsam ist: Für das Bauvorhaben müssten auf dem Grundstück einige Bäume gefällt werden, die zum Teil einen einen Stammdurchmesser von mehr als 60 Zentimeter haben. Das wollen Lauenburgs Grüne aber nicht so einfach nicht hinnehmen.

Sie wollen, dass alle Bäume mit einem Stammdurchmesser von 60 Zentimeter und mehr auf dem Grundstück grundsätzlich erhalten werden. Ausnahme: Sollte die Bebauungsmöglichkeit des Grundstücks zu stark eingeschränkt werden, sollte die Fällung von bis zu drei Bäumen dieser Größenordnung möglich sein. Dann müssten auf dem Grundstück Ersatzpflanzungen vorgenommen werden.

Am Montag, 15. Februar, tragt der Bau- und Planungsausschuss

„Das Grundstück weist einen sehr dominanten und ortsprägenden alten Baumbestand auf. Dieser ist umso mehr erhaltenswert, als in der näheren Umgebung relativ wenig hochstämmiger Baumbestand vorherrscht“, heißt es in der Begründung des Antrags, den die Fraktion der Grünen für die Sitzung des Bau- und Planungsausschusses am kommenden Montag, 15. Februar, eingereicht hat.

Fast zeitgleich mit dem Antrag der Grünen reichte auch die Lauenburger Wählergemeinschaft (LWG) einen Antrag zu den Bäumen auf dem Grundstück an der Berliner Straße ein. Allerdings legt sich die Wählergemeinschaft diesbezüglich nicht genau fest. Laut Antrag sollen die Bäume erhalten werden, die „nicht im Baufeld der geplanten Wohngebäude stehen“. Somit könne ein wichtiger Beitrag zum Baumschutz geleistet werden, ohne die Bebauung zu beeinträchtigen.

Welche und wie viele Bäume nach dem Vorschlag der LWG vor der Kettensäge sicher wären, ist unklar, denn die vier Varianten des Bauvorbescheids sehen zwischen einem und drei Wohngebäude in unterschiedlicher Lage vor. Ebenso sind die 18 Stellplätze in diesen Entwürfen unterschiedlich platziert. Eine genauere Planung für das Grundstück liegt derzeit noch nicht vor. Spätestens in der Märzsitzung des Bauausschusses soll es dazu vonseiten des Stadtentwicklungsamtes nähere Informationen geben.

Kampf um Bäume auf dem ehemaligen Krankenhausgelände

In gewisser Weite erinnert die Situation an eine versuchte Rettungsaktion der Bäume auf dem ehemaligen Krankenhausgelände vor elf Jahren. Für das Bauvorhaben des Pennymarktes sollten 67 Bäume gefällt werden. Auch damals waren es die Grünen, die dies mit teils spektakulären Aktionen zu verhindern versuchten – letztlich vergebens.

Mehr Erfolg hatte dagegen der Protest im Jahr 2013 wegen der drohenden Fällung einer alten Eiche für das Bauvorhaben der Wohnanlage an der Hamburger Straße. Neben den Grünen war damals auch die LWG mit im Boot. „Nach der Rodung des Krankenhausgeländes soll offenbar der Trend zur baumfreien Innenstadt fortgesetzt werden“, sagte der damalige und heutige Fraktionsvorsitzende Niclas Fischer.

Er kritisierte seinerzeit die nach seiner Meinung verfehlte Stadtplanung, die sich Investorenvorhaben unterordne, anstatt eine gerechte Interessenabwägung vorzunehmen. Über 200 Lauenburger protestierten mit ihrer Unterschrift gegen die Fällung des Baumes. Mittlerweile steht die Wohnanlage – errichtet durch einen anderen Investor. Die Eiche ist erhalten worden.

Die Sitzung des Bau- und Planungsausschusses beginnt um 19 Uhr in Forum der Albinus-Gemeinschaftsschule. Aufgrund der derzeit geltenden Beschränkungen in der Corona-Pandemie haben nur 20 Besucher Zutritt.