Lauenburg. Vermutlich wird es 2021 keine Frühjahrskurse geben. VHS-Leiter Andreas Püst und die Dozenten hängen in der Luft.

Die Volkshochschule hat keine Räume mehr – in Lauenburg beginnt das neue Jahr mit dieser schlechten Nachricht. Wie schon der Elbkita hatten die Eigentümer der ehemaligen Albinus-Schule auch der VHS zum 31. Dezember 2020 gekündigt. Doch während sich für die Kita mit einem neuen Standort einer Perspektive ergab, hängen VHS-Leiter Andreas Püst und die Dozenten in der Luft. „Immerhin mussten wir für den Monat Dezember keine Miete mehr bezahlen, weil wir die Räume früher geräumt haben“, sagt er. Eigentlich war mit der Stadt vereinbart worden, dass der Bauhof beim Auszug aus der Albinus-Schule hilft.

„Ich hatte Herrn Püst Hilfe bei der Suche nach neuen Räumen und Unterstützung beim Umzug zugesichert“, bestätigt Bürgermeister Andreas Thiede. Doch da gab es offenbar ein Missverständnis hinsichtlich des Termins. „Ich habe alle Möbel mit einem Bekannten in unseren Autos abtransportiert und vorläufig in der Heinrich-Osterwold-Halle eingelagert“, sagt Püst. Hier liefen bis zum erneuten Lockdown in der Corona-Pandemie auch ein paar Kurse aus.

"Normalerweise müsste das Frühjahrssemester längst geplant sein, aber unter diesen Umständen ist das derzeit unmöglich“, sagt Leiter Andreas Püst. Das Problem: Durch die Beschränkungen der Corona-Pandemie sind viele Kurse ausgefallen. Das bedeutet auch, dass die Einnahmen sinken. „Unter diesen Bedingungen nach neuen Räumlichkeiten zu suchen oder gar einen Mietvertrag zu unterschreiben, ist ein großes Risiko“, meint Püst.

Raumnot der Lauenburger Volkshochschule

Trotzdem hatte er sich bereits nach Alternativen umgeschaut, die übergangsweise als Schulungs- oder Übungsräume dienen könnten. Ein leerstehendes Ladengeschäft an der Berliner Straße schien geeignet. Aber wegen unsicherer Einnahmen traute er sich auch in diesem Fall nicht, ein langfristiges Mietverhältnis einzugehen. Bürgermeister Andreas Thiede sah das optimistischer. „Ehe ein Vermieter Räumlichkeiten leer stehen lässt, kann er sie doch lieber vergeben. Über die Betriebskosten muss man dann reden“, meinte er. In entsprechende Vermittlungsgespräche wollte er sich einbringen. Aber auch daraus wurde nichts.

Die Raumnot der Lauenburger Volkshochschule ist übrigens kein neues Problem. Vor zwei Jahren hatte der Landesverband der Volkshochschulen Schleswig-Holstein der Lauenburger VHS bescheinigt, die hohen Qualitätsstandards, die an Bildungseinrichtungen des Landes gestellt werden einzuhalten. Organisation, Angebote, Planung, Service und Information sind tipptop.

Abzüge gab es in der Kategorie „Durchführung der Kurse“. Das Problem: Die Räumlichkeiten in der alten Albinusschule sind alles andere als geeignet. Rollstuhlfahrer zum Beispiel haben keine Möglichkeit, einen Kursus zu belegen, das Gebäude ist nicht barrierefrei.

Volkshochschule benötigt öffentliches Gebäude

Die alte Schule hatte aber noch einen großen Nachteil, der sich sogar auf die Wirtschaftlichkeit der VHS auswirkte. „Damit ein Kursus keinen finanziellen Verlust einfährt, brauchen wir mindestens acht Teilnehmer. Das ist aber auch die Höchstzahl, die in den kleinen Räumen unterrichtet werden kann. Ein finanzielles Polster, so wie es unbedingt nötig wäre, konnten wir so nicht schaffen“, bedauert der Leiter.

„Es wäre wünschenswert, wenn die Volkshochschule in einem öffentlichen Gebäude untergebracht wäre. An vielen Orten hat sich ein gemeinsamer Standort mit der Bücherei bewährt, was hier ebenfalls anzustreben wäre“, empfahlen die Prüfer.

Eine große Chance hätte dazu in Lauenburg bestanden: Wie berichtet, wird im ehemaligen Restaurant und Gasthaus Stappenbeck ein modernes Medienzentrum entstehen. Baubeginn soll noch 2021 sein. Zumindest bisher ist dort aber nur die Unterbringung der Bücherei und des Stadtarchivs vorgesehen.