Lauenburg. Das Projekt „Tabula“ in Lauenburg wird um eine neue Komponente erweitert. Entwickelt wurde „Laura“ an der TU Hamburg.

Im Lauenburger Schloss wurde schon so mancher Bund fürs Leben geschlossen. Am Donnerstag begann auf dem Schlossplatz eine Romanze, der besonderen Art: Der fahrerlose Bus „Tabula“, der in Lauenburg mittlerweile zum Stadtbild gehört, traf zum ersten Mal auf „Laura“. Das ist nicht etwa ein weiblicher Fahrgast, sondern ein kleiner Transportroboter. Wenn die Verbindung hält, werden die beiden künftig öfter zusammensein.

„Laura“ bringt Post der Lauenburger Verwaltung

Eigentlich erinnert „Laura“ eher an den knuffigen Droiden R2-D2 aus den „Star Wars“-Filmen als an ein weibliches Wesen. „An der Optik feilen wir noch“, versichert Manuel Schrick vom Institut für Logistik der Technischen Universität Hamburg (TUHH). „Laura“ steht für „Lauenburgs Roboter Auslieferung“. Unter dem Namen „Tabula-Log“ erfolgte eine Weiterentwicklung des Forschungsprojektes „Tabula“ (Testzentrum für autonome Busse im Kreis Herzogtum Lauenburg). Das Ziel: Es werden nicht nur Personen, sondern auch Waren und Briefsendungen transportiert.

Autonom fahrendes Shuttle Tabula trifft in Lauenburg erstmals den Transportroboter.
Autonom fahrendes Shuttle Tabula trifft in Lauenburg erstmals den Transportroboter. © BGZ / Elke Richel | Elke Richel

Es könnte also sein, dass künftig die Post, die bei Bürgermeister Andreas Thiede auf dem Schreibtisch landet, von dem kleinen Transportroboter geliefert wurde. „Das Schlossgebäude bietet sich als Zielort an, oder das Elbschifffahrtsmuseum“, erläutert Projektkoordinator Matthias Grote.

Diese Experimente sind für die Forscher mehr als eine Spielerei. „Wenn man die Sache weiterdenkt, bietet sich eine solche Kombination vor allem in ländlichen Räumen an. Autonom fahrende Busse werden dort nicht immer ausgelastet sein, sodass es freie Kapazitäten gibt und der Transportroboter als ,Fahrgast’ an Bord gehen kann, etwa um Medikamente oder Einkäufe ins Haus zu bringen“, stellt Grote in Aussicht.

Die letzte Strecke zum Empfänger legt „Laura“ dann allein zurück. „Wenn sie ihre Ladung abgegeben hat, kommuniziert sie mit dem Bus und rollt über die Rampe wieder in das Fahrzeug“, umreißt Matthias Grote die Technikidee.

Forschungsprojekt läuft in Lauenburg noch bis Ende 2021

Ursprünglich sollte bereits im Juni dieses Jahres in Lauenburg Schluss sein für den fahrerlosen Bus „Tabula“. Doch inzwischen ist entschieden, das Projekt bis Ende 2021 weiterzuführen.

Aktuell steckt das Thema des Transportroboters noch in den Kinderschuhen. Die TUHH-Forscher wollen noch einen zweiten entwickeln, der etwas größere Abmaße haben soll. „Wir müssen uns dann aber einen anderen Namen überlegen. ,Laura’ ist ja vergeben“, sagt Manuel Schrick augenzwinkernd. Der Bund stellt für die Weiterführung des Projektes 1,6 Millionen Euro zur Verfügung. Der Kreis Herzogtum Lauenburg steuert weitere 200.000 Euro bei.

Mittlerweile läuft das Forschungsprojekt „Tabula-Log“ auch wieder planmäßig. Coronabedingt hatte es eine mehrmonatige Phase gegeben, in der Fahrgäste nicht an Bord des Shuttles durften. Seit Mai ist der fahrerlose Kleinbus auf seiner wichtigsten Strecke unterwegs. Innerhalb von 40 Minuten dreht er seine Runde zwischen Unter- und Oberstadt.

Für „Laura“ gibt es ein technisches Vorbild in Kanada

Besonders bei Touristen ist der kleine Bus nach wie vor ein Renner. Weil so beliebt, fährt das Shuttle mittlerweile auch über die Mittagszeit. Fahrgäste können von Dienstag bis Freitag von 10 bis 17 Uhr und sonnabends von 10 bis 16 Uhr in den fahrerlosen Kleinbus einsteigen.

Über den Youtube-Kanal der Technischen Universität Hamburg (TUHH) können sich interessierte einen Erklärfilm im Comicstil über das Zusammenspiel zwischen „Tabula“ und „Laura“ ansehen.
Über den Youtube-Kanal der Technischen Universität Hamburg (TUHH) können sich interessierte einen Erklärfilm im Comicstil über das Zusammenspiel zwischen „Tabula“ und „Laura“ ansehen. © BGZ / Elke Richel | Elke Richel

Für den Unterbau von „Laura“ griffen die Hamburger Ingenieure auf einen Unterbau aus Kanada zurück, der Achsen, Motoren und Akkutechnik mitbringt. Diese Komponenten in Abhängigkeit von der Umgebung anzusteuern, das wird „Laura“ in einem Testlabor in Harburg beigebracht. Bewähren muss sie sich in Lauenburg, auf unebenen Wegen und in engen Gassen.

Der Transportaufbau ist eine Eigenentwicklung, er fasst derzeit bis zu vier Kilo Ladung. Größere Roboter sind zwar auch am Markt verfügbar, lassen sich jedoch nicht gut mit dem Shuttle kombinieren, da sie keinen Raum für Fahrgäste lassen. „Laura“ verfügt über zahlreiche Sensoren und soll sich mit bis zu sechs Stundenkilometern zwischen Fußgängern und anderen Verkehrsteilnehmern bewegen können.

Was sich eher unspektakulär anhört, war eine Riesenherausforderung für die Entwickler. Schließlich ist „Laura“ im öffentlichen Raum unterwegs – und das geht nicht ohne behördliche Genehmigungen. „Da der Roboter keine Fahrzeugklasse hat, hat der TÜV die Zulassung von einer Anzahl an Einzelentscheidungen abhängig gemacht, aber letztendlich grünes Licht gegeben“, sagt Grothe.

Internationale Experten diskutieren intelligente Transportsysteme

Im nächsten Jahr wird die Beziehung zwischen „Tabula“ und „Laura“ sogar internationale Aufmerksamkeit wecken. Hamburg richtet den Weltkongress zu „Intelligent Transport Systems“ (ITS) aus und das blau-weiße Shuttle aus Lauenburg ist eines des Ankerprojekte.

Kein Wunder, schließlich wird auf dem Kongress von den internationalen Experten der Entwicklungs- und Forschungsstand intelligenter Transportsysteme diskutiert. Als Ankerprojekte wurden im Vorfeld Projekte ausgezeichnet, die eine besondere Strahlkraft besitzen und eine maßgebliche Wirkung im Bereich intelligenter Transportsysteme mitbringen, wie beispielsweise reduzierte Umwelteinflüsse.

Projektkoordinator Matthias Grote von der TUHH freut sich über den Auftritt des Shuttles beim Weltkongress: „Das Projekt hat bereits viel Interesse aus der Fachwelt auf sich gezogen. Nun können wir unsere Erkenntnisse einem internationalen Fachpublikum vorstellen und den Austausch mit anderen Projekten weiter fördern“, ist er überzeugt.