Lauenburg. Lauenburger Kirchengemeinde bietet Live-Streams von Gottesdiensten an. Immer weniger Mitglieder, doch die Jugendarbeit funktioniert.

Den Kirchengemeinden geht es bundesweit nicht gut. Im vergangenen Jahr hat der Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg rund 5000 Mitglieder verloren. Das sind 2000 mehr als im Durchschnitt der Vorjahre. Der Abwärtstrend ist auch in der evangelischen Kirchengemeinde Lauenburg zu beobachten: Waren es vor zehn Jahren noch 6000 Mitglieder, sind es heute nur noch 4800, wie Pastor Philip Graffam berichtet. Dennoch ist die aktuelle und durch die Corona-Pandemie noch verschärfte Situation für den Theologen kein Grund zum Verzweifeln. Denn was ihn aufbaut, ist die zurzeit sehr gut funktionierende Jugendarbeit in Lauenburg.

„Es ist eine Gruppe von bis zu 25 aktiven und engagierten Jugendlichen, die sich unter meiner Leitung jeden Freitag trifft“, berichtet Pastor Graffam. Ganz aktuell wird die Jugendarbeit vom Team „techlive“ und ihrer Arbeit geprägt – technikbegeisterte Jugendliche, die die neuen Streamingmöglichkeiten der Gemeinde bedienen und Gottesdienste streamen werden.

Gottesdienst wird von der Kirche ins Wohnzimmer gestreamt

„Dadurch kann jeder von zu Hause aus im eigenen Wohnzimmer Gottesdienste in der Maria-Magdalenen-Kirche live miterleben oder sich zu einem späteren Zeitpunkt anschauen“, erläutert Graffam. Sinnvoll nicht nur während der Pandemie, sondern eine Investition in die Zukunft der Kirche.

Luis Gulinski mit einer der neuen tragbaren Kameras.
Luis Gulinski mit einer der neuen tragbaren Kameras. © BGZ | Privat

Die technische Ausrüstung dafür, drei Kameras sowie ein digitales Video-Mischpult, wurde vom Land Schleswig-Holstein mit 6000 Euro gefördert. „Die Jugendlichen haben unglaublich viel Spaß an dieser Arbeit, und es ist eine Freude zu sehen, wie engagiert das Team dabei ist“, sagt Graffam. Er beobachtet in zweifacher Hinsicht positive Effekte: Der Umgang mit der Technik ist eine große Chance, um junge Menschen an die Arbeit in der Kirche heranzuführen und sie mithilfe der modernen Medien am Ende auch dafür zu begeistern – und um Austrittswillige in der Gemeinde zu halten.

Erster offizieller Gottesdienst zum Streamen am 19. November

„Die steigenden Austrittszahlen sind für uns als Gemeinde natürlich bedrohlich“, sagt der 55 Jahre alte Theologe. Die Nordkirche rechnet bereits für dieses Jahr mit einem Minus von rund zwölf Prozent bei den Kirchensteuereinnahmen, was den Handlungsdruck verstärkt. Im Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg wird seit 2018 intensiv an Strukturanpassungskonzepten unter der Überschrift „Zukunft Kirche 2030“ gearbeitet. Ein Teil davon ist die Regionalisierung: Die 57 Gemeinden im Kirchenkreis schließen sich zu zwölf Regionen zusammen, um ihre Arbeit neu zu organisieren. „Halbe Stellen werden nicht mehr besetzt“, sagt Graffam.

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Kirche soll zeitgemäßer gestaltet werden

Noch sei Lauenburg mit drei Pastoren in einer komfortablen Situation, wobei Pastorin Sara Burghoff mit einer halben Stelle projektbezogene Tätigkeiten im Kirchenkreis ausübt. Wie sich das entwickelt, wenn 2030 nur noch zwei von jetzt sieben aktiven Theologen in Lauenburg und dem südlichen Kreis im Dienst sind, sei nicht abzusehen.

Die Live-Aufnahmen der Gottesdienste sowie die Streamingmöglichkeit sind ein wichtiger Teil, um Kirche zeitgemäßer zu gestalten. Probeaufnahmen hat es bereits gegeben, die auch alle erfolgreich waren. Der erste offizielle Gottesdienst, der live gestreamt wird, findet am Sonntag, 29. November, um 11 Uhr statt und ist auf dem youtube channel „Kirche Lauenburg“ auf www.youtube.com zu sehen.

  • Angebote der Kirchengemeinde im November

Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Lauenburg ist auch während des Lockdowns für ihre Mitglieder da. Zwar fällt ein Großteil der Präsenzveranstaltungen weg oder wird verschoben – die Gottesdienste finden jedoch weiterhin statt: Jeden Sonntag um 9.30 Uhr im Dietrich-Bonhoeffer-Haus und um 11 Uhr in der Maria-Magdalenen-Kirche.

Ein Einkaufsdienst entlastet Menschen aus der Risikogruppe. Informationen dazu bei Pastor Graffam unter 04153/33 55. Aber auch digital gibt es reichlich Angebote in den sozialen Kanälen der Kirche: Unter dem Hashtag #hoffnungsleuchten gibt es jeden Morgen auf Instagram und Facebook (@kirchelauenburg) einen #lichtmoment aus der Gemeinde. Abends wird der Tag unter #lichtfürdich mit einem Gebet für alle, die es grade brauchen, beendet.

Von Montag bis Freitag widmet sich Pastorin Burghoff unter #lesenddurchdenlockdown einem belletristischen, biblischen oder theologischen Buch, ebenfalls auf Instagram und Facebook. Mittwochs gibt es zudem noch eine Kurzandacht, die außerdem auch über die Homepage www.kirche-lauenburg.de und den youtube-Kanal abrufbar ist.

In der Monatsmitte beginnt das Projekt #lichtgedanken: Menschen aus der Gemeinde und darüber hinaus sind aufgerufen, Weihnachtspost für die Senioren in den Pflegeeinrichtungen Lauenburgs zu schreiben. Ansprechpartnerin dafür ist Pastorin Sara Burghoff, 0176/ 62 26 68 62.