Lauenburg. Ulrich Kruckow ist Azubi der Tischlerei Horstmann. Beim Landeswettbewerb des Deutschen Handwerks landete er auf dem zweiten Platz.
An einem Leistungswettbewerb des Deutschen Handwerks teilnehmen zu dürfen, ist für Auszubildende bereits eine Auszeichnung. Denn dazu werden nur die Prüfungsbesten eines Abschlussjahrgangs von der jeweiligen Innung eingeladen. Wer dann aber noch im jeweiligen Wettbewerb unter die ersten drei kommt, der hat eine doppelte Ehrung erfahren.
So wie Ulrich Kruckow aus Grünhof. Der 24 Jahre alte ehemalige Auszubildende der Lauenburger Tischlerei Horstmann hat beim Landeswettbewerb der Handwerkskammer Schleswig-Holstein 2020 in Meldorf Ende September mit dem Bau eines Abstelltisches aus Fichte und farbig lasiertem Multiplex den zweiten Platz gemacht.
Bau eines Kleinmöbels als Aufgabe beim Leistungswettbewerb
Sieben Stunden hatten die Teilnehmer Zeit für den Bau des Kleinmöbels, das am Ende rechtzeitig und vor allem fehlerfrei fertig sein musste. „Ich habe mein Werkstück als erster abgegeben“, berichtet Kruckow. Warum es nicht für den ersten Platz gereicht hat, weiß er nicht. „Ein Abschlussgespräch hat es leider nicht gegeben“, sagt er. Enttäuscht sei er dennoch nicht. „Ich freue mich sehr, so weit gekommen zu sein.“
Auch Monika Horstmann, seine ehemalige Chefin, freut sich sehr über diese Auszeichnung. Die 50-jährige leitet die Tischlerei im Lauenburger Industriegebiet Söllerstraße. Zwölf Gesellen und fünf Auszubildende hat ihr Betrieb, drei allein im ersten Lehrjahr. „Ausbildung wird bei uns groß geschrieben“, sagt sie. Mehrfach ist die Tischlerei für ihre Ausbildungsleistung ausgezeichnet worden – sowohl was die Anzahl der jungen Menschen angeht als auch das Leistungsniveau.
Jetzt studiert der Tischlergeselle Forstwirtschaft in Göttingen
Das gute Abschneiden von Ulrich Kruckow sieht Monika Horstmann infolgedessen auch als eine Bestätigung ihres Engagements. „Aber in erster Linie ist es für Ulrich Kruckow eine Auszeichnung“, sagt sie. Und die ist aus ihrer Sicht auch mehr als gerechtfertigt. Er habe immer sehr organisiert und sehr sauber gearbeitet. „Ich kann ja nicht jeden Azubi nach der Ausbildung übernehmen“, sagt Monika Horstmann. „Aber ihn hätte ich sofort eingestellt!“
Doch der frisch gebackene Geselle wollte nicht. Bereits bevor er die Tischlerlehre 2018 begonnen hat, wusste er, dass er danach Forstwirtschaft studieren wird. „Aber vorher wollte ich unbedingt die Lehre absolvieren“, sagt der Student der Universität Göttingen. Holz habe ihn von früh auf begeistert. Schon als Grundschüler habe er kleine Spielzeuge aus dem Material gebastelt. Insofern war die Lehre die logische Folge.
„Ich habe eine Menge lernen können“, sagt er. Sein Lehrbetrieb hat alles geboten – vom Möbelbau über den Einbau von Treppen und Fenstern bis zu Hoteleinrichtungen. „Die Werkstatt ist auch gut ausgestattet und besitzt einen umfangreichen Maschinenpark“, schildert er. All das habe er auch in seiner Freizeit nutzen dürfen – eine großartige Möglichkeit zum Üben, die er auch genutzt hat.
In den Semesterferien in der Tischlerei arbeiten
Aufsehen hatte der junge Tischler bereits mit seinem Gesellenstück erregt: einem Barmöbel aus Vollholz. „Vollholzmöbel sind mein Steckenpferd“, sagt er. 100 Arbeitsstunden hatte er dafür zur Verfügung. Keiner hatte erwartete, dass er es schafft, ein so großes Möbel in dieser Zeit zu schaffen. „Man kann dafür 130 Stunden veranschlagen“, sagt Firmeninhaberin Monika Horstmann.
Zum Wintersemester hat Ulrich Kruckow die Werkstatt mit dem Laptop getauscht. Statt Handwerk steht jetzt Forstwirtschaft auf seinem Programm. Aber eines ist für ihn gesetzt: Das Arbeiten mit Holz wird ihn sein Leben lang als Hobby begleiten. Auch wenn er nicht auf eine so gut ausgestattete Werkstatt zurückgreifen kann. Zumindest nicht auf eine eigene: „Meine Ex-Chefin hat mir angeboten, dass ich in den Semesterferien in der Tischlerei arbeiten kann“, sagt er.
Die Deutschen Meisterschaften
Die Deutschen Meisterschaften im Tischler- und Schreinerhandwerk sind ein mehrstufiger Wettbewerb. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer gelangen als Prüfungsbeste über Kammer- und Landesebene zur Bundesentscheidung. Durch die zuständigen Kammern werden zunächst auf Kammerebene die besten jungen Tischler und Tischlerinnen ermittelt. Dabei sind die Noten in der praktischen Gesellenprüfung maßgeblich, wobei mindestens 81 Punkte erreicht werden müssen.
Die Kammersieger werden dann zur Teilnahme am Landeswettbewerb eingeladen. Dort erstellen sie unter Aufsicht eine mehrstündige Arbeitsprobe, die von einer Jury bewertet wird. Die jeweiligen Landessieger qualifizieren sich anschließend für die Deutschen Meisterschaften im Tischler- und Schreinerhandwerk.