Lauenburg. Besucher hörten allerlei Anekdoten und Wissenswertes aus der Geschichte der Schifferstadt. Warum der „Mann im Mond“ ein Lauenburger ist.

Bei Vollmond werden mehr Kinder geboren, Unfälle und Verbrechen nehmen zu, der Vollmond heilt Warzen und holt Schlafwandler aus dem Bett – angeblich. Viele Mythen ranken sich seit Jahrhunderten um den Erdtrabanten. In Lauenburg lockte der Vollmond am Sonnabend neun Gäste zu einer Stadtführung mit Historikerin Dr. Claudia Tanck durch die Altstadt. Damit war die Führung fast ausgebucht: Wegen der Pandemie dürfen maximal zehn Gäste mitspazieren.

Weil der Mond sich am frühen Abend noch hinter den Wolken versteckte, trug Tanck eine Papierlaterne mit Mondgesicht. Passend zum Halloweenabend würzte sie ihre Informationen über Gebäude, Herrscher und Lauenburger mit allerlei gruseligen Anekdoten.

Ein Feuer zerstörte das Schloss im Jahr 1616

Während der Wind durch die Laubbäume am Schloss fegte und das schummrige Laternenlicht flackerte, führte sie die Gäste zurück ins Jahr 1616: Damals brannte das Lauenburger Schloss lichterloh. Der Organist hatte in der 1595 erbauten Schlosskirche ein Feuer gemacht, wohl um sich die Hände zu wärmen. Richtig gelöscht hatte er es nicht, sodass es wieder aufflammte und einen großen Teil der Schlossanlage zerstörte.

Bis zu seinem Tode lebte Herzog Franz II. in dem noch bewohnbaren Teil. Sein Nachfolger aber, Herzog August, verlegte die Residenz 1619 nach Ratzeburg. „Vor dem Schlossturm hatten wir als Kinder immer Angst“, berichtet die gebürtige Lauenburgerin. Von dem Wehrturm mit seinen Schießscharten und der Pulverkammer konnte man nicht nur das Umland kontrollieren, er diente auch als Gefängnis. Welch gruselige Vorstellung, hinter den zwei Meter dicken Backsteinwänden eingesperrt zu sein.

1000 Einwohner – und 30 Brauereien

Über den Hohlen Weg leitete die Stadtführerin die Gäste zur Maria-Magdalenen-Kirche und dem Kirchplatz und durch die Elbstraße, zur einstigen Stadtapotheke und dem 1633 erbauten Brau- und Brennhaus. „Lauenburg hatte damals höchstens 1000 Einwohner, aber es gab 30 Brauereien“, so Tanck. Man trank Bier, denn frisches Trinkwasser gab es nicht.

Am Ruferplatz in der Altstadt endete die Tour. Inzwischen hatte der Wind während des Spaziergangs die Wolkendecke vertrieben und der Vollmond schien in voller Pracht. Den „Mann im Mond“ entdeckten sie nicht, obwohl doch die Schifferstadt der am besten geeignete Ort für so eine Sichtung sein müsste, zumindest wenn es nach der Legende geht, die sich Tanck für den Schluss der Führung aufgehoben hatte: „An einem Karfreitag soll ein Mann in Lauenburg seiner Arbeit nachgegangen sein und holte Holz. Jemand sprach ihn an, ob er nicht wisse, dass es ein Feiertag sei. Dem Lauenburger war egal, ob es Feier-, Sonn- oder Montag sei. Sodann wurde der Arbeitende verbannt, auf den Mond, damit es für ihn immer Montag sei.“

Ein Mondkrater wurde nach einem Lauenburger benannt

Keine Legende ist die Tatsache, dass ein Mondkrater nach dem vor 255 Jahren in Lauenburg geborenen Astronomen Karl Ludwig Harding (1765–1834) benannt wurde. Harding war Professor in Göttingen, sammelte die Daten von 60.000 Sternen und veröffentlichte den ersten nach wissenschaftlichen Kriterien erstellten Sternatlas, beobachtete Kometen und Gasnebel und entdeckte den Asteroiden Juno. In Anerkennung seiner Leistungen wurde nach dem gebürtigen Lauenburger nicht nur ein Mondkrater, sondern im Jahre 2003 auch ein Asteroid benannt.