Lauenburg/Hohnstorf. Seit 21 Jahren fischt Eckhard Panz die chinesische Delikatesse aus der Elbe. Wir haben den Elbfischer aus Hohnstorf begleitet.
In Lauenburg und Hohnstorf kennt ihn fast jeder. Eckhard Panz, der letzte Elbfischer aus Hohnstorf. Jeden Morgen startet er das neun Meter lange Aluminium-Boot, eine Extra-Anfertigung, und leert seine Reusen: 739 Hektar der Elbe gehören zu seinem Fanggrund, die Strecke reicht von Geesthacht bis zur ehemaligen Grenze. Souverän steuert Panz das Boot Richtung Elbbrücke, wo er eine selbst angefertigte stationäre Fangvorrichtung für die Wollhandkrabbe im Wasser installiert hat: Ein 640 Quadratmeter großes Netz mit einer 35 Meter langen seitlichen Öffnung, das 24 Stunden lang im Wasser liegt und die nachtaktiven Krabben in die Reuse leitet.
Der Krabbenbestand in der Elbe hat sich deutlich verringert
Es ist einer der spätsommerlichen Sonnentage. Der Himmel ist stahlblau, die Elbe liegt glatt und schier vor
einem. Ein Idyll – für den Zuschauer. „Fischen ist harte Arbeit“, sagt Panz. Vor 21 Jahren hat der gelernte Maurer die Fischerei von seinem Vater übernommen, der wiederum von seinem Vater. Angeblich lässt sich die Reihe bis ins 17. Jahrhundert verfolgen. Aber einen Nachfolger für ihn gibt es nicht, sagt er und stoppt das Boot mit einem Wurfanker.
Routiniert holt der 54-Jährige die Reuse aus dem Wasser. Schnell erkennt er, dass es weniger Wollhandkrabben als sonst sind und findet auch den Grund: Ein Loch im Netz. „Kommt ab und an mal vor“, sagt er. Die Krabben würden das Netz mit ihren scharfen Scheren zerschneiden. Aus dem Grund seien sie auch für die meisten Fischer nur ein Ärgernis – für ihn jedoch ein guter Verdienst.
Aber schnell ist Abhilfe geschaffen: Eckhard Panz holt einen Faden raus und zieht das Loch zügig zu. Dann werden die Krabben aus der Reuse in den großen Plastikbottich gekippt, der am Ende bis zu einem guten Drittel gefüllt ist. „Das sind rund 14 Kilo“, schätzt er. Deutlich weniger als sonst. Früher habe er bis zu 40 Kilo Krabben pro Tag aus der Elbe gezogen. Aber der geringe Fang läge nicht nur am Loch im Netz – der Bestand in der Elbe ist auch im Lauf der vergangenen Jahre zurückgegangen.
Krabbe ist nicht für deutsche Gaumen
Er mag die Freiheit auf dem Waser, ohne einen Chef, der ihm sagt, was er wie und wann zu tun hat. Das Wetter ist nicht wichtig. „Wenn es regnet, ziehe ich mich halt wetterfest an.“ Für die Krabben hat Eckhard Panz einen festen Kundenstamm. Vorwiegend sind es Chinesen, die die Elb-Spezialität für den Eigenbedarf kaufen. „In den Restaurants werden sie nicht angeboten“, weiß er.
Die Krabbe sei seiner Ansicht nach nichts für deutsche Gaumen. Für ihn ist es ein Rätsel, warum das Krabbenfleisch in Asien als Delikatesse gehandelt wird. In der Schale ist kein festes Krabbenfleisch, sondern eher eine gallertartige Masse. In China werden die Flusstiere wie Hummer zubereitet. Nach dem Kochen wird das Fleisch vom Körper und den dünnen Scheren in pikante Soßen gedippt. Doch in ihrer Heimat sind die Krabbeltiere mittlerweile selten und deshalb teuer. Eine große Krabbe würde umgerechnet 50 Euro kosten.
Panz angelt alles, von Aal bis Zander
Sobald die Krabben im Bottich sind, werden sie nach Größe in mit Wasser gefüllte kleine Becken sortiert. Vier Euro bekommt er für ein Kilo große Krabben, 2,50 für ein Kilo von den kleinen Tieren. Dann geht es zurück an Land, wo die Krabben in sogenannten Hälterungen lebend aufbewahrt werden, bis die Käufer später am Tag kommen.
Eckhard Panz holt nicht nur Wollhandkrabben aus dem Wasser. „Ich fange alles, von Aal bis Zander“, informiert er. Erst im Sommer zog er einen riesigen Wels an Land, mit 2,10 Meter und stattlichen 57 Kilogramm war es der größte Fang seines Lebens.
Das Fischen ist eine Arbeit, die ihn noch immer erfüllt, jeden Tag aufs Neue. Ob er ans Aufhören denkt? „Nein“, lacht er. „Ich will noch 20 Jahre fischen.“ Fischen sei spannend und abwechslungsreich – und man wisse nie, was man in den Netzen findet.
Die chinesische Wollhandkrabbe ist eine ursprünglich in China beheimatete Krabben-Art. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde sie nach Europa eingeschleppt. In der einheimischen Fauna mancher Flüsse hat sich das Tier mittlerweile fest etabliert. Ihren Namen bekam die Krabbe durch den dichten Haarpelz, den insbesondere die männlichen Tiere an den Scheren tragen, bei Weibchen und Jungtieren tritt der unauffälliger auf. Die Gesamtbreite einschließlich der Beine kann bis zu 30 Zentimeter betragen. Das Gewicht liegt zwischen 70 und maximal 400 Gramm. Die Wollhandkrabben leben nachtaktiv und ernähren sich von Wasserpflanzen, Larven, Muscheln, Schnecken und Fischen