Mölln/Büchen. Kreissparkasse will Fahrzeugpool umrüsten und testet einen der ersten VW ID 3. Geldinstitut hat ein E-Mobilitätskonzept entwickelt.

Beim Volkswagenkonzern stehen alle Zeichen auf Strom: Mit dem neuen ID 3 wollen die Wolfsburger Elektropionier Tesla Paroli bieten. Das rein elektrisch betriebene Fahrzeug, das in der Formgebung an einen Golf erinnert, wird seit Anfang September ausgeliefert. Als einer der ersten Kunden im Kreisgebiet hat die Kreissparkasse am vergangenen Dienstag einen ID 3 erhalten. Sascha Mansek, Geschäftsführer des Autohauses Riemer in Mölln, hatte das Leasing-Fahrzeug persönlich an KSK-Vorstand Dr. Stephan Kram übergeben.

Mit dem ID 3 steigt die Kreissparkasse in die Elektromobilität ein

Nicht nur für VW, auch für die Sparkasse beginnt damit eine neue Ära: Im vergangenen Jahr hatte das Geldinstitut ein E-Mobilitätskonzept entwickelt. Mit dem jetzt in Dienst gestellten ID 3 sollen Erfahrungen gesammelt werden, im Winter wird dann noch ein elektrisch betriebener Kleintransporter Renault Kangoo ZE für den Hausmeisterservice des Geldinstituts in Betrieb genommen. Insgesamt verfügt die Kreissparkasse über elf sogenannte Pool-Fahrzeuge – Autos der Golf-Klasse, die den Mitarbeitern für Dienstfahrten zur Verfügung stehen. Hinzu kommen vier VW Caddy, die von den Hausmeistern genutzt werden, um die 18 Filialen (in Geesthacht Oberstadt und Schwarzenbek Nordost ist coronabedingt nur der SB-Bereich geöffnet) sowie die zehn SB-Standorte mit Geld- und Kontoführungsautomat zu betreuen.

Das Display hinterm ist Schaltzentrale und Tachometer zugleich: 184 Kilometer hat der am Dienstag in Dienst gestellte ID 3 bereits zurückgelegt, 204 Kilometer könnte er noch fahren.
Das Display hinterm ist Schaltzentrale und Tachometer zugleich: 184 Kilometer hat der am Dienstag in Dienst gestellte ID 3 bereits zurückgelegt, 204 Kilometer könnte er noch fahren. © Marcus Jürgensen | Marcus Jürgensen

„Dieser Schritt ist eine weiterer, um die CO2-Emission zu mindern – jetzt auch mit unseren Fahrzeugen“, so Kram. Den ersten Schritt ist das Geldinstitut schon vor einigen Jahren gegangen: Damals wurde beschlossen, jeden Neubau nach Möglichkeit mit Fotovoltaik-Anlagen zur Stromgewinnung auszustatten. Auch auf dem Dach des alten Gebäudeteils am Grambeker Weg 147 in Mölln hat bereits Solarmodule auf dem Dach. In einem Neubau entsteht dort bereits der neue Unternehmenssitz des Geldinstituts: Das Haupthaus am Marktplatz in Ratzeburg soll verkauft und an seiner Stelle ein Hotel errichtet werden, in dem die Sparkasse nur noch über eine Filiale verfügt. In seiner letzten Sitzung hat der Lauenburgische Kreistag als Träger des öffentlich-rechtlichen Geldinstituts, dieser Änderung des Geschäftssitzes in der Satzung zugestimmt.

Geldinstitut denkt über Ladesäulen an Filialstandorten nach

In Mölln ist auch der neue ID 3 stationiert. „Wir haben dort noch keine Ladesäule, sondern eine Wall-Box wie sie auch Privatleute in ihrer Garage montiert haben“, erläutert Pressesprecherin Anne Wohlfahrt, die den ID 3 für eine Dienstfahrt nach Büchen nutzte. Der Ladevorgang an der Wall-Box ist immerhin acht Mal schneller als an einer normalen Steckdose. Bei der Kreissparkasse gibt es aber bereits Überlegungen, an einer Reihe von Filialen Ladestationen für die eigenen Pool-Fahrzeuge sowie Kunden, die mit Elektroautos kommen, einzurichten. Kram: „Wir müssen in diese Richtung denken und sehen, wie wir die unterschiedlichen Aspekte im Zusammenhang mit dieser umweltschonenden Technik nutzen um umsetzen können.“

Tester bescheinigen E-Auto ausgezeichnete Fahrqualitäten

Das Platzangebot nicht nur auf den Vordersitzen ist üppig: Pressesprecherin Anne Wohlfahrt und Filialleiter Eddy Thiel beim Probesitzen.
Das Platzangebot nicht nur auf den Vordersitzen ist üppig: Pressesprecherin Anne Wohlfahrt und Filialleiter Eddy Thiel beim Probesitzen. © Marcus Jürgensen | Marcus Jürgensen

In den ersten Test hatten Automobiljournalisten unter anderem des ADAC dem ID 3 zwar ausgezeichnete Fahreigenschaften, aber billige Materialien im Innenraum sowie unterschiedliche Spaltmaße an der Karosserie attestiert. Die guten Fahreigenschaften streicht auch Riemer-Chef Manske heraus: Das liege daran, dass Volkswagen den ID 3 als reines Elektrofahrzeug konzipiert habe, während Mitbewerber ihre Autos noch für den Betrieb mit Elektro- oder Verbrennungsmotor konzipiert hätte. Die Folge: Der ID 3 fährt sich handlich wie ein Kleinwagen. Anders als der BMW I 3, der von der Kreisverwaltung sowie vielen Städten als Dienstwagen eingesetzt wird, hat der ID noch Gas- und Bremspedal. Wie bei einem herkömmlichen Verbrenner muss man also bremsen, wenn man die Geschwindigkeit verringern will. Beim BMW reicht es, den Fuß vom „Gaspedal“ zu nehmen. Witziges Detail: Im ID sind die Pedale mit den aus der Unterhaltungselektronik bekannten Symbolen für „Start“ und „Stop“ belegt.

Anne Wohlfahrt war von ihrer ersten Fahrt im E-Auto begeistert: „Man gleitet dahin. Dabei ist er so leise, dass man schon die Lüftung anschalten muss, um überhaupt etwas zu hören.“ Auch die Maße – „außen wie ein Golf, innen wie ein Passat“ – haben die KSK-Sprecherin überzeugt. Dazu kommen zahlreiche Assistenzsysteme von der Verkehrsschilder-Erkennung bis zum Abstandswarner. Nettes Gimmick: Der Fahrer braucht nur Platz zu nehmen und den Schlüssel abzulegen – schon ist der Wagen abfahrbereit.

Den ID 3 bietet Volkswagen in drei Ausstattungsvarianten und Motorvarianten zu Preisen von knapp 30.000 bis fast 50.000 Euro an. Sie unterscheiden sich vor allem in ihrer Reichweite. Beim Einstiegsmodell mit 45 kWh gibt VW 330 Kilometer an, bei 58 kWh sind es 420 und bei 77 kWh gar 550 Kilometer - jedoch nur unter Idealbedingungen.