Lauenburg. Friedhofskultur in diesem Jahr als immaterielles Kulturerbe ausgezeichnet. NDR dreht einen Beitrag über den Lauenburger Friedhof.
Der Friedhof Lauenburg ist nicht nur ein Ort der Trauer und Erinnerung, sondern bietet auch den Lebenden Raum. In einer Vielzahl von Ruhezonen, umgeben von Blüten und Büschen, Kunst und Kultur, finden die Angehörigen Platz für ihre individuelle Trauer und Besucher einen naturnah gestalteten Ort mit parkähnlichem Charakter. Das ist Friedhofskultur, die in diesem Jahr zum immateriellen Kulturerbe in Deutschenland ernannt worden ist. In einer von einem NDR-Team aus Kiel begleiteten Aktion haben Uwe Pusback, gärtnerischer Leiter des Friedhofs, und Marco Koch vom Team Grün, pünktlich zum Tag des Friedhofs am Sonntag am Haupteingang ein Schild montiert, was darauf aufmerksam macht.
Es ist eine Auszeichnung, die dem Friedhof an der Lütauer Chaussee mehr als gerecht wird. Auf knapp fünf Hektar finden sich fünf individuell gestaltete Themengärten – vom Schmetterlingsgarten bis zum Heidegarten, eine ungewöhnliche Wegführung und Skulpturen – Elemente, die mit der klassischen Friedhofsstruktur brechen.
Ein Ort der Integration über kulturelle Unterschiede hinweg
Neben der Bedeutung als Inspirationsfläche für viele Kunstformen habe der Lauenburger Friedhof auch eine soziale Funktion. „Er bietet sich auch als ein Treffpunkt für Familien oder Angehörige an“, sagt Friedhofsleiterin Elle Koriath. So wirke er sozialer Vereinsamung von Hinterbliebenen entgegen. Tatsächlich ist er ein Ort der Integration über kulturelle und religiöse Unterschiede hinweg. „Bei uns kann jeder bestattet werden. Auch wenn der Friedhof in kirchlicher Trägerschaft steht, ist er als sogenannter Simultan-Friedhof offen für alle Religionen, spirituelle Richtungen und konfessionsfreie Menschen“, betont sie.
Möglich sind Urnen- und Sargbegräbnisse, Erinnerungssteine können nach eigenem Geschmack ausgesucht werden und die Pflege ist durch die Friedhofsgärtnerei auf die gesamte Zeit der Totenruhe gewährleistet. „Der Friedhof ist auch ein Ort der biologischen Vielfalt mitten in unserer Stadt, zum Beispiel durch unsere Bienen“, sagt die Friedhofsleiterin. Mit der Honigernte ist sie sehr zufrieden, und es habe sich bereits eine Gruppe von Stammkunden gebildet.
Auszeichnung bereit im März vergeben
Der Tag des Friedhofs steht in diesem Jahr ganz im Zeichen des immateriellen Kulturerbes Friedhofskultur. „Die Auszeichnung hat die Kultusministerkonferenz bereits im März vergeben. Allerdings ging die Auszeichnung im Corona-Lockdown völlig unter, weshalb wir jetzt auf dieses vielschichtige Kulturerbe aufmerksam machen“, erläutert Elle Koriath.
Grundvoraussetzung für die Ernennung der Friedhofskultur in Deutschland zum immateriellen Kulturerbe war für die Unesco „die Lebendigkeit der kulturellen Ausdrucksform“. „Es geht nicht um ein Mumifizieren unserer Friedhöfe, sondern um deren zeitgerechte Weiterentwicklung“, sagt Ele Koriath. So wird man auch in Zukunft Bestattungsformen anbieten, die den Wünschen der Menschen entsprechen wie naturnah gestaltete, pflegeleichte oder pflegefreie Grabformen. Der gute Ruf und die kreativ gestaltete Anlage des Lauenburger Friedhofs – vom Wünschebaum bis zum erst kürzlich fertig angelegten Rundgarten – ist weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt – sozusagen bis nach Kiel. Und so ist das Film-Team des NDR gekommen, um einen Beitrag für das Schleswig-Holstein-Magazin zu drehen, der am Sonntag um 19.30 Uhr ausgestrahlt wird.
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Im Vergleich zu früheren Jahren gab es in diesem Jahr kaum Veranstaltungen auf dem Friedhof, was Elle Koriath sehr bedauert. Aber sie kündigt ein kleines Trostpflaster für die Schnakenbeker an: Für 25. September ist die Aktion „Zwiebel-Zauber 2021“ von 15 bis 17 Uhr um die Schnakenbeker Kapelle geplant.