Lauenburg. Die Lauenburger Jugendherberge Zündholzfabrik ist seit Juni wieder geöffnet und trotz Corona gut gebucht gewesen.
Die Corona-Pandemie hat die Jugendherbergen besonders getroffen. Die meisten Klassen- und Gruppenfahrten wurden bis Jahresende storniert, Häuser geschlossen, Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt. Erst seit dem Pfingstwochenende öffneten einige der Jugendherbergen schrittweise wieder, dazu gehört auch die Lauenburger Herberge Zündholzfabrik. Seit 14. Juni steht das Haus an der Elbe wieder für Gäste zur Verfügung – und ist auch gut gebucht worden. Leiterin Gabriele Seidel ist zufrieden mit dem Sommer.
Übernachtungen im Juli liegen sogar über Vorjahresniveau
„Wir hatten mehr als 1700 Übernachtungen im Juli“, sagt sie. Damit liegt die Zündholzfabrik sogar leicht über dem Niveau von Juli 2019. Die Folgen der Pandemie seien aber noch immer deutlich spürbar. „Alle Mitarbeiter sind noch in Kurzarbeit, dazu kommen natürlich die strengen Hygieneauflagen, an die wir uns und auch die Gäste halten müssen“, sagt sie. Darüber hinaus seien Sauna, Spielzimmer, Fernsehraum und auch die Buchausleihe in der gemütlichen Zündholzbar gesperrt. Essenszeiten seien unterschiedlich und vorgegeben, auch gebe es feste Tische für die Gäste im Speisesaal.
Dennoch: Viele Familien und Einzelgäste, vorwiegend Radwanderer, seien es im Juli gewesen, die dort übernachtet hätten – „aber meist nur für eine Nacht“, berichtet die 62 Jahre alte Leiterin. Ein großer Aufwand für die Reinigungskräfte. „Aber die Gäste waren froh, dass im Grunde alles problemlos vonstatten ging“, sagt Gabriele Seidel. Es war sogar ein Chor in Lauenburg, der jedoch nur unter freiem Himmel seine Lieder angestimmt haben.
Jetzt im August werde es ruhiger. Es seien einige Sportgruppen wie Fußballer in die Jugendherberge am Sportplatz gekommen, um dort auf dem Platz zu trainieren, was dank einer guten Absprache mit der Stadt möglich war. Eine Wandergruppe genieße zurzeit die schöne Lage der Jugendherberge, auch die lange ausgesetzte „food akademie“ für die Edeka-Auszubildenden werde hier wieder durchgeführt.
Jugendherberge am Sportplatz wird nur bei Bedarf geöffnet
Das letzte Quartal ist noch recht wenig gebucht. „Wir hatten sonst jedes Wochenende Chöre im Haus, einige haben noch Buchungen im Herbst laufen. Aber ob sie angesichts der aktuellen Lage wirklich kommen?“ Gabriele Seidel zuckt mit den Schultern.
Dennoch ist sie gemeinsam mit ihrem Team froh darüber, dass endlich wieder Leben in die Räume kommt und es weitergeht. „Die leeren Häuser waren einfach trostlos“, gesteht sie.
Die Jugendherberge am Sportplatz ist noch bis Ende Februar kommenden Jahres geschlossen, wird nur, bei Bedarf, für Gruppen geöffnet. Auch die Jugendherberge in Geesthacht bleibt voraussichtlich solange noch zu. Der Grund sind die zahlreichen Stornierungen, und dass beide Häuser im Gegensatz zur Zündholzfabrik für Gruppen und Schulklassen ausgelegt sind. Die letzten Reservierungen in Geesthacht konnten auf andere Häuser umgebucht werden, so die dortige Herbergsleiterin Claudia Kopitzke.
Jugendherbergswerk profitiert kaum vom Urlaub in Deutschland
Generell hat die Pandemie den Jugendherbergen bundesweit zugesetzt. „Von der insgesamt hohen Nachfrage nach Urlaub in Deutschland konnten wir nur bedingt profitieren“, resümiert Stefan Wehrheim, Geschäftsführer des DJH-Landesverbands Nordmark e.V. Nach aktuellen Prognosen wird der Landesverband das Jahr 300.000 Übernachtungen und einem Minus im mittleren einstelligen Millionenbereich abschließen – trotz Sparmaßnahmen und Kurzarbeit, wie der Verband informiert.
Wo normalerweise im Gruppengeschäft mit langer Vorlaufzeit geplant wird, reagiert das DJH-Team derzeit kurzfristig auf Bedarfe. Das bestätigt Marcos Schneider. Der 61-Jährige aus dem Raum Köln ist seit vergangenen Sonnabend auf Radtour auf dem Elberadweg von Cuxhaven nach Dresden und hat einen Stopp in Lauenburg eingelegt. „Zwangsweise“, sagt er. Eigentlich habe er im Zelt übernachten wollen, was aber durch das schlechte Wetter nicht mehr möglich war. „Einen Tag vorher habe ich aus Hamburg in Lauenburg angerufen, ob ich ein Bett haben kann, und es hat sofort geklappt.“
„Wir arbeiten anders als sonst“, gibt Gabriele Seidel zu. Aber sie freuten sich über jeden Gast und seien bemüht, alles möglich zu machen. Zum Glück sie auch bisher alles gut gegangen: „Es hat keinen einzigen Coronafall bei uns gegeben!“