Lauenburg. Vor 100 Jahren kam der Berliner Ernst Thieme nach Lauenburg und legte den Grundstein für die Rudergesellschaft Lauenburg

Als in Hamburg der erste Ruderverein Deutschlands gegründet wurde, schielte man in Lauenburg neidisch auf die große Stadt. Schließlich waren die Menschen in der Schifferstadt schon immer mit dem Wasser verbunden. Und eigentlich war der Rudersport in Lauenburg ja viel eher populär: Bereits 1890 gab es eine Schülerruderriege.

Doch es musste 30 Jahre später erst ein Berliner kommen, um den Rudersport in Lauenburg im großen Stil und nach festen Statuten zu etablieren. Ernst Thieme hatte 1920 die Leitung der hiesigen Zündholzfabrik übernommen. Was ihm in Lauenburg fehlte: Sich nach Feierabend ordentlich in die Riemen zu legen, wie er es von zu Hause gewohnt war. Als hätten sie nur auf den Anstoß gewartet, scharrten sich mehrere junge Lauenburger um den Berliner, um in Lauenburg einen Ruderverein aus der Taufe zu heben. Zwar war die Gründungsversammlung der Ruder-Gesellschaft Lauenburg (RGL) erst am 22. März 1921, doch Ernst Thieme hatte aus Berlin seinen Doppelzweier „Pirat“ mitgebracht. Gemeinsam mit seiner Frau legte er damit im Sommer 1920 den Grundstein für die RGL. In den kommenden Jahren wuchs nicht nur die Mitgliederzahl rasant, dank großzügiger Förderer konnte der junge Verein auch eine Vielzahl verschiedener Ruderboote anschaffen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg RGL wieder eigenständiger Verein

Während der Zeit des Nationalsozialismus hatte die RGL ihren eigenständigen Status verloren. Am 6. Juni 1946 wurde die Ruderabteilung der Lauenburger Sportvereinigung gegründet, in der sich Ruderer zusammenschlossen. Dabei hatte es schon 1945 Bestrebungen gegeben, den Verein wieder neu zu etablieren, doch fehlte es an Booten: Einige der Boote fielen mittlerweile aus Altersschwäche aus, die meisten waren aber während des Krieges konfisziert worden. Einige Boote fand man in der Nachkriegszeit wieder. Improvisation war in dieser Zeit alles.

1947 machte sich der Lauenburger Apotheker Uwe Lammers daran, die Ruderer wieder aus der Lauenburger Sportvereinigung herauszulösen. Am 30. April 1947 genehmigte die Militärregierung diesen Plan. Alte Boote wurden notdürftig hergerichtet. Die Mitgliederzahl wuchs schnell wieder auf 200 an. Da Holzboote nicht zu beschaffen waren, war die Freude über den neuen Vierer aus Aluminium mit dem Namen „Franz Hitzler“ umso größer. 1951 kam der erste Vorsitzende, Uwe Lammers, bei einem Autounfall ums Leben.

Eine nachträgliche Ehre wurde ihm 1953 zuteil. In dem von der Witwe gestifteten Vierer „Uwe Lammers“ erzielten die Lauenburger Ruderer am 17. Mai bei der Hamburger Frühjahrsregatta nach 25 Jahren den ersten Sieg bei einer offenen Regatta.

Große Namen, feste Traditionen und Spaß am Freizeitsport

Wenn heute in Fachkreisen die Sprache auf die Ruder-Gesellschaft Lauenburg kommt, erinnert man sich an große Namen wie Jürgen Plagemann oder Dirk Schreyer, die in den 1960er- und 70er-Jahren internationale Erfolge feierten. „Heute kann bei uns jeder rudern, der Spaß daran hat. Wir unterstützen, wenn jemand Rennen fahren möchte, sind aber vor allem für die Freizeitsportler da“, sagt der Vereinsvorsitzende Peter Perthun. 214 Mitglieder zählt die RGL im 100. Jahr ihres Bestehens. Die coronabedingte Zwangspause hat dem Vereinsleben nicht geschadet – niemand hat aus diesem Grund seine Mitgliedschaft gekündigt. „Mittlerweile rudern wir wieder nach einem strengen Hygienekonzept, aber das klappt ganz gut“, sagt Perthun.

Auch die Schülerriege kommt wieder regelmäßig zum Training. Die Kooperation zwischen RGL und Albinusgemeinschaftsschule läuft mittlerweile seit vier Jahren. Auch die hat ihre Wurzeln in der Vergangenheit. Bereits in den 1940er-Jahren gab es bei der RGL eine erfolgreiche Schülerruderliga.

100-jähriges Jubiläum soll ordentlich gefeiert werden

Um das Jubiläum im nächsten Jahr angemessen zu begehen, haben die Vorstandsmitglieder Peter Perthun und Jens Rahn eine Arbeitsgruppe einberufen. Geplant ist eine Ausstellung über die Geschichte der RGL. Die Flyer, der Internetauftritt und die Präsenz in den sozialen Netzwerken werden optimiert. Und natürlich soll auch gefeiert werden – dann hoffentlich ohne Coronabeschränkungen. Am 19. März 2021 soll es einen großen Empfang mit geladenen Gästen geben. Zünftiger geht es dann bei der Party im Bootshaus zu. Dieser Termin steht allerdings noch nicht fest.