Siebeneichen. In der Grundschule Siebeneichen wird nach zwei Jahren wieder unterrichtet. Der neue Träger ist die Schulstiftung der Nordkirche.

Es war großer Tag für das 260 Einwohner zählende
Dorf: Die Siebeneichener feierten am Sonnabend die Eröffnung ihrer Evangelischen Grundschule unter der Trägerschaft der Schulstiftung der Nordkirche und begrüßten die ersten zehn Schüler – acht Jungen und zwei Mädchen.

Die Erstklässler wurden mit einem Festgottesdienst, der unter freiem Himmel vor der Kirche stattfand, empfangen. Anschließend ging es zusammen mit der Schulleiterin Jutta Hügel im Gänsemarsch zur neuen Schule. Bevor die Kinder und die Lehrerinnen in die Klasse gingen, hieß es, kurze Ansprachen zu hören, Rückschau zu halten und in die Zukunft zu blicken.

Die neue Schule ist nämlich die alte. 48 Jahre lang hatten die Kinder Siebeneichens und der umliegenden Dörfer dort lesen, rechnen und schreiben gelernt und sich auf die weiterführenden Schulen vorbereitet. Doch dann kam das Aus. Es waren gerade einmal 26 Kinder, die im Schuljahr 2018/19 die Schulbank drückten. Die Schulaufsichtsbehörde schloss wegen der geringen Schülerzahlen die Zweigstelle der Grundschule Büchen. Das Gebäude und das Grundstück gingen ins Eigentum der Gemeinde über.

Die Siebeneichener fanden sich damit nicht ab und hatten die Vision, eine Schule am Ort zu behalten. Nach dem Vorbild der freien Schule in Gülzow arbeiteten sie sogleich daran, einen neuen Ort des Lernens zu schaffen. „Die Schule muss im Dorf bleiben“ war das Ziel.

„Was für ein Mut muss in diesem kleinen Ort herrschen, um so eine Vision zu verwirklichen“, würdigte Kai Gusek, Stiftungsvorstand der Schulstiftung der Evangelisch-Lutherischen Nordkirche, die Siebeneichener. Die Schulrätin Katrin Thomas hob das Konzept des jahrgangsübergreifenden Lernens positiv hervor. „Vielfalt bereichert und gibt Impulse“, sagte sie.

Gemeinde hat rund 130.000 Euro für Sanierung aufgewendet

Bürgermeister Jan Lukas (l.) wurde selbst vor 37 Jahren in Siebeneichen eingeschult. Martin Voß, Amtsvorsteher Büchen, war damals sein Mathe- und Sportlehrer. 
Bürgermeister Jan Lukas (l.) wurde selbst vor 37 Jahren in Siebeneichen eingeschult. Martin Voß, Amtsvorsteher Büchen, war damals sein Mathe- und Sportlehrer.  © Monika Retzlaff | Monika Retzlaff

Die Freude stand auch Siebeneichens Pastor Stefan Wilmer ins Gesicht geschrieben. Er und seine Frau Gabriele werden Religion unterrichten. „Wenn man gemeinsam an einem Strang zieht, dann kann man etwas bewegen“, fasste Siebeneichens Bürgermeister Jan Lucas zusammen. Er sagte den Eltern, Kommunalpolitikern, dem Förderverein, dem Pastorenehepaar, den Handwerkern der Stiftung und vielen mehr ein herzliches Dankeschön. „Vor 37 Jahren wurde ich selbst hier eingeschult und der Amtsvorsteher Martin Voß war mein Lehrer“, erzählte der Bürgermeister. Martin Voß hatte 1981 angefangen, zu unterrichten. „Ich unterrichtete Mathe, Sachkunde und Sport“, sagte er.

Nach vielen herzlichen Worten waren die Kinder an der Reihe. Die Erstklässler bekamen eine Schere und schnitten gemeinsam das rote Band vor dem Eingang der Schule durch. „Nun dürft ihr hinein“, sagte Lehrerin Jutta Hügel. In der Schule roch es noch nach Farbe. Die Räume wurden frisch renoviert. Neue Möbel, Sanitäranlagen und eine Ausgabeküche wurden eingebaut. Etwa 130.000 Euro hat die Gemeinde dafür aufgewendet. Jutta Hügel und Helge Meinicke werden ab sofort den Unterricht gestalten. Cornelia Pawlik übernimmt die Nachmittagsbetreuung und Claudia Funke ist als Integrationshelferin tätig. Schulleiterin Jutta Hügel wechselte aus Berlin nach Siebeneichen. Nach ihrem Dienst in großen Schulen mit bis zu 600 Grundschülern entschied sie sich nun für die Dorfschule.

Über die Neueröffnung freuten sich auch Marie und Thomas Oßwald: „Wir sind froh und stolz, dass unsere Kinder in diese schöne Schule gehen können.“ Das Ehepaar kam gleich mit drei Schultüten zur Eröffnung, denn ihre Drillinge gehören zu den ersten Schülern.

Im Schulgebäude soll auch eine neue Kita entstehen

Die Grundschule wird weiter wachsen, für das nächste Schuljahr gibt es schon Anfragen. Jahrgangsübergreifend soll es dann in zwei Lerngruppen mit 44 Schülern weitergehen. Zudem ist es geplant, im Schulgebäude eine neue Kita einzurichten. Auch ein Hort wird vermutlich noch vor der Kita realisiert werden.

Die Schulstiftung der Nordkirche ist mit 20 Schulen der größte Träger evangelischer Schulen im norddeutschen Raum. 18 Schulen davon sind in Mecklenburg-Vorpommern, nur zwei in Schleswig-Holstein – Siebeneichen und Gülzow. Die Stiftung berät Gründungsinitiativen, koordiniert den Aufbau der Schulen, regelt die Organisations- und Verwaltungsaufgaben und vertritt die Schulen in rechtlichen sowie politischen Fragen.