Lauenburg. Die Lauenburger Genossen haben seit 2018 fünf von sieben Stadtvertretern verloren. Entscheidung um den Fraktionsvorsitz ist gefallen.
„Ich hatte nicht gedacht, dass ich als bürgerliches Mitglied in die Sitzung gehe und als Stadtvertreter wieder nach Hause“, sagt André Peylo. Was war passiert auf der Fraktionssitzung der Sozialdemokraten am Dienstagabend?
Vor ein paar Wochen erst hatte Klaus Lindges aus familiären Gründen sein Amt als SPD-Stadtvertreter zurückgegeben. Jens Meyer rückt nach. Kurz danach hatte auch Martin Scharnweber aus zeitlichen Gründen seinen Rücktritt als Fraktionsvorsitzender erklärt. Der Grundschullehrer möchte sich künftig seinen beruflichen Aufgaben stärker widmen können. Als Nachfolger hatte Scharnweber seinen bisherigen Stellvertreter Immo Braune vorgeschlagen.
Jens Meyer ist Chef der SPD-Fraktion im Kreistag
Aber auch Jens Meyer stellte sich der Wahl zum Fraktionsvorsitzenden. Bereits vor der Kommunalwahl 2018 hatte er dieses Amt inne und war gleichzeitig erster Stadtrat, also Stellvertreter von Bürgermeister Andreas Thiede. Der 62-jährige Meyer stand bei der Wahl vor zwei Jahren auf dem eigentlich aussichtsreichen Listenplatz 3, hatte aber wegen des schlechten Wahlergebnisses der SPD den Einzug in die Stadtvertretung verpasst.
„Ich habe jahrzehntelange Erfahrungen in der Kommunalpolitik“, sagt Meyer über sich. Aber auch in der Kreispolitik ist der Lauenburger Rechtsanwalt aktiv. Im Kreistag ist er ebenfalls Chef der SPD-Fraktion. Meyer hält das sogar für einen Vorteil: „Kreispolitik und Kommunalpolitik sind eng miteinander verzahnt. Da kann mein beidseitiges Engagement nur gut sein.“ Er sei sich dessen bewusst, dass ihm oft eine zu große Nähe zu Bürgermeister Andreas Thiede vorgeworfen worden war. Dem widerspricht er aber. „Zusammenarbeit mit der Verwaltung ist gut, eine kritische Begleitung der Arbeit aber auch“, sagt Jens Meyer.
Braune beteiligte sich an Diskussionen in sozialen Netzwerken
Möglicherweise war es die kommunalpolitische Routine, die die Genossen nun mehrheitlich veranlasste, sich für Jens Meyer statt für Immo Braune als Fraktionsvorsitzenden zu entscheiden.
Als das Ergebnis der Wahl feststand, erklärte Verlierer Braune jedenfalls, sein Mandat als Stadtvertreter niederzulegen. „Ich möchte meinen Rücktritt nicht kommentieren, kann aber sagen, dass die Gründe nicht darin liegen, dass ich nicht verlieren kann“, sagt er auf Nachfrage. Immo Braune war 2018 der jüngste Kandidat für die neue Stadtvertretung. Dementsprechend setze er auf eine andere Form der Bürgernähe, als seine älteren Genossen. In den sozialen Netzwerken beteiligte er sich an den oft lebhaften Diskussionen zur Stadtentwicklung.
Für Immo Braune rückt nun als unverhofft André Peylo als Stadtvertreter nach.
Zwei Mandatswechsel von der SPD zu den Grünen
Somit sind von den vor zwei Jahren gewählten sieben SPD-Stadtvertretern mittlerweile nur noch Martin Scharnweber und Jörg Sönksen im Amt. Uwe Frensel schied im vergangenen Jahr umzugsbedingt aus. Renate Peters und Helmut Pasch wechselten zu den Grünen und nahmen ihr Mandat mit. Nachgerückt ist Helga Harris neben Jens Meyer und André Peylo.
Nach dem Wechsel von Paasch und Peters zur Fraktion der Grünen haben sich auch die Mehrheitsverhältnisse in der Stadtvertretung verändert. Aktuell verfügt die SPD über fünf Sitze, die CDU hat sieben Mandate. Bündnis 90/Die Grünen sind mit fünf Sitzen vertreten. Die Lauenburger Wählergemeinschaft hat drei Mandate und die Wählergemeinschaft Unser Lauenburg zwei Stimmen.