Lauenburg. Durch ein Missgeschick auf der Edeka-Baustelle ist die Plastik „Die Wartenden“ vom Sockel gestürzt – und ha das unbeschadet überstanden.

„Die Wartenden“ scheinen einen Schutzengel zu haben. Bevor es zum Abriss des alten Postgebäudes kam, legte der Denkmalschutz seinen langen Arm um die Skulptur auf dem Vorplatz. Als der Abriss endlich begann, stürzte durch ein Missgeschick ein Teil einer Wand unkontrolliert ein, doch das blieb Kunstwerk verschont. Jetzt kam es bei Verdichtungsarbeiten auf der Baustelle zu so starken Erschütterungen, dass die drei Bronzefiguren von ihrem Sockel stürzten – aber unbeschädigt blieben. „Wir konnten die Skulptur unversehrt sichern und einem Hamburger Unternehmen für Kunstlogistik zur fachgerechten Einlagerung übergeben“, versichert Bauamtsleiter Reinhard Nieberg.

Wäre die Plastik des Bildhauers Karlheinz Goedtke beschädigt worden, hätte es vermutlich mit dem Denkmalschutzamt des Kreises jede Menge Ärger gegeben. Schon als es in den politischen Gremien um den Bebauungsplan Nr. 83 „Nördlicher Ortskern – Bereich zwischen Post, südlichem Büchener Weg, östlicher Reeperbahn“ ging, hatte das Amt als „Träger öffentlicher Belange“ eine Stellungnahme dazu abgegeben. In dessen Augen war der in den 60er-Jahren errichtete Zweckbau der Post ein „besonderes Kulturdenkmal“. Dieses Ensemble bestand nach Meinung der Denkmalschützer aus „dem Hof, dem Postgebäude, der Garage, der Einfriedung, der Plastik „Die Wartenden“ sowie dem Sendemast und dem Nebengebäude am Büchener Weg.

Fotodokumentation zu dem Kunstwerk

Die Abrissgenehmigung für die Post gab es dann schließlich doch noch. Damit war der Weg frei für den geplanten Edeka-Markt an dieser Stelle. Allerdings nur unter der Voraussetzung, dass die Skulptur exakt an ihrem Platz verbleibt, wenn der Neubau fertig ist. Eigentlich hatte die Stadt von Anfang an eine Einlagerung und späteres Wiederaufstellen des Kunstwerkes forciert, doch das war für die Denkmalschützer nur der zweitbeste Weg. „Sicherheitshalber hatten wir, bevor die Abrissarbeiten begannen, nicht nur eine Fotodokumentation angefertigt, sondern den Standort der Skulptur exakt per GPS vermessen“, berichtet Nieberg. Das ist nun das große Glück: Wenn der Edeka-Markt fertig ist, werden die drei Figuren wieder an derselben Stelle stehen, sitzen – und warten.

Karlheinz Goedtke und seine Spuren in Lauenburg

Auf der Seite https://sh-kunst.de wird das bronzene Kunstwerk „Die Wartenden“ von Karlheinz Goedtke beschrieben: „Eigentlich geschieht nichts: Drei junge Männer warten, zwei stehend, einer sitzend. Worauf sie warten und was sie gerade denken, können wir nicht erkennen. Die drei Figuren treten durch die räumliche Nähe miteinander in eine Beziehung, bleiben aber doch bei sich und hängen ihren eigenen Gedanken nach. Karlheinz Goedtke setzt sich hier künstlerisch mit dem Spannungsfeld von Gruppe und Individuum auseinander und arbeitet den Typus des Wartenden mit drei stilisierten Körperhaltungen heraus.“

Die Skulptur „Die Wartenden“ stand von 1967 an bis zum Abriss des alten Postgebäudes vor dessen Eingang. Am 26. Juli 1967 berichtete die Lauenburgische Landeszeitung über die Fertigstellung des Postgebäudes. Der damalige Bürgervorsteher Karl-Heinz Wulff schwärmte von dem modernen Haus. An Postamtmann Werner Albrecht gerichtet sagte er: „Sie haben uns mit diesem schönen Bau ein Beispiel gegeben, das auf Nachahmung wartet.“ Einen Schönheitsfehler gab es bei der Einweihung des Gebäudes allerdings: „Noch fehlt ihm ein Stück äußerer Zierde. In den nächsten Wochen soll hier eine Plastik ,Die Wartenden’ von Karlheinz Goedtke aus Mölln aufgestellt werden, die gegenwärtig in Arbeit ist. Die Skulptur soll an die noch immer wenige Kilometer entfernt vorhandene Zonengrenze erinnern“, schrieb die Zeitung.

Drei weitere Kunstwerke in der Stadt

Karlheinz Goedtke hat in Lauenburg noch weitere Spuren hinterlassen. Der „Lauenburger „Rufer“ gilt als das Wahrzeichen der Stadt. Seit 1959 steht er auf dem gleichnamigen Platz Weit weniger bekannt dürfte sein, dass der bekannte Bildhauer aus Mölln in Lauenburg zwei weitere Kunstwerke hinterlassen hat: So steht die Plastik „Hans im Glück“ an der alten Jugendherberge und die Gruppe „Völkerverständigung“ an der Albinus-Gemeinschaftsschule. .