Lauenburg. 40 Kinder werden derzeit in der Elb-Kita betreut. Doch nun droht die Schließung. der Vermieter hat den Mietvertrag gekündigt.

Im Januar vergangenen Jahres sah es so aus, als seien die Sorgen um den Lauenburger Zwergenclub endlich vom Tisch: Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) übernahm die vor 30 Jahren gegründete private Spielgruppe, nachdem der Trägerverein vier Jahre lang in großer wirtschaftlicher und organisatorischer Bedrängnis war. Es gab nicht nur finanzielle Schwierigkeiten, sondern auch kaum noch Vereinsmitglieder. Zuletzt hatte die Stadt sogar den Zuschuss gestrichen, weil die Verwaltung keinen Ansprechpartner mehr fand.

Das DRK hatte dann bei der Stadt beantragt, eine Kita aus der Spielgruppe machen zu dürfen. Im November 2018 stimmte der Sozialausschuss zu. Mit der Übernahme des Zwergenclubs durch das DRK ging es dann bergauf: Die Spielgruppe wurde in Elb-Kita umbenannt, die Betreuungszeiten ausgeweitet und die Ausstattung der Gruppenräume in der alten Albinusschule verbessert. Mittlerweile werden hier nicht mehr 15, sondern 40 Kinder in zwei Gruppen betreut.

Doch jetzt droht der Elb-Kita die Schließung: Die Eigentümer der Albinusschule haben den Mietvertrag zum Jahresende gekündigt. Neue Räumlichkeiten für die Elb-Kita sind derzeit nicht in Sicht. Die alte Schule ist seit 2010 in Privatbesitz, zuvor gehörte sie der Stadt. Zu diesem Zeitpunkt war auch der Zwergenclub aus der Weingartenschule in die ehemalige Schule gezogen. Warum dem DRK jetzt die Kündigung ins Haus flatterte, kann Kreisgeschäftsführer Peter Timmermanns nur vermuten: „Wir haben die Betreuungszeiten ausgeweitet. Statt drei Stunden täglich, wird nun eine sechsstündige, im Sommer sogar eine achtstündige Betreuung angeboten. Vermutlich ist das der Grund für die Kündigung“, sagt er. Gespräche hätten nichts gebracht, die Eigentümer sich nicht umstimmen lassen.

Stadt kann kein geeignetes Gebäude anbieten

Das Problem: Auch die Stadt hat bisher keine Lösung parat, wo die 40 Kinder der Elb-Kita ab Januar nächsten Jahres spielen und toben können. „Es gibt in der Stadt offenbar weder ein Grundstück auf dem wir eine neue Kita bauen könnten, noch ein leerstehendes Gebäude, das geeignet wäre“, bedauert Timmermanns. Und selbst wenn: Auch dann müsste jetzt schnell eine Übergangslösung gefunden werden.

„Uns wäre vorerst mit einem Grundstück geholfen, auf dem wir einen mobilen Container aufstellen könnten“, sagt die Kita-Leiterin Lena Siemann, die auch die Wiesenkita in Büchen betreut. Pro Gruppe müssten 50 Quadratmeter zur Verfügung stehen. Dazu kämen noch Sozialräume sowie ein Büro.

Wenn zum Jahresende die Elb-Kita ihren Betrieb einstellen müsste, wäre das für die Stadt ein herber Schlag. Im Dezember vergangenen Jahres hatte der Gutachter Jens Gutsche den ersten Teil der Sozialraumanalyse vorgestellt. Sein Fazit: Den größten Handlungsbedarf in der Kindertagesbetreuung hat Lauenburg bei den Kindern bis drei Jahre. Derzeit gibt es hier 80 Krippenplätze, das entspricht einer Betreuungsquote von etwa 24 Prozent. „Die Nachfrage ist größer. Man geht davon aus, dass die Betreuungsquote bei 48 Prozent dem Bedarf entspricht“, sagte der Gutachter. Will Lauenburg diese erfüllen, müssten 65 weitere Krippenplätze geschaffen werden. Bei der Betreuung der Kinder zwischen drei und sechs Jahren ist die Stadt auf einem guten Weg. Bereits 81 Prozent aller Kinder dieser Altersgruppe besuchen den Kindergarten. Derzeit stehen 310 Plätze in der sogenannten Elementargruppe zur Verfügung. Die Prognose geht davon aus, dass nahezu alle Kinder den Kindergarten besuchen (97,8 Prozent). Demnach müssten 70 weitere Plätze geschaffen werden, um bis 2030 dem Bedarf zu entsprechen. Nicht berücksichtigt ist dabei allerdings, dass gerade am westlichen Stadtrand das Wohnbaugebiet Birnbaumkamp entsteht, wo viele junge Familien leben werden.

Verein Wabe baut neue Kita am Glüsinger Weg

Doch es gibt einen konkreten Plan, in Lauenburg den Bedarf an Kita-Plätzen zu decken: Auf dem Grundstück neben der Seniorenwohnanlage der Dana Grundstücksverwaltung am Glüsinger Weg soll eine neue Kindertagesstätte errichtet werden. Träger ist der Verein Wabe. Fast fünf Millionen Euro will der Verein in den zweigeschossigen Neubau investieren. Hier sollen einmal 180 Kinder betreut werden.

Für die Kinder, die jetzt in der Elb-Kita betreut werden, ist dieser Neubau allerdings keine Option, denn bis der Neubau steht, dürfte noch einige Zeit ins Land gehen: In der vergangenen Woche hat die Stadtvertretung erst den Bebauungsplan beschlossen. Außerdem setzt die Stadt ohnehin auf verschiedene Träger bei der Kitabetreuung. „Im Sinne pädagogischer Vielfalt ist unser Interesse groß, neben der evangelischen Kirche und dem Verein Wabe einen weiteren Träger in die Stadt zu holen“, hatte der zuständige Amtsleiter, Thomas Burmester, bei der Übernahme des Zwergenclubs durch das DRK gegenüber unserer Zeitung gesagt.