Lauenburg. Das Alte Schifferhaus in Lauenburg bleibt vorerst zu. Die Auflagen seien nicht zu erfüllen, sagt der Wirt.
Sönke Ellerbrock hat zwei dicke Stapel Papier vor sich liegen: Der eine mit Verordnungen der Landesregierung zu Eindämmung de Corona-Krise, der andere enthält Schreiben des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga). „Alles Vorschriften, unter welchen Bedingungen wir wieder öffnen dürften“, sagt er seufzend. Mit seiner Frau Sylvia hat er hin und her überlegt. Dann hat das Wirtepaar eine Entscheidung getroffen: „Wir werden ab Donnerstag nur das Hotel öffnen und unsere Übernachtungsgäste bewirten. Die Regeln sind sinnvoll und alternativlos, aber für unseren Betrieb nicht umsetzbar“, bedauert Ellerbock.
Wenn es voll ist, rückt man zusammen – eigentlich
Insgesamt 195 Sitzplätze in zwei Gasträumen und auf der Terrasse hat das alte Schifferhaus. Normalerweise geht es hier urgemütlich zu. Wenn es voll ist, rückt man zusammen. Am großen Stammtisch wird seit Jahrzehnten geklönt, die Stadtpolitik kommentiert oder der neuste Tratsch ausgetauscht. Abstand halten? Das passt hier gar nicht her. „Ich dürfte höchstens 50 Gäste empfangen und die auch noch weit auseinander setzen. Wie soll ich das machen?“, fragt der Wirt. Womit er sich auch ausführlich beschäftigt hat: „Die Regelungen, wer mit wem an einem Tisch sitzen darf, sind unübersichtlich und kaum zu kontrollieren. Abgesehen davon: „Wenn ich nur für ein Viertel der Gäste öffne, muss ich trotzdem mehr Personal als sonst da haben. So müssten unter anderem die Sanitärräume alle zwei Stunden desinfiziert werden. Das könnten wir nicht leisten und wirtschaftlich wäre das schon gar nicht“, hat er ausgerechnet.
Laut Dehoga bleiben die meisten Kneipen zu
Möglicherweise seien die Abstandsregelungen in größeren Restaurants relativ gut umsetzbar. „Aber Abstand halten in einer Kneipe unmöglich“, ist Ellerbrock überzeugt. „Wenn jemand einen Tisch bestellt, müsste ich fragen, aus wie vielen Haushalten die Gäste kommen und das dann auch noch kontrollieren. Das kann ich nicht leisten.“
Mit dieser Meinung ist der Wirt nicht allein. „Ich gehe davon aus, dass rund 50 Prozent der Speisegaststätten und die Mehrzahl der Kneipen noch zu bleiben werden“, sagte Frank C. Hohrath, Hauptgeschäftsführer der Dehoga am Freitag gegenüber der Deutschen Presseagentur. „Für uns ist das eine wirtschaftliche Katastrophe. Ich hoffe, wir kommen mit einem blauen Auge davon“, sagt Ellerbrock.
Hotelbetrieb ab kommenden Donnerstag
Trotzdem druckt der Wirt gerade jede Menge Schilder mit den geltenden Abstands- und Hygieneregeln aus. Gedacht sind die Hinweise für die Hotelgäste, denn die wollen die Ellerbrocks ab kommenden Donnerstag im Alten Schifferhaus wieder begrüßen. Sie hoffen, dass sich die Gäste von dem vielen Schildern und Zetteln nicht abschrecken lassen, denn auf den Hotelbetrieb setzen die beiden ihre ganze Hoffnung. „Mai und Juni sind normalerweise unsere stärksten Monate. Wir waren komplett ausgebucht“, sagt Sönke Ellerbrock. Doch die meisten Gäste hätten mittlerweile storniert. Möglicherweise, wenn das Wetter mitspielen würde, kämen noch spontane Buchungen dazu.
Aber auch der Hotelbetrieb läuft anderes, als die Gäste es gewohnt sind. Ein Frühstücksbüfett gibt es nicht, nur abgepackte Portionspackungen, die den Gästen auf Tellern serviert werden. Außerdem werden die Zimmer bei längerem Aufenthalt nur alle drei Tage gereinigt.
Die urigen Veranstaltungen, für die das Schifferhaus bekannt ist, sind bis auf Weiteres gestrichen. Aber hier hat sich Sönke Ellerbrock etwas einfallen lassen. Mehrmals in der Woche postet der singende Wirt ein Video mit einem Song auf seiner Facebookseite. Ein kleiner Trost für seine Fans – und auch für ihn.