Lauenburg. Eigener der Fahrgastschiffe in Lauenburg und Geesthacht vermissen klare Aussagen, zu welchen Bedingungen sie wieder ablegen dürfen.
Leinen los! Oder doch noch nicht? Die Eigner der Fahrgastschiffe aus Lauenburg und Umgebung sind verunsichert. Anders als beispielsweise in Mecklenburg-Vorpommern wird die Branche in Schleswig-Holstein im Zusammenhang mit den Lockerungen in der Corona-Krise überhaupt nicht erwähnt. „Ich warte seit Tagen auf Antwort aus Kiel, wie es nun weiter geht. Wir müssen uns ja entsprechend vorbereiten, wenn wir Fahrgäste an Bord nehmen wollen“, sagt Marcus Reich, Kapitän des historischen Raddampfers „Kaiser Wilhelm“.
Von der Antwort hänge unter anderem ab, ob die Crew die bereits ausverkaufte Pfingstfahrt durch den Hamburger Hafen absagen muss. Ein gewisser Vorlauf sei wichtig, schließlich könne man ein Hygienekonzept für ein 120 Jahre altes Schiff nicht mal einfach so aus dem Ärmel schütteln. „Das fängt ja schon bei den Toiletten an. Wir müssen alles Punkt für Punkt durchgehen, wie wir die Abstandsregelungen einhalten können“, sagt der Kapitän.
Reedereien fühlen sich von Politik im Stich gelassen
Ein Problem sei auch die reduzierte Gästezahl, die eine Bedingung für die Fahrgastschiffe werden dürfte. Marcus Reich ist ratlos: „Viele Fahrten sind seit Monaten ausverkauft. Welchen Fahrgästen soll ich nun absagen und welchen nicht.“ Fraglich bleibt, ob man einfach so Plexiglasscheiben in das denkmalgeschützte Schiff einbauen kann, um Crew und Gäste zu schützen.
Ähnlich verunsichert ist Angela Geffke von der Reederei Helle aus Lauenburg, die drei Fahrgastschiffe betreibt. „Ich finde, wir werden ganz schön hängen gelassen. Ich vermisse eine klare Ansage. Wir müssen ja auch planen“, ärgert sie sich. Da viele Gruppen ihre Fahrten bereits abgesagt haben, würde sie jetzt gern wissen, wann sie mit der Werbung beginnen könne.
Fahrgastschifffahrt unter strengen Auflagen ab 18. Mai möglich
Für Aufklärung sorgte gestern Harald Haase, Sprecher des Kieler Wirtschaftsministeriums. „Fahrgastschifffahrt ist ab dem 18. Mai ohne weiteres möglich, wenn die Hygienevorschriften eingehalten werden“, sagte er auf Nachfrage. Dazu gehöre, dass auf der Gangway und zwischen den Tischen 1,5 Meter eingehalten werden. Die Bedienungen müssen Mundschutz tragen. Außerdem müssen Tische und Toiletten regelmäßig gereinigt werden und Desinfektionsmittel bereit stehen. Und: Der Kapitän muss auf Nachfrage eines Kontrolleurs vom Ordnungsamt ein Hygienekonzept vorweisen können. „Dafür reicht ein handschriftliches Papier mit den Anweisungen an das Personal“, so Hasse. Außerdem muss eine Liste mit den Namen und Adressen der Fahrgäste vorliegen.
Wenige Kilometer weiter elbabwärts in Geesthacht wartet die „Aurora“ auf ihren Einsatz. Inhaberin Gabriela Randel sagt: „Bis Montag schaffen wir es einfach nicht, uns fehlen noch Angaben seitens des Landes zum Hygienekonzept.“ Und trotzdem: Gemeinsam mit ihrem Mann Karl-Heinz arbeite sie etwas vor, holt sich Ideen von der Dehoga und von anderen Bundesländern ein. So plant das Ehepaar, dass einige Tische durch eine Plexiglasscheibe abgetrennt und Desinfektionsspender auf dem 36 Meter langen und 7,50 breiten Salonschiff aufgestellt werden. „Aktuell warten wir auf die Lieferungen. Und dann muss ja noch alles montiert werden“, sagt Gabriela Randel.
Einnahmen können die Kosten nicht tragen
Unter normalen Umständen können 135 Gäste an Bord gehen. Vorerst werden nur 50 Plätze im unteren Innenbereich vergeben werden, vier Sitzplätze oben. Eine besondere Herausforderung auch auf ihrem Schiff: die Toiletten. „Wir wissen noch nicht genau, wie wir einen möglichen Stau vor den Waschräumen verhindern können“, sagt Gabriela Randel.
Einig sind sich die Eigner der Fahrgastschiffe: Ein Neustart unter solchen Bedingungen sei – rein betriebswirtschaftlich – überhaupt nicht sinnvoll. Die Einnahmen könnten die Kosten nicht tragen. Ablegen wollen sie aber trotzdem so schnell es geht – und zwar endlich mit Gästen an Bord.