Lütau. Sonderausstellungen des Zugpferdemuseums sollen im Container von Museum zu Museum reisen. Somit soll ein Platzproblem gelöst werden.
Die Gemeinde Lütau zählt etwa 700 Einwohner. Einer von ihnen ist der 70 Jahre alte Jürgen Hagenkötter. Seit etwa 20 Jahren leitet er das kleine Zugpferdemuseum, das in einer Scheune des denkmalgeschützten Annenhofs (1726) an der Alten Salzstraße 29 untergebracht ist. Auch wenn das Museum auf den ersten Blick eher unscheinbar wirkt, verbergen sich dahinter wahre Schätze.
In der Scheune riecht es etwas muffig, das Licht ist gedämmt, der Fußboden mit weichem Rindenmulch ausgelegt. Irgendwie angenehm – das Eintauchen in eine längst vergangene Zeit erscheint dadurch viel einfacher. Überall steht Historisches herum, so zum Beispiel eine gigantische Kutsche der Holsten-Brauerei. Die Dokumentationen des Zugpferdemuseums konzentrieren sich auf die Themen der pferdebespannten Brauerei-Logistik, der Fahrpost, des Einsatzes von Pferden beim Militär, des Speditionswesens und der Pferde in der Montanindustrie.
Aufgrund der Coronakrise verschiebt sich die Eröffnung
„Die Dokumentationen beziehen sich überwiegend auf die Zeit der Industrialisierung“, sagt Jürgen Hagenkötter und geht eine Holztreppe hoch in den ersten Stock. Auf dieser Ebene gibt es weitere Ausstellungsstücke zu entdecken: etwa Fotos vom Elbtunnelbau, einer Sattlerei und einer Säumerei. „Normalerweise hätten wir seit Anfang Mai wieder geöffnet, aber Corona hat uns das vermasselt.“
Nun soll es am Sonntag, 24. Mai, wieder losgehen. „Bis dahin müssen noch so einige Exponate entstaubt und geputzt werden“, sagt Hagenkötter, lacht und führt weiter durch die Scheune. Da die Ausstellungsfläche begrenzt ist, aber das Thema noch mehr zu bieten hätte, hat der Lütauer verschiedene Ideen entwickelt. Die neuste heißt: „Kultur in Kisten“. Was steckt dahinter? „Viele Museen sind darauf angewiesen, Sonderausstellungen anzubieten. Doch oftmals fehlt der Platz.“ Das Problem will Hagenkötter lösen, in dem er Museen eine fertige Ausstellung zum Thema Zugpferde im Zeitalter der Industrialisierung in einem Container anbietet. „Der kann dann beispielsweise vor dem Museum platziert werden.“
Kontakt zu anderen Museen gibt es bereits
Einen Container habe er bereits gekauft, der stehe aktuell noch in Mölln. In den kommenden Wochen werde er gemeinsam mit seiner Tochter Ann-Marie Dieckmann, die ihn als Museumspädagogin und wissenschaftliche Mitarbeiterin bei der anfallenden Arbeit im Museum unterstützt, ein Ausstellungssystem überlegen. Dieckmann: „Wir denken darüber nach, wie verschiedene Stellwände im Container platziert werden sollen, wie das Licht inszeniert werden muss, und, und, und.“ Es bestehe bereits Kontakt mit diversen Museen, die Lust auf „Kultur in Kisten“ hätten. „Es ist eben Kultur neu gedacht. Modern. Frisch“, so Hagenkötter
Bereits vor sieben Jahren hatte er das Projekt „Museum on Tour“ entwickelt. Auch das kam gut an: Mit den Museen abgestimmt konzipierte Hagenkötter gemeinsam mit seiner Tochter komplette Sonderausstellungen inklusive Auf- und Abbau. So führte die Tour des Lütauer Zugpferdemuseum unter anderem zum Verkehrsmuseum Dresden, Museum Lüneburg und Deutschen Museum Verkehrszentrum München. Hagenkötter: „Wir sind gespannt, wohin uns die Idee mit dem Container noch bringen wird.“