Lauenburg. Immer mehr Besucher kommen in den Tierpark. Nach und nach kommt der Alltag zurück. Anfang Juni ist das Zebra-Gehege wieder besetzt

Seit zwei Wochen dürfen Tier- und Wildparks in Schleswig-Holstein wieder öffnen. So auch der Tierpark Krüzen. Vor Ort scheint so langsam die Normalität wieder einzukehren, die Coronakrise samt ihrer Einschränkungen sind für die Besucher nur vereinzelt bemerkbar. Ein Unterschied: Es gibt keine Masken-Pflicht.

Es ist 9.30 Uhr und seit einer halben Stunde hat der Tierpark Krüzen geöffnet. Der Schotterplatz ist schon gut gefüllt, Autos reihen sich aneinander, Kinder hopsen mit ihren gefüllten Rucksäcken darauf herum. Auch das Bezahlen mit Bargeld ist hier kein Problem, nur der Shop mit Kuscheltieren und Postkarten ist für die Öffentlichkeit geschlossen.

Tierpflegerin musste entlassen werden

Neuer Star im Tierpark Krüzen ist das Kamel Wotan. Juniorchefin Sandra Zeyn-Drewke und Björn Zeyn geben ihm die Flasche.
Neuer Star im Tierpark Krüzen ist das Kamel Wotan. Juniorchefin Sandra Zeyn-Drewke und Björn Zeyn geben ihm die Flasche. © Isabella Sauer | Isabella Sauer

Viele Tierparks litten unter dem strengen Besuchsverbot während der Coronakrise. So auch der Tierpark Krüzen. Juniorchefin Sandra Zeyn-Drewke sagt: „Wir mussten eine Tierpflegerin entlassen, eine in Kurzarbeit schicken. Und unser Gärtner macht nun nur noch einen Minijob.“ Die Einnahmen seien weggebrochen, das Geld für Futter wurde knapp. Ein Spendenaufruf – auch über unsere Zeitung – war so erfolgreich, dass der Familienbetrieb die besuchsfreie Zeit überstehen konnte. „Es ist eine fünfstellige Summe zusammengekommen. Wir sind so dankbar dafür“, sagt die Juniorchefin und stapft mit einem Babyfläschchen in Richtung Kamel-Gehege.

Hier wartet auch schon der kleine, hungrige Wotan, der am Ostersonntag, 12. April, das Licht der Welt erblickte. „Da seine Mutter nicht genug Milch hatte und sich die Produktion nach den ersten zehn Tagen einstellt, geben wir ihm alle zweieinhalb Stunden das Fläschchen“, erklärt Zeyn-Drewke, die zu mehreren Kindern blickt, die neugierig am Zaun stehen.

Einbahnstraße führt durchs Känguru-Gehege

Die Kängurus (kleines Foto) knabbern an dem Futter aus den Trögen.
Die Kängurus (kleines Foto) knabbern an dem Futter aus den Trögen. © Isabella Sauer | Isabella Sauer

Weiteren Nachwuchs gibt es im Känguru-Gehege zu entdecken. Fünf Junge haben sich im Beutel ihrer Mütter versteckt. „Normalerweise können die Besucher hier von zwei Seiten einen kleinen Pfad im Gehege langgehen. Daraus haben wir nun eine Einbahnstraße gemacht“, sagt Zeyn-Drewke. Außerdem bleibt die Hüpfburg weiterhin ohne Luft, die Eisenbahn ist nicht in Betrieb und das Café mit der dazugehörigen Terrasse vorerst geschlossen. „Dafür haben wir aber seit heute den Spielplatz wieder geöffnet. Ebenso den Streichelzoo mit seinen neugierigen Ziegen.“ Je nach Anweisungen des Landes werde man innerhalb des Parks zu alten Gewohnheiten zurückkehren.

Dass der Proviant heute selbst eingepackt werden musste, stört Finnley (7) und Romy (6) nicht. „Hauptsache wir kommen mal wieder raus und können Tiere streicheln“, sagt Finnley, der das extra gekaufte Futter einem der drei Esel am Zaun reicht. Der Grund für Finnleys Besuch: „Heute habe ich sozusagen Projekttag und will mir eine Eule anschauen. Ich habe nämlich den Laut „Eu“ kennengelernt.“ Seine Oma hätte die Idee gehabt, praktischen Unterricht an der frischen Luft zu machen.

Gelände ist rund 60.000 Quadratmeter groß

Extra aus Reinbek angereist ist Annabelle (5) mit ihrer Tante Nicole Weber. Die beiden verweilen schon einige Minuten auf einer Bank vor dem Ziegengehege, trinken und essen eine Kleinigkeit. Bisher hatte sich Annabelle nicht getraut in den Streichelzoo zu gehen, doch dann blickt sie in die Augen eines kleinen Ziegenbabys und fasst sich ein Herz. „Ich gehe da nun doch hinein. Kommst du mit?“, fragt sie ihre Tante. Mutig läuft sie durch die beiden Türen des Geheges und langsamen Schrittes folgt sie einer kleinen Ziege. Diese hält an, schaut zu Annabelle und lässt sich sogar streicheln. „Ich bin so froh, heute hier zu sein“, sagt die Fünfjährige. „Es ist wichtig, dass Kinder auch mal wieder etwas anderes sehen“, ergänzt ihre Tante.

Juniorchefin Zeyn-Drewke hofft, dass bald noch mehr Familien einen Ausflug in den Tierpark machen. Ihrer Meinung nach sei das Einhalten der Abstandsregel auf dem rund 60.000 Quadratmeter großen Gelände relativ gut einzuhalten. Und außerdem verrät sie: „Bald ist weiterer ,Nachwuchs’ angesagt. Anfang Juni kommen drei neue Zebras zu uns auf den Hof.“