Lauenburg. Zehn Bewohner und sechs Pflegekräfte des Walter-Gerling Hauses sind mit dem Coronavirus infiziert. Weitere Infektionen wahrscheinlich.
Es herrscht Ausnahmezustand im Walter-Gerling-Haus der Arbeiterwohlfahrt (Awo). Nachdem am Montag zunächst zwei Bewohner und zwei Mitarbeiter positiv auf eine Infektion mit dem Coronavirus getestet wurden, hat sich mittlerweile die Lage dramatisch zugespitzt.
„Am Donnerstagmorgen erreichte uns die Nachricht, dass zwei Bewohner des Heimes verstorben sind. Einer von ihnen verstarb noch im Heim, der andere befand sich in stationärer Behandlung“, teilte Kreissprecher Tobias Frohnert gestern mit.
Auch sechs Pflegekräfte mit Coronavirus infiziert
Doch damit nicht genug: Bei einem kurzfristig durch das Gesundheitsamt angeordneten Test stellte sich heraus, dass derzeit nachweislich zehn der insgesamt 35 Senioren mit dem Virus infiziert sind. Außerdem fiel der Test bei sechs der insgesamt 31 Mitarbeiter des Pflegeheimes positiv aus.
Und es ist zu befürchten, dass sich weitere Bewohner angesteckt haben: „Die Pflegekräfte beobachten die Bewohner jetzt natürlich besonders genau und mussten dabei feststellen, dass einige, trotz des zunächst negativen Testergebnisses, Erkältungssymptome aufweisen“, sagt die Sprecherin des Landesverbandes der Awo, Kathrin Mansfeld. Ob es sich dabei um eine Infektion mit dem Coronavirus handelt, müssen erneute Tests ergeben.
Warum am Montag zunächst nur der betroffene 68-jährige Bewohner in das Geesthachter Johanniter-Krankenhaus eingeliefert wurde und nicht auch die ebenfalls positiv getestete 70-Jährige, erklärt die Awo-Sprecherin mit den zunächst sehr leichten Symptomen der Frau. „Eine stationäre Aufnahme schien nicht erforderlich. Aber dann verschlechterte sich ihr Zustand plötzlich rasant und dramatisch“, sagt sie. Der von den Mitarbeitern sofort gerufene Notarzt habe für die Seniorin nichts mehr tun können. Die beiden Verstorbenen hätten, wie die meisten Bewohner des Walter-Gerling-Hauses, Vorerkrankungen gehabt.
Derzeit sei das Gesundheitsamt des Kreises dabei, möglichst alle Kontaktpersonen der infizierten Personen festzustellen. „Dennoch wird es schwer sein zu ermitteln, auf welche Weise das Virus in die Einrichtung gelangen konnte“, so die Awo-Sprecherin.
Ambulante Pfleger melden sich freiwillig für Heimbetreuung
Damit durch den Ausfall der positiv getesteten Pflegekräfte nicht noch ein personeller Notstand ausbricht, wurden bereits Mitarbeiter aus dem Urlaub zurückbeordert. Was sehr hilfreich sei: Einige ambulante Pflegekräfte haben sich freiwillig bereit erklärt, jetzt in die Heimbetreuung einzusteigen.
„Wir haben alle Mitarbeiter der Pflege mit kompletter Schutzkleidung ausgestattet. Die hatten wir zum Glück schon im Vorfeld besorgt“, sagt Kathrin Mansfeld. Die meisten Bewohner würden mit der Situation im Heim relativ gelassen umgehen. Panik gebe es nicht und auch die notwendige Isolierung werde von den meisten zwar als unangenehm, aber notwendig verstanden.
Bisher acht Menschen aus dem Kreis an Corona verstorben
„Ein Problem sind unsere dementen Bewohner. Sie verstehen meist überhaupt nicht, warum die Schutzmaßnahmen nötig sind“, erklärt die Sprecherin. Die Leiterin des Walter-Gerling-Hauses, Silvia Henning , hatte bereits am Dienstag erklärt, dass die Betreuung der dementen Bewohner in dieser Situation eine besonders große Herausforderung sei.
Mit den zwei Todesfällen im Lauenburger Walter-Gerling-Haus verstarben bis Mittwochabend im Herzogtum Lauenburg acht Menschen an den Folgen der Infektion mit dem Coronavirus. Insgesamt wurden im Kreis – ebenfalls Stand Mittwochabend – 249 Personen positiv getestet. Nach Berechnung des Gesundheitsamtes waren zu diesem Zeitpunkt 183 Personen wieder genesen.