Lauenburg. Oliver Penns hat eine Vision: Er möchte mit Bewohnern der Lauenburger Altstadt einen Brotbackofen für die Gemeinschaft errichten.

„Ich bin in einem Kaff bei Dittmarschen aufgewachsen. Da war das Backhaus das Zentrum des Dorfes mit dem neusten Klatsch und Tratsch“, schwärmt Oliver Penns. Diese Erfahrung aus der Kindheit hat den heute 63-Jährigen sein Leben lang begleitet. Jetzt wurde daraus eine Vision für Lauenburg.

Jeder Mensch kann irgendwas besonders gut

Archäologie hat er studiert, später noch eine Maurerlehre abgeschlossen. Heute betreut Oliver Penns Erwachsene mit unterschiedlichen Einschränkungen im Geesthachter Verein Lebenshilfe. Mit ihnen hat er bereits zwei Lehmbacköfen gebaut und dabei immer wieder die Erfahrung gemacht: So ein Projekt fördert nicht nur den Gemeinschaftssinn, sondern auch die individuellen Fähigkeiten jedes Einzelnen. „Jeder Mensch kann irgendetwas besonders gut und genau das kann er dabei einbringen“, hat er festgestellt.

Seit 2017 wohnt Oliver Penns in der Altstadt, hat die Bewohner und ihre Eigenarten schätzen gelernt. Aber auch immer wieder den Wunsch wahrgenommen, etwas verändern zu wollen. „Während einige nur auf ,die da oben’ schimpfen, haben andere tolle Ideen. Dieses Potenzial müsste doch zu nutzen sein, habe ich mit gedacht“, erzählt er. Nach der Auflösung des Arbeitskreises Altstadt im vergangenen Jahr hat Penns mit viel Sympathie die verschiedenen Ansätze begleitet, Ideen für die Altstadt zu bündeln. Die meisten erschienen ihm nach einiger Zeit viel zu theoretisch und manchmal etwas abgehoben. „Lasst und doch mal klein anfangen“, hat er irgendwann einmal vorgeschlagen und die Idee eines Lehmbackofens für die Gemeinschaft ins Spiel gebracht.

Beim Kirchenvorstand offene Türen eingerannt

Allerdings: Jeder, der in der Altstadt schon mal etwas baulich verändern möchte, weiß, dass das letzte Wort die Denkmalschützer haben. Auf der Suche noch einem geeigneten Platz wurde Penns dann schließlich fündig: Eine abgelegene kleine Fläche im Besitz der evangelischen Kirchengemeinde erschien ihm ideal für das Vorhaben, für das er mittlerweile auch andere Altstadtbewohner begeistern konnte. Auch beim Kirchenvorstand habe er mit seiner Vision offene Türen eingerannt. „Vielen Menschen gefällt der Gedanke, eigenes Brot zu backen“, hat er dabei erfahren. Und nicht nur das: Oliver Penns weiß, dass gemeinsames Tun den Zusammenhalt fördert. „Das haben die Altstadtbewohner ja während des Hochwassers vor sieben Jahren bewiesen. Jetzt könnten wir diese Erfahrung positiv belegen“, sagt er.

Etwa vier Wochen dürfte es dauern, bis der Backofen fertig ist – von der Gründung bis zur Einweihung. „Und das Richtfest nicht zu vergessen, sagt der Initiator lachend und versichert: „Vorkenntnisse braucht niemand. Gestalten, zimmern und mauern ist unter Anleitung gar kein Problem. Zudem verzeiht Lehm vieles.“ Überhaupt müsse zunächst ja der Platz urbar gemacht werden, auch dabei würden viele Hände gebraucht.

Oliver Penns hat schon ein paar Vorstellungen, wie der Backofen später genutzt werden könnte. Wichtigste Voraussetzung: Vor Vandalismus so gut geschützt wie nötig, aber so offen wie möglich für die Allgemeinheit. „Hier könnten Backkurse stattfinden oder Veranstaltungen mit Jugendlichen“, schwebt ihm unter anderem vor.

„Das Projekt würde die Stadt bereichern“

Einen Bauantrag hat Oliver Penns noch nicht gestellt, nicht mal eine genaue Projektbeschreibung aufs Papier gebracht. Er ist sich trotzdem sicher, dass nicht nur die Kirchengemeinde, sondern auch die Stadt dahinter stehen wird.

„Erfahrungen zeigen, dass solche Gemeinschaftsprojekte die Lebensqualität steigern. Und es soll ja nicht nur durch Altstadtbewohner genutzt werden können. Der Visionär ist sich sicher: „Das Projekt würde die Stadt bereichern.“