Lauenburg. Gestern hat die Bundesregierung die Auflagen für Gaststättenbetriebe noch einmal verschärft. Die Wirt sind am Limit
Bei Sönke Ellerbrock steht das Telefon derzeit nicht still „Eine Stornierung nach der anderen. Eigentlich wäre das Haus mit Busreisegruppen in den nächsten Wochen und Monaten gut gebucht. Ich kann nachts kaum noch schlafen“, sagt der Wirt aus dem Alten Schifferhaus. Die Corona-Krise hat auch die Lauenburger Restaurants und Hotelbetriebe eiskalt erwischt. Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA) fordert ein sofortiges Nothilfeprogramm für Unternehmen des Gastgewerbes.
Das Schlimmste sei dieser Schwebezustand, meint Ellerbrock. Während Bars und Clubs schon seit dem Wochenende nicht mehr geöffnet werden dürfen, kämen die Festlegungen für Restaurantbetriebe nur scheibchenweise. Bis gestern galt: Gaststätten dürfen weiter öffnen, wenn die Abstände zwischen den Tischen mindestens zwei Meter betragen. Außerdem müssen die Betreiber die Kontaktdaten aller Besucher registrieren, damit im Falle einer nachgewiesenen Infektion Kontaktpersonen ermittelt und geschützt werden können. „Das haben bis auf ein Ehepaar alle Gäste ohne zu murren gemacht. Am Wochenende hatten wir abends die Hütte noch voll“, sagt der Schifferhaus-Wirt.
Weitere Einschränkungen für Restaurants
Damit ist jetzt Schluss Seit gestern Abend steht fest, dass Restaurants bis auf weiteres nur noch zwischen 6 und 18 Uhr öffnen dürfen. In Hotels dürfen nur noch Gäste übernachten, die auf Dienstreise sind, Touristen werden nicht mehr beherbergt. Reisen in Reisebussen sind ebenfalls verboten.
Besonders für die starre Vorgabe der Öffnungszeiten hat Sönke Ellerbrock kein Verständnis. „Man hätte doch sagen können: Beschränkt eure Öffnungszeit auf sechs Stunden am Tag. Wir dokumentieren schon so viel, darauf käme es dann auch nicht mehr an“, sagt er. Und: „Eigentlich könnte ich schließen. Wenn ich mich dafür aber entscheide ohne dass es angeordnet wird, schneide ich mich ins eigene Fleisch, wenn es später um Entschädigungen geht.“
Der Hotel- und Gaststättenverband hatte bereits am Wochenende – also vor der weiteren Verschärfung der Einschränkungen – sofortige Hilfsmaßnahmen für das Gastgewerbe gefordert. So müssten kurzfristig Liquiditätshilfen mit langjähriger Tilgung auf den Weg gebracht werden sowie steuerliche Entlastungen geschaffen werden. „Das wäre ein ganz wichtiges Signal für die Branche, das Zuversicht schaffen und insbesondere auch vermitteln würde, dass die Politik gerade die kleineren und mittleren Familienbetriebe nicht im Stich lässt“, heißt es in dem offenen Brief an die Bundesregierung.
Gäste bleiben weg, Kosten laufen weiter
Für Sönke Ellerbrock ist auch ein zinsloser Kredit keine Option: „Ich kann nicht noch mehr finanzielle Verpflichtungen eingehen. Die Saison ist jetzt schon gelaufen und die Kosten laufen weiter“, sagt er.
Das sieht auch Yildiz Frühauf vom Skippertreff an der Marina so. „Die Stornierungen können wir in diesem Jahr nicht mehr aufholen. Wer jetzt absagt, entscheidet sich im Laufe des Jahres doch nicht mehr um“, sagt sie. Dazu komme die Angst, sich selbst zu infizieren, so Frühauf: „Ich schaue bei jedem Wohnwagen zuerst aufs Nummernschild, ob er aus einem Krisengebiet kommt.“
Auch Sönke Ellerbrock ist – trotz der Freude über jeden Gast – nicht ganz wohl bei dem Gedanken. „Gern würde ich den Gästen Händedesinfektionsmittel anbieten, aber ich warte seit vier Wochen darauf. Es gibt einfach keins mehr“, sagt der Wirt. Dies mache es den Restaurantbetreibern zusätzlich schwer.
„Ohne schnelle und effektive Hilfe sind Insolvenzen im Gastgewerbe vorprogrammiert. Tausende Arbeitsplätze werden verloren wergen“, schreibt der DEHOGA. Sönke Ellerbrock bringt es auf den Punkt: „Nach dem Hochwasser 2013 hat uns Lauenburger Wirten und Hoteliers die Wiederaufbauhilfe des Bundes wieder auf die Beine geholfen. Jetzt ist die Situation ähnlich bedrohlich. Wir brauchen Hilfe wie bei der Flut.“