Lauenburg. Die Corona-Krise lähmt das öffentliche Leben. Deshalb greifen Lauenburger zur Nachbarschaftshilfe und gehen beispielsweise für Ältere einkaufen.

Schulen und Kitas bleiben geschlossen, alle Veranstaltungen werden abgesagt, öffentliche Einrichtungen dürfen nicht mehr betreten werden – das Coronavirus hat die Stadt schon jetzt fest im Griff. Doch wie immer, wenn brenzlig wird, rücken Lauenburger zusammen. So war es zuletzt während des verheerenden Hochwassers im Juni 2013 – und so ist es auch jetzt wieder.

Wann immer man die Zeitung aufschlägt, des Radio anstellt oder die Fernseher: Die Bedrohung durch das neuartige Virus ist allgegenwärtig. Gerade ältere Menschen sind verunsichert, gehören sie doch zu der Risikogruppe, die besonders gefährdet ist. Menschenmassen meiden, möglichst im Hause bleiben, raten die Experten. Was aber ist, wenn der Kühlschrank leer ist, wichtige Medikamente aus der Apotheke geholt werden müssen? Und wer geht mit dem geliebten Vierbeiner Gassi? Es hat nicht lange gedauert, bis in den sozialen Netzwerken diese Fragen diskutiert wurden. Spontan boten Lauenburger ihre Hilfe an: Einkaufen für die ältere Nachbarin oder – wenn sich die Fahrt nicht vermeiden lässt – auch Fahrscheine ausdrucken, die derzeit im Bus ja nicht verkauft werden. Aber auch mal eine Stunde auf die Kinder aufpassen. Auch ein Telefonanruf bei einem einsamen Menschen könne manchmal helfen, die Angst zu nehmen, meinte eine Facebooknutzerin.

Unter der Telefonnummer 04153/33 55 gibt es Hilfe

Die Fäden der Hilfsangebote laufen seit gestern bei der evangelischen Kirchengemeinde zusammen. „Wir freuen uns über die Bereitschaft zu helfen und wollen solche Angebote auch an Lauenburgerinnen und Lauenburger vermitteln, die nicht im Internet unterwegs sind“, sagt Pastor Philip Graffam. „Brauchen Sie Hilfe? Sie, Ihr Nachbar, Opa, Tante, Schwester, Mutter ...? Melden Sie sich!“, steht auf den Handzetteln, die die Konfirmanden ab heute in die Briefkästen stecken. Unter der Telefonnummer 04153/33 55 kann um die Hilfe gebeten werden. Für die Einkaufsfahrten steht der Gemeindebus zur Verfügung. Gegen eine Einkaufsliste und Bargeld werden die gewünschten Waren dann ins Haus gebracht.

„Wir suchen derzeit auch noch Fahrer. Wer also Zeit aufbringen kann, um zu helfen, möchte sich bitte ebenfalls unter dieser Nummer melden“, bittet der Pastor. Gleiches gelte für Leute, die vielleicht mit dem Hund Gassi gehen, wenn jemand krank zu Hause liegt, oder aufgrund von Risikofaktoren nicht auf die Straße gehen möchte. Vielleicht braucht jemand aber auch einfach nur jemanden zum Reden, weil. „Wir versuchen Hilfesuchende und Helfer zusammenzubringen“, erklärt Graffam den Ansatz der Idee. Ab heute sollen auch Plakate in der Stadt für das Angebot werben, das nicht nur von Mitgliedern der Kirchengemeinde in Anspruch genommen werden kann. Die regulären Gottesdienste sind aufgrund der Coronakrise bis auf Weiteres abgesagt.

Bei der Stadt freut man sich über die spontan organisierte Nachbarschaftshilfe. „Diese Bereitschaft, in Notlagen zusammenzustehen, zeichnet die Lauenburger aus. Das hat sich schon bei der Hochwasserkatastrophe bewährt“, freut sich Bürgermeister Andreas Thiede.