Lauenburg. Lauenburgs schwimmendes Wahrzeichen, der Raddampfer „Kaiser Wilhelm“ wird derzeit saniert. Gestern wurde der neue Kessel eingebaut.
15 Tonnen schwebten gestern in der Hitzler-Werft über dem „Kaiser Wilhelm“. Zentimeterweise ging es abwärts, dann verschwand der vier Meter lange neue Kessel im „Bauch“ des historischen Raddampfers. Ralf Herberich von der Spezialfirma Wulff & Umag schaute ganz genau hin, ob alles passt und das „Herzstück“ des Schiffes keinen Schaden nimmt. Schließlich hatte der Ingenieur den neuen Kessel nach alten Vorlagen maßgetreu konstruiert. „Sowas zieht man ja nicht mal eben so aus dem Regal“, sagte er.
„Es geht voran. Die Druckprobe unseres neuen Kessels ist erfolgreich bestanden und der neue Schornstein ist auch schon fertig“, hießt es im Dezember auf der Facebook-Seite für den Raddampfer „Kaiser Wilhelm“. Gestern konnte Kapitän Marcus Reich einen weiteren Haken unter den ehrgeizigen Sanierungsplan für das 120 Jahre alte Dampfschiff machen: „Als der alte Kessel vor 66 Jahren gebaut wurde, war ich nicht nicht mal auf der Welt. Der neue wird mich überleben“, scherzte er.
Bund steuert 950.000 Euro für die Sanierung zu
Wie berichtet wird der Schiffsveteran derzeit mit Fördermitteln des Bundes in Höhe von 950.000 Euro und einem Eigenanteil des Vereins von 95.000 Euro auf der Lauenburger Hitzler-Werft umfassend saniert.
Im Oktober musste sich der „Kaiser“ einer besonderen Prozedur unterziehen: Mit Trennschleifer und Schneidbrenner wurde das Heck abgetrennt, das auf einer Länge von 6,50 Meter komplett erneuert wird. „Bei den Arbeiten haben wir auch ein paar Überraschungen erlebt. So waren unter anderem die Bodenbleche ziemlich durch und wurden daher gleich miterneuert“, erzählte Reich. Aber unvorhergesehene Schäden seien bei einem alten Schiff zu erwarten gewesen.
Trotzdem liege man derzeit noch gut im Zeitplan. Wenn alles glatt läuft, werden als nächstes die Anschlüsse montiert und danach der Kessel mit der Dampfmaschine verbunden. Anschließend wird das neue Heck an den historischen Teil des Schiffes angebaut. Damit ist dann die grobe Arbeit erledigt. Die Schönheitsarbeiten nimmt sich die ehrenamtliche Crew des „Kaisers“ selbst vor. Schließlich sei es Ehrensache, das schwimmende Wahrzeichen von Lauenburg zum Saisonstart wieder fit zu machen.
„Kaiser Wilhelm“ führt die Schiffsparade wieder an
Marcus Reich und sein Team haben einen Termin fest im Visier: Die Schiffsparade in Lauenburg zum Kurs-Elbe-Tag am 26. April soll der „Kaiser Wilhelm“ wie in jedem Jahr anführen.
Danach heißt es dann Volldampf voraus!“ in die Jubiläums-Saison für den Raddampfer „Kaiser Wilhelm“, der vor 120 Jahren in Dresden gebaut wurde. Der Fahrplan für die kommende Saison steht bereits und kann im Internet auf der Seite www.raddampfer-kaiser-wilhelm.de abgerufen werden. Tickets für alle Fahrten gibt es online auf der Seite www.eventim.de. Karten können außerdem online an tickets@raddampfer-kaiser-wilhelm.de reserviert werden.
„Höhepunkt der kommenden Saison ist natürlich unsere Weser-Reise vom 17. Juli bis 2. August“, sagt Marcus Reich und rät, sich zu beeilen: Zahlreiche Tickets seien für die einzelnen Etappen bereits vorbestellt.
Am Ziel angekommen, wird der „Kaiser“ sicher für viel Aufsehen sorgen. Der Schiffsveteran fuhr bis 1970 auf der Weser und sollte eigentlich verschrottet werden. Bis dahin war das Dampfschiff zwischen Beverungen, Höxter und Holzminden eingesetzt. Gerettet wurde das Schiff vom Lauenburger Förderverein des Elbschifffahrtsmuseums.